Liebesnacht mit einem Mörder
Hoho ist ihm vergangen. Und dann hat er plötzlich kehrtgemacht und ist wie von Furien gehetzt davongerannt.«
»Schließlich hast du auch wie ein Wahnsinniger gebrüllt.«
»Erst, als er losgelaufen ist.« Jacko wedelte frustriert mit seinen Pranken durch die Luft. »Ja, verdammt, ich habe tatsächlich gebrüllt. Ich wollte ihn noch erwischen, und das hätte auch geklappt, wenn mir Cissy nicht in den Weg getreten wäre. Bis ich sie endlich abgeschüttelt hatte und auf die Straße kam, war er leider längst über alle Berge.«
»Hat sich der Beamte, der auf Ihren Anruf hierher kam, die Überwachungsdisketten geben lassen?«
»Ja, er sagte, das wäre Routine.«
»Das ist richtig. Wie hat er geklungen?«
»Wie er geklungen hat?« Cissy blinzelte verwirrt.
»Seine Stimme. Erzählen Sie mir, wie seine Stimme geklungen hat.«
»Hm… irgendwie fröhlich.«
»Himmel, Cissy, musst du eigentlich üben, um derart blöd zu sein? Das war natürlich gekünstelt«, sagte Jacko zu Eve, während Cissy beleidigt aufsprang und – Eve fiel kein passenderes Wort ein – in die Küche hinüberwuselte. »Sie kennen doch diese aufgesetzte Fröhlichkeit von Leuten. Tief und dröhnend. Er hat etwas gesagt wie… >Warst du auch ein braves kleines Mädchen? Dann habe ich etwas für dich. Ganz speziell für dich.< Dann bin ich in den Flur getreten, und er hat geguckt, als hätte er eine lebende Forelle heruntergeschluckt.«
»Sie haben ihn nicht erkannt?«, wollte Eve von Cissy wissen. »Unter dem Kostüm und dem Make-up hatte er nichts an sich, das Ihnen irgendwie bekannt vorgekommen ist? Vielleicht seine Stimme oder die Art, in der er sich bewegt hat?«
»Nein.« Sie kam zurück und nippte, ohne Jacko auch nur eines Blickes zu würdigen, an einem Glas mit Sprudel. »Aber er war ja auch nur ein paar Minuten da.«
»Sie müssen sich bitte die Disketten noch mal ansehen. Falls Ihnen irgendwas an ihm bekannt vorkommt, sagen Sie es mir. Es ist lebenswichtig.«
»Ist das nicht in bisschen viel der Mühe wegen eines dummen Scherzes?«
»Ich glaube nicht. Wie lange leben Sie beide schon zusammen?«
»In den letzten Jahren ging es zwischen uns beiden dauernd hin und her.«
»Vor allem in der letzten Zeit«, murmelte Jacko mit erboster Stimme.
»Wenn du nicht so besitzergreifend wärest und nicht jeden Mann, der mich auch nur von der Seite anguckt, dumm anmachen würdest – «, setzte Cissy an, Eve jedoch hob in der Hoffnung, den Streit der beiden noch etwas zu verzögern, entschieden eine Hand und fragte: »Cissy, womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?«
»Ich bin Schauspielerin und gebe, wenn ich nicht gerade selber eine Rolle habe, Schauspielunterricht.«
Das passt, dachte Eve.
»Sie ist einfach phantastisch«, erklärte Jacko mit einem stolzen Grinsen. »Augenblicklich probt sie für ein Stück vom Broadway. «
»Ziemlich weit von dort entfernt«, verbesserte Cissy, lächelte Jacko jedoch an und nahm wieder neben ihm Platz.
»Sicher wird es ein Riesenerfolg.« Er küsste eine ihrer wohlgeformten Hände. »Cissy hat beim Vorsprechen zwanzig andere Frauen aus dem Feld geschlagen. Das Stück wird ihr großer Durchbruch.«
»Ich werde versuchen, es mir anzusehen. Cissy, waren Sie jemals Kundin bei einem Unternehmen namens Personally Yours}«
»Hm…« Sie blickte zu Boden. »Nein.«
»Cissy«, sagte Eve im Ton der Polizistin und beugte sich ein Stück nach vorn. »Wissen Sie, welche Strafe darauf steht, wenn man während einer polizeilichen Vernehmung lügt?«
»Himmel, ich verstehe wirklich nicht, was Sie das angeht.«
»Was ist das für ein Unternehmen?«, fragte Jacko.
»Eine Partnervermittlungsagentur.«
»Meine Güte, Cissy! Meine Güte.« Wütend sprang Jacko von der Couch und brachte, als er durch das Zimmer stürmte, das Nippzeug auf den Tischen zum Erbeben. »Was zum Teufel ist bloß mit dir los?«
»Wir hatten uns getrennt!« Die kleine Elfe brüllte tatsächlich noch lauter als der zornige Gigant. »Ich war furchtbar wütend und dachte, vielleicht wäre so was mal ganz amüsant. Und es wäre dir eventuell endlich mal eine Lehre. Außerdem kann ich, wenn wir nicht zusammenleben, ja wohl sehen, wen ich will.«
»Falsch gedacht, Schätzchen.« Mit blitzenden schwarzen Augen fuhr er zu ihr herum.
»Sehen Sie, sehen Sie?«, wandte Cissy sich an Eve. Ihre zuvor so sanften Augen waren plötzlich hart wie Stahl. »Sehen Sie, was ich mit diesem Menschen auszuhalten habe?«
»Beruhigen Sie sich, alle beide. Und
Weitere Kostenlose Bücher