Liebesnacht mit einem Mörder
die Statisten in dem von ihm geschriebenen Stück. Er hat eine Rolle gespielt und sieht dem Mann, den wir auf den Disketten sehen werden, genauso wenig ähnlich wie dem Weihnachtsmann.«
Sie tigerte Richtung Tür, machte dort kehrt und lief ungeduldig zurück. »Andere Requisiten, ein anderes Kostüm, eine andere Bühne, und trotzdem ist es ein und dasselbe Stück. Er hat sich gut getarnt, Peahody, aber er ist nicht so clever, wie er denkt. Mit der Stimme von den Gesprächsaufnahmen nageln wir ihn fest.«
16
» H immel, Dallas.« Feeney zuckte mit der Schulter, über die sie sich unbarmherzig beugte. »Rück mir nicht so nah auf die Pelle.«
»Tut mir Leid.« Sie lehnte sich zwei Zentimeter zurück. »Wie lange wird es dauern, die Stimmen zu vergleichen?«
»Doppelt so lange, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt.«
»Okay, okay.« Sie wandte sich ab, stapfte durch das Besprechungszimmer und schaute aus dem Fenster. »Schneeregen«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu dem Kollegen. »Sicher wird der Verkehr nachher entsetzlich.«
»Um diese Zeit des Jahres ist der Verkehr üblicherweise entsetzlich. Es kommen viel zu viele Touristen in die Stadt. Ich habe gestern versucht, ein paar Einkäufe zu tätigen. Meine Frau hätte gern einen bestimmten Pullover. Die Leute reißen sich um die Sachen wie ein Rudel Wölfe um einen toten Hirsch. Ich gehe vor Weihnachten bestimmt nicht noch einmal freiwillig in irgendein Geschäft.«
»Video-Shopping ist problemloser.«
»Ja, aber die verdammten Leitungen sind die ganze Zeit besetzt. Gott und die Welt versucht noch irgendwelche Schnäppchen zu ergattern. Aber wenn unter dem Baum nicht mindestens ein Dutzend hübscher Päckchen für sie liegen, kann ich bis zum Frühjahr hier auf der Wache übernachten.«
»Ein Dutzend?« Entgeistert fuhr sie zu ihm herum. »Sie erwartet allen Ernstes mehr als ein Geschenk?«
»Himmel, Dallas, du hast wirklich keine Ahnung, wie es in einer Ehe läuft.« Schnaubend hieb er auf die Tasten seines Key boards ein. »Ein Geschenk ist genauso schlecht wie keins. Es geht um die Menge, Kumpel. Ausschließlich um die Menge.«
»Super, klasse. Ich bin eindeutig verloren.«
»Du hast ja noch ein paar Tage Zeit. Ah, geschafft.«
Ihr Einkaufsproblem war vergessen, und sie stürzte zurück an den Computer. »Dann wollen wir doch mal sehen.«
»Eine Sekunde. Hier ist unser Mann am Link.«
Könnten Sie mich bitte mit Mr. oder Ms. Kates verbinden?
»Ich habe die anderen Stimmen rausgeschnitten. Deshalb die langen Pausen«, erläuterte Feeney.
Guten Morgen, Ms. Kates. Hier spricht Nicholas Claus. Ich wollte nur wissen, welche Fortschritte die Arbeit an meiner Kette macht.
»Ich kann auch noch den Rest abspielen, aber für eine Stimmprobe haben wir damit bereits genug.«
»Der Akzent ist nicht genau zu definieren«, überlegte Eve. »Er hält sich damit sehr zurück. Clever. Hast du auch Rudy irgendwo?«
»Kommt. Das hier ist von der Verhöraufnahme. Nur er.«
Wir raten unseren Kunden immer, ihre Partner in der Öffentlichkeit zu treffen. Falls sich eine Frau anschließend noch privat mit ihm getroffen hat, hat sie das aus eigenem Antrieb heraus getan.
»Das Stimmabdrucksprogramm ist einfach klasse: Stimmlage, Tonfall, Tonqualität, Kadenzen…. es nimmt die Stimme total auseinander. Es ist völlig egal, ob du versuchst, sie zu verstellen. Deine Stimme verrät dich genauso wie deine Fingerabdrücke oder deine DNA. Du kannst sie unmöglich fälschen.
Wechsel zurück zu Person A, Übertragung des Stimmprofils sowohl über Audio als auch über den Bildschirm.«
Einen Moment…
Eve lauschte noch einmal der Stimme des Anrufers in dem Juweliergeschäft und verfolgte das Zucken verschiedenfarbiger Striche auf dem Bildschirm. »Kannst du den Monitor teilen?«, wandte sie sich an Feeney. »Ich hätte gern den Ausschnitt aus dem Verhör direkt darunter.«
»Ich denke schon.« Feeney gab den Befehl in die Tasten und spitzte dann die Lippen. »Oh, ich fürchte, wir haben ein Problem.«
»Was? Was ist los?«
»Verschmelzung beider Stimmen«, wies er den Computer an und erklärte, als die Punkte und Striche nicht aufeinander treffen wollten, seufzend: »Sie passen nicht zusammen, Dallas. Sie sind sich noch nicht mal ähnlich. Wir haben es eindeutig mit den Stimmen zweier verschiedener Individuen zu tun.«
»Scheiße.« Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Da sie es mit eigenen Augen sah, protestierte sogar ihr Magen schmerzlich. »Lass
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