Liebesnacht mit einem Mörder
ist richtig. Und zwar am dreiundzwanzigsten Dezember.«
»Warum?«
»Meine liebe Eve.« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie, bevor er wieder Platz nahm, zärtlich auf den Kopf. »Weil Weihnachten ist.«
»Weshalb hast du mir noch nichts davon gesagt?«
»Ich glaube, das habe ich getan.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Hast du zufällig deinen Kalender in der Nähe?«
Knurrend zog sie ihn aus der Tasche und gab das Datum ein. Dort war die Party eingetragen, gefolgt von ihren Initialen zum Zeichen, dass der Eintrag von ihr höchstpersönlich vorgenommen worden war.
»Die Bäume werden morgen angeliefert.«
»Bäume?«
»Ja, wir werden einen offiziellen Baum im Wohnzimmer haben und mehrere andere oben im Ballsaal. Aber ich dachte, dass wir zusätzlich einen kleinen Baum für uns allein in unser Schlafzimmer stellen und persönlich schmücken sollten.«
Ihre Brauen schossen in die Höhe. »Du willst einen Baum schmücken?«
»Ja, das will ich.«
»Ich habe keine Ahnung, wie man so was macht. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Weihnachtsbaum geschmückt. «
»Ich auch nicht, oder zumindest nicht in den letzten Jahren. Es wird unser erster gemeinsamer Baum.«
Die Wärme, die bei diesen Worten durch ihre Adern zog, hatte nichts mehr mit der heißen Suppe oder dem köstlichen Wein zu tun. Sie lächelte und erklärte: »Wahrscheinlich werden wir die Sache total vermasseln.«
Er nahm die Hand, die sie ihm entgegenstreckte. »Bestimmt. Und, fühlst du dich jetzt besser?«
»Allerdings.«
»Willst du mir von heute Abend erzählen?«
Sie drückte seine Finger – »Ja.« –, entzog ihm ihre Hand und sprang, da sie in Bewegung klarer denken konnte, auf die Beine.
»Er hat noch einmal zugeschlagen«, begann sie ihren Bericht. »Es war dieselbe Vorgehensweise wie beim ersten Mal. Die Überwachungskamera über der Haustür hat ihn aufgenommen. Das Weihnachtsmannkostüm, die große Silberschachtel mit der voluminösen Schleife. Diesmal hat er ihr eine Brosche mit zwei Vögeln angesteckt.«
»Turteltauben.«
»Genau – oder zumindest gehe ich davon aus. Ich habe keine Ahnung, wie eine verdammte Turteltaube aussieht. Es gab kein Anzeichen dafür, dass er gewaltsam in die Wohnung eingedrungen ist oder mit seinem Opfer gekämpft hat. Ich schätze, die toxikologische Untersuchung wird ergeben, dass sie unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels stand. Sie war gefesselt und, da das Appartement nicht schallisoliert ist, wahrscheinlich geknebelt. Auf ihrer Zunge und in ihrem Mund haben wir Faserreste ausgemacht, doch den Knebel selbst haben wir nicht entdeckt.«
»Hat er sie auch vergewaltigt?«
»Ja, genauso wie beim ersten Mal. Auf ihrer rechten Brust war eine frische, ablösbare Tätowierung angebracht. Meine große Liebe. Außerdem hat er sie in eine rote Girlande eingewickelt, geschminkt und sorgfältig frisiert. Das Badezimmer war der sauberste Raum in der gesamten Wohnung. Ich schätze, er hat es gründlich geschrubbt, nachdem er sich selbst dort gesäubert hat. Als ich an den Tatort kam, war sie erst eine Stunde tot. Der anonyme Anruf kam von einer Telefonzelle einen halben Block von ihrem Haus entfernt.«
Er merkte, dass abermals die Frustration sie packen wollte, nahm ihre beiden Gläser und stand auf. »Wer war sie?«
»Eine Stripperin aus dem Sweet Spot – einem teuren Club in der West Side.«
»Ja, den kenne ich.« Als sie ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah, reichte er ihr ihren Wein. »Und ja, zufällig bin ich der Besitzer.«
»Ich hasse es, wenn das passiert.« Als er lediglich grinste, atmete sie schnaubend aus. »So oder so hat sie die Nachmittagsschicht gehabt und scheint direkt im Anschluss an die Arbeit heimgefahren zu sein. Um sechs, als der Bastard beim Betreten ihres Hauses aufgenommen wurde, hat sie gerade ihren AutoChef auf seinen Inhalt überprüft.« Eve starrte in ihren Wein. »Ich schätze, dass sie nicht mehr zum Essen gekommen ist.«
»Er arbeitet schnell.«
»Und scheint sich dabei ungemein zu amüsieren. Für mich sieht es so aus, als wollte er die Quote bis Neujahr erfüllen. Ich muss ihr Link, ihre Finanzen, ihre persönlichen Daten überprüfen. Und dann muss ich wissen, wo die Brosche her war. Mit dem Weihnachtsmannkostüm und der Girlande komme ich bisher nicht weiter. Wo in aller Welt ist die Verbindung zwischen einer netten Verwaltungsangestellten und einer Striptease-Tänzerin?«
»Den Ton kenne ich.« Mit diesen Worten trat er vor
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