Liebesnacht im Wuestenpalast
raffiniert.“
Das sagte sie lächelnd und ohne verbitterten Unterton. Shafir erwiderte ihr Lächeln. „Ich werde mich bemühen, dass ein Tag schöner als der andere ist. Es ist großzügig von dir, dass du Dhahara noch eine Chance geben willst.“ In Wirklichkeit war er froh, dass sie ihm noch eine Chance gab. Jetzt bekam er Gelegenheit, ihr zu beweisen, dass er kein Dieb und Verbrecher war.
„So ein Angebot kann ich ja kaum ablehnen.“
„Jedenfalls wirst du nie erfahren, was du verpasst, wenn du jetzt nach Hause fährst.“
Einen Moment lang verfinsterte sich ihre Miene. „Das, weswegen ich gekommen bin, habe ich ja schon verpasst.“
Sie sprach von Romantik und Abenteuer. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. „Manchmal ist das, was du willst, nicht das, was richtig für dich ist“, entgegnete er leise, aber nachdrücklich.
„Das klingt wie ein Rätsel.“
„Vielleicht ist es das auch.“ Für Shafir war Megan das größte Rätsel. Eines, das er unbedingt lösen wollte. Nicht ein einziges Mal hatte sie sich heute typisch weiblich benommen. Sie hatte nichts falsch verstanden, was er gesagt hatte. Wieso hatte sie sich dann so in die Idee einer Liebesbeziehung zu Jacques verrannt?
8. KAPITEL
Vier Tage waren vergangen, seit sie in die Wüste aufgebrochen waren. Sie ritten mit den gleichen kräftigen Pferden durch das felsige Wadi, durch das sie gekommen waren, als plötzlich Gefahr drohte.
Während der letzten Tage, die sie in einem Beduinenlager verbracht hatten, hatte Megan gemerkt, dass Shafir bei den Menschen sehr beliebt war. Jeder kannte ihn. Er hörte dem Ziegenhirten zu, der sich darüber beklagte, dass sein Sohn nicht zur Schule ging. Er lachte über den Dorfältesten, der ihn ermahnte, endlich zu heiraten, und erfüllte die Bitte einer alten Frau, die einen neuen Webstuhl brauchte.
Er hörte zu. Und er kümmerte sich um die Menschen.
Der Mann, den sie für einen Schurken gehalten hatte, hatte Eigenschaften, die sie nie bei ihm vermutet hatte. Er war feinfühlig und sensibel. Megan sann gerade darüber nach, wie falsch ihr erster Eindruck von Shafir gewesen war, als Hanif angeritten kam und atemlos auf Arabisch auf Shafir einredete.
Megan drehte sich um.
Ein Blick genügte, und sie wusste, was los war. Banditen. Sie trugen rote Schals um die Köpfe, und schwarze Bärte bedeckten ihre Gesichter. Ihre Pferde waren ausgemergelt.
„Oh nein.“
„Hab keine Angst.“ Shafir lenkte sein Pferd neben ihres.
„Aber sie sehen nicht aus wie Einheimische.“
„Manche von ihnen sind von hier, andere kommen aus Marulla, das hinter der Gebirgskette liegt. Sie haben kein Öl, und der Bürgerkrieg in ihrem Land fordert seinen Tribut.“
Die Gruppe kam immer näher.
Shafir riss sein Pferd herum.
„Bleib hier“, befahl er. „Hanif, kümmere dich um sie.“
Er ritt davon.
Hilflos sah Megan ihm nach. Wie hatte sie ihn je für einen Verbrecher halten können? Der Unterschied war offensichtlich. Stolz saß er im Sattel – ein Mann, dessen Familie seit Jahrhunderten in Dhahara verwurzelt war.
Für diese Horde Gauner war der Königssohn eine reiche Beute.
Wieso nur brachte er sich so in Gefahr?
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass der Bodyguard neben ihr ein Gewehr auf dem Schoß hielt, sodass die Banditen es nicht sehen konnten. Sie kamen immer noch näher.
Der andere Bodyguard folgte Shafir. Zum ersten Mal bemerkte sie, wie schwer bewaffnet ihre Truppe war. Shafir hatte sicher auch ein Gewehr in seiner Satteltasche. Schließlich wusste er um die Gefahren, die in der Wüste drohten.
Sie hatte große Angst um ihn. Sie würde es nicht ertragen, wenn ihm etwas passierte.
Entschlossen trieb sie ihr Pferd an.
„Madame“, sagte Hanif, „bleiben Sie hier. Sie bringen Seine Hoheit nur durcheinander.“
„Aber er ist in Gefahr.“
Hanif lächelte sie beruhigend an. „Heute nicht. Es wird ihm nichts passieren. Warten Sie es ab. Insha’allah .“
Hilflos sah sie zu, wie Shafir die Hand zum Gruß hob. Zwei Männer aus der Gruppe ritten auf ihn zu. Zu dritt standen sie zusammen. Shafirs Wache wartete hinter ihm.
Sie machte sich Sorgen. „Warum lässt er sie so dicht heran?“
„Er redet mit ihnen“, sagte Hanif ruhig.
„Das sehe ich auch“, fuhr sie ihn an. Gleich würde sie die Nerven verlieren.
„Sie haben ein Problem.“
Misstrauisch sah sie ihn an. „Woher weißt du das? Kennst du diese Männer?“
Jetzt war Hanif derjenige, der wütend wurde. „Ich würde Seine Hoheit niemals
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