Liebesnacht mit einem Mörder
herum. »Nur die fünfzig Leute, bei denen die Wahrscheinlichkeit am größten ist, okay? Ich kann Whitney dazu bringen, fünfzig Leute zu kontaktieren. Gott stehe den anderen bei. Wo zum Teufel ist mein Schokoriegel?«
»Ich habe ihn nicht geklaut.« Feeney zog seine Tüte mit Nüssen aus der Tasche. »McNab war vorhin hier. Er ist ein berüchtigter Schokoriegel-Dieb. «
»Dieser Hurensohn.« In dem verzweifelten Bedürfnis nach irgendwelcher Nahrung riss sie Feeneys Tüte an sich und schob sich eine Hand voll Nüsse in den Mund. »Ich habe die Aufnahmen aus dem Haus von Cissy Peterman vergrößern lassen, aber ich schätze, du kannst es noch besser. Ich will ihn sehen, wenn er fast er selbst ist – kurz bevor er rennt. Im Augenblick der Panik.«
In der Hoffnung auf eine Tasse Kaffee drückte sie eine Taste ihres AutoChefs. »Ich habe Fotos von den Partnerlisten und von den Angestellten von Personally Yours. Du hast das Equipment, um die Bilder einzuscannen, guck also, wer von seiner Gesichtsform, seiner Augenform und so dem Täter ähnlich ist. Irgendetwas muss man auf den Bildern doch erkennen, auch wenn der Großteil seines Mundes hinter dem Bart verborgen ist.«
»Wenn wir ein halbwegs gutes Foto haben, können wir die Ähnlichkeit berechnen.«
»Ja. Die Statur wird uns nicht weiterbringen, aber vielleicht seine Größe. Den Bildern nach zu urteilen, trägt er flache Schuhe, weshalb die Größe sicher halbwegs stimmt. Die Hände sind in Handschuhen versteckt.«
Sie trank einen Schluck Kaffee, kniff die Augen zusammen, und plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Die Ohren«, sagte sie, »meinst du, dass er sich die Mühe gemacht hat, die Ohren zu verändern? Wie viel sieht man von den Ohren?«
Sie sprang an den Computer und rief die Bilder auf. »Scheiße, nichts, nichts, nichts. Hier!« Endlich fand sie eine Aufnahme seines Profils. »Das ist gut. Kannst du damit arbeiten?«
Feeney knabberte nachdenklich an einer Nuss. »Ja, möglich. Die Mütze verdeckt die Spitze seines Ohrs, aber ja, vielleicht. Guter Gedanke, Dallas. Die Ohren hätte ich vergessen. Wir gehen die verschiedenen Stellen nacheinander durch und prüfen, was uns dabei auffällt. Aber das wird dauern. Etwas so Komplexes dauert Tage, eventuell sogar eine Woche.«
»Ich brauche das Gesicht von diesem Bastard.« Sie schloss die Augen und dachte weiter nach. »Wir gehen noch mal zurück zum Anfang und folgen der Spur der Schmuckstücke, des Desinfektionsmittels und des Make-ups. Die Tattoos waren freihändig gezeichnet. Kann sein, dass uns das weiterbringt.«
»Dallas, in zwei Drittel aller Schönheitssalons der Stadt sind Tattoo-Künstler beschäftigt. «
»Von denen vielleicht einer diese Zeichnung kennt.« Sie seufzte. »Wir haben noch zwei Stunden, bis wir ins Nova müssen. Schauen wir, was wir bis dahin schaffen.«
11
W as Peabody wirklich störte, war, dass auf ihrer Partnerliste der Name McNab geschrieben stand. Es war ihr egal, dass er ihr wahrscheinlich einzig aufgrund der großen Ähnlichkeit ihrer beider Profile mit denen der Opfer zugewiesen worden war.
Es widerte sie an.
Sie hasste es, mit ihm zusammenarbeiten zu müssen, hasste seine lächerlichen Kleider, sein allzu kesses Grinsen, seine besserwisserische Art, ging jedoch davon aus, dass sie, solange Eve ihn nützlich fand, auf Gedeih und Verderb an ihn gebunden war.
Peabody bewunderte Eve Dallas mehr als jeden anderen bei der Polizei, doch gewiss war es möglich, dass auch der besten Polizistin mal ein Fehler unterlief. Und Eves Fehler war eindeutig McNab.
Sie sah ihn am anderen Ende der schicken kleinen Bar. Er und die einen Meter achtzig große blonde Schönheit saßen direkt in ihrem Blickfeld. Garantiert hatte McNab sich absichtlich für diesen Tisch entschieden, bloß um sie zu ärgern.
Wenn er nicht da gewesen wäre, hätte sie die ruhige Eleganz ihrer Umgebung sogar genossen. Hübsche silberfarbene Tische standen in blassblau gestrichenen Nischen, und die warmen gelben Wände waren mit farbenfrohen Drucken des New Yorker Lebens ansprechend geschmückt.
Klassisch, dachte sie und spähte zu der auf Hochglanz polierten langen Theke, hinter der breite blitzende Spiegel hingen und Kellner in Schwalbenschwanz-Anzügen die Kunden und Kundinnen bedienten. Aber was konnte man von Roarke auch anderes erwarten?
Der gepolsterte Stuhl, auf dem sie nun saß, war wunderbar bequem, und die Getränke waren köstlich. Der Tisch war mit Hunderten von Musik- und Videotiteln sowie mit
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