Liebesnacht mit einem Mörder
viel zu schnell und war viel zu intensiv.
Sie wusste, was der Quacksalber der Polizei behaupten würde. Sie hätte nicht ausgiebig genug pausiert. Sie hätte sich noch zehn Tage länger erholen sollen, war einfach viel zu früh in den Außendienst zurückgekehrt.
Da sie von derartigen Gedanken schlechte Laune zu bekommen pflegte, verdrängte sie sie, als sie durch die Haustür in die Wärme trat.
Sie hatte mal wieder vergessen zu essen, und als sie plötzlich ihren Magen knurren hörte, fuhr sie sich mit der Überlegung, sie brauchte dringend einen Schokoriegel, mit beiden Händen übers Gesicht, trat vor den Scanner neben der Tür und fragte: »Wo ist Roarke?«
Er hält sich in seinem Arbeitszimmer auf.
Typisch, dachte sie und schleppte sich die Treppe ins obere Stockwerk hinauf. Anders als normale Menschen schien dieser Mann ganz einfach keinen Schlaf zu brauchen. Wahrscheinlich sah er noch genauso frisch aus wie am Morgen, als sie aus dem Haus gegangen war.
Er hatte die Tür offen stehen lassen, sodass ein kurzer Blick genügte, um ihre Vermutung zu bestätigen. Er saß hinter der breiten, schimmernden Konsole, blickte auf eine Reihe von Monitoren und sprach, während hinter seinem Rücken unablässig das Faxgerät summte, Befehle in sein Link.
Gleichzeitig wirkte er sexy wie die Sünde.
Wenn sie nur endlich diesen Schokoriegel in die Hand bekäme, sammelte sie eventuell genügend Energie, um ihn zu überfallen.
»Machst du eigentlich auch irgendwann mal Schluss?«, fragte sie, als sie den Raum betrat.
Er zwinkerte ihr lächelnd zu und wandte sich wieder an sein Link. »Also gut, John, sehen Sie zu, dass die Veränderungen vorgenommen werden. Über die Einzelheiten sprechen wir dann morgen.« Damit brach er die Übertragung ab.
»Du hättest nicht aufhören müssen. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich da bin.«
»Und ich habe mir nur die Zeit vertrieben, bis zu kommst.«
Er legte den Kopf auf die Seite und betrachtete sie aufmerksam. »Hast du schon wieder vergessen zu essen?«
»Ich hatte auf einen Schokoriegel gehofft. Segelt womöglich bei dir einer herum?«
Er stand auf, ging über den blank polierten Boden zum AutoChef hinüber und zog einen Moment später eine dicke grüne Schüssel mit dampfender Suppe daraus hervor.
»Das ist aber kein Schokoriegel.«
»Du kannst das Kind in dir verwöhnen, nachdem du die Frau beköstigt hast.« Er stellte die Suppe auf den Tisch und schenkte sich einen Brandy ein.
Sie schnupperte, und beinahe wäre ihr der Speichel aus den Mundwinkeln gelaufen. »Riecht ganz gut«, erklärte sie und nahm Platz. »Hast du schon gegessen?«, fragte sie mit vollem Mund und hätte vor Freude fast gestöhnt, als er ihr einen Korb mit knusprig frischem, warmem Brot zu ihrer Suppe reichte. »Du musst endlich damit aufhören, mich derart zu verwöhnen.«
»Es ist eine meiner kleinen Freuden, meine Gattin zu verwöhnen.« Er nahm neben ihr Platz, nippte an seinem Brandy und verfolgte, wie das Essen Farbe in ihre Wangen brachte. »Und ja, ich habe schon gegessen – aber ein Stück Brot könnte ich trotzdem noch vertragen.«
»Hmh.« Sie brach eine der Scheiben in der Mitte durch und reichte ihm die Hälfte. Nach einem langen Arbeitstag Suppe und Brot miteinander zu teilen war irgendwie gemütlich.
Genau wie bei, tja, wie bei normalen Leuten.
»Dann sind die Aktien von Roarke Industries gestern also um wie viel, um acht Punkte gestiegen?«
Er zog die Brauen in die Höhe. »Acht dreiviertel. Hast du plötzlich Interesse am Aktienmarkt entwickelt, Lieutenant?«
»Vielleicht behalte ich dich ja lediglich im Auge. Wenn nämlich deine Aktien fallen, könnte ich mich gezwungen sehen, mir einen anderen zu suchen.«
»Dieses Problem werde ich auf die Tagesordnung der nächsten Aktionärsversammlung setzen. Möchtest du ein Gläschen Wein?«
»Keine schlechte Idee. Aber ich hole ihn mir selbst.«
»Bleib sitzen und iss weiter. Ich habe dich noch nicht genug verwöhnt.« Er stand auf, nahm eine bereits geöffnete Flasche aus dem kleinen Kühlschrank und schenkte ihr ein.
Gleichzeitig schabte sie den letzten Rest der Suppe aus der Schüssel und hätte am liebsten noch den letzten Tropfen vom Schalenboden geleckt. Sie fühlte sich warm, gesättigt und zu Hause. »Roarke, geben wir eine Party?«
»Wann?«
»Ich habe keine Ahnung.« Sie runzelte die Stirn. »Wenn ich wüsste, wann, würde ich dann fragen? Feeney hat etwas von einer Weihnachtsparty bei uns erwähnt.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher