Liebesnacht im Wuestenpalast
gehört hätte.
Sie holte tief Luft. „Du musst keine Angst haben, dass ich die Hochzeit verhindern will. Ich will Jacques nicht mehr.“ Aber zu ihrem Entsetzen schüttelte er den Kopf.
„Du kannst noch nicht nach Hause fahren.“
Tränen der Verzweiflung liefen ihre Wangen hinab. Wut und Hilflosigkeit schnürten ihr die Kehle zu. Heiser sagte sie: „ Wieso nicht? Es gibt keinen Grund, mich noch länger festzuhalten.“
„Oh doch, den gibt es.“
„Was meinst du damit?“
„Wenn ich dich gehen lasse, wirst du deiner Familie sagen, dass ich dich entführt habe …“
„Na und?“ Er träumte wohl, wenn er glaubte, dass sie niemandem etwas verraten würde. „Soweit ich weiß, wurde die Redefreiheit noch nicht abgeschafft. Oder ist das in Dhahara etwa anders?“
„Mein Land ist sehr aufgeklärt.“
Megan lachte. Sie konnte nicht anders. Jetzt war auch der letzte Rest der Verbindung mit ihm, die sie noch kurz vorher gespürt hatte, verflogen. Er war wieder ganz der knallharte, arrogante Kerl, den sie verabscheute. „Klar. Und du bist ein sehr moderner Mann.“
„Genau deshalb kann ich dich nicht gehen lassen.“
Sie lachte noch lauter und merkte selbst, wie hysterisch es sich anhörte. „Weil ich Sinn für Humor habe? Oder weil ich keine Angst habe, dir ins Gesicht zu sagen, was du bist? Ein Dieb, ein Lügner und ein Kidnapper.“
Sie hörte, wie er scharf die Luft einzog.
„Weil du eine Verwandte hast, die Journalistin ist.“
„Du hättest an die Folgen denken sollen, bevor du mich entführt hast. Die Leute haben ein Recht darauf, zu erfahren, was du gemacht hast. Du gehörst vielleicht zur Königsfamilie und bist für den Tourismus in Dhahara verantwortlich, aber was du getan hast, kann man nicht entschuldigen.“ Sofort nach ihrem Ausbruch wünschte Megan, dass sie wenigstens dieses eine Mal den Mund gehalten hätte. Sie hatte genauso reagiert, wie er es wollte. Jetzt ließ er sie erst recht nicht gehen.
Zum ersten Mal seit Tagen war die Angst wieder da. Megan befand sich in einer abgeschiedenen Region in einem fremden Land, weit weg. Er hatte sie völlig in seiner Gewalt. Auch wenn Megan sich eingeredet hatte, dass er ihr nichts tun würde … Wann würde er sie gehen lassen? Oder wollte er sie für immer hier einsperren?
„Was ist, wenn ich verspreche, niemandem etwas zu sagen? Lässt du mich dann frei?“
„Ja, das werde ich. Nach der Hochzeit.“
Erleichtert seufzte sie auf. Er würde sie also nicht für immer einsperren. „Wann ist denn die Hochzeit?“
„In zwei Wochen.“
„In zwei Wochen ?“
Sofort war die Anspannung zurück. Zwei Wochen mit Shafir zusammenzuleben kam ihr vor wie eine lebenslange Gefängnisstrafe.
In der hellen Morgensonne betrachtete sie sein Gesicht: die bronzefarbene Haut, die Nase und die vollen Lippen, mit denen er sie vorhin noch leidenschaftlich geküsst hatte. Daran wollte sie jetzt aber gar nicht denken.
Sie konnte nicht bleiben. Er war nicht gut für ihren Seelenfrieden. „Bitte, Shafir. Lass mich gehen.“
Er schüttelte den Kopf. In seinen Augen las sie so etwas wie Bedauern. „Nicht, bevor Zara verheiratet ist. Die Hochzeit darf auf keinen Fall gefährdet werden.“
Verzweiflung überfiel sie. Er gab einfach nicht nach. Megan wünschte, sie hätte den Mut, ihn anzuschreien. Stattdessen sagte sie nur: „Wie kannst du nur zulassen, dass jemand wie Jacques deine geliebte Cousine heiratet.“
7. KAPITEL
Wie kannst du nur zulassen, dass jemand wie Jacques deine geliebte Cousine heiratet. Megans Worte klangen in Shafir nach, während er durch den Palmengarten ging, den er vor Jahren angepflanzt hatte. Er sagte sich, dass es nur die verärgerten Worte einer enttäuschten Frau waren, die glaubte, dass sie betrogen worden war.
Jedenfalls war es nicht die Wahrheit. Megan wollte Jacques zurückhaben. Und sie würde alles tun, damit Shafir die Hochzeit absagte.
Aber genau das würde er nicht tun, diesen Gefallen konnte er ihr nicht tun. Obwohl er glaubte, im Paradies angekommen zu sein, als er sie geküsst hatte.
Er blieb stehen und blickte ins Leere. Die Palmen und Felsen um ihn herum nahm er kaum mehr wahr. Er erinnerte sich genau daran, wie sich ihre Haut angefühlt hatte, als er die Hände unter das dünne Nachthemd geschoben hatte, oder daran, wie sich ihre weichen Kurven angefühlt hatten …
Er zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Shafir war nicht so dumm, sich von einem herrlichen Frauenkörper betören zu lassen. Oder von
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