Liebesnacht mit einem Mörder
einzelnen Kopfhörern bestückt, falls ein Gast Unterhaltung wünschte, während er entweder in Ruhe etwas trank oder darauf wartete, dass der Freund oder die Freundin, mit dem, beziehungsweise der, er eine Verabredung getroffen hatte, kam.
Peabody war ernsthaft in Versuchung, den Kopfhörer zu testen, denn der erste Kandidat, der ihr vermittelt worden war, langweilte sie zu Tode. Oscar war als Physiklehrer an einer Fernschule beschäftigt. Seit Beginn des Treffens galt sein oberstes Interesse den von ihm bestellten Cocktails und der ausführlichen Erklärung, was für eine Hexe seine Ex-Frau doch gewesen war.
Sie war, wie er erklärte, unselbstständig, egozentrisch und frigide. Nach einer Viertelstunde ergriff Peabody im Geiste eindeutig ihre Partei.
Während sie trotzdem weiter lächelte und plauderte, als würde sie sich köstlich amüsieren, kam sie zu dem Ergebnis, dass ihr Gegenüber nicht der Täter war. Der Mann, den sie suchten, war zu berechnend und durchdacht, um seine Zeit mit einem Kater zu vergeuden, wie man ihn nach einer ganzen Serie von Cocktails unweigerlich bekam.
McNabs fröhliches Gelächter traf Peabody wie ein Messerstich ins Herz. Während Oscar seinen dritten Cocktail schluckte, wandte sie den Kopf und wurde von McNab dafür mit einem gut gelaunten Wackeln seiner Augenbrauen belohnt.
Was das Verlangen in ihr wachrief, etwas Cooles, Reifes, Überlegenes zu tun. Wie ihm die Zunge rauszustrecken.
Sie und Oscar machten vage Pläne, sich noch einmal zu sehen, und erleichtert winkte sie dem ersten Kandidaten nach.
»Dich treffe ich frühestens noch einmal, wenn in der Hölle eisgekühlte Cocktails zum Verkauf geboten werden«, murmelte sie und zuckte, als Eves barsche Stimme durch den versteckten Sender an ihr Ohr drang.
»Peabody, reißen Sie sich zusammen.«
»Madam«, zischte Peabody hinter ihrem Glas, blickte auf die Uhr und stellte seufzend fest, dass sie nur noch zehn Minuten hätte, bis der nächste Knacker kam.
» Gottverdammt! «
Peabody hielt sich gepeinigt das Ohr, als Eves Stimme ihr beinahe das Trommelfell zerriss. »Madam«, wiederholte sie mit erstickter Stimme.
»Was zum Teufel hat er hier verloren? Gottverdammt!«
Peabody tastete mit einer Hand in Richtung des in ihrem linken Stiefel versteckten Stunners, sah sich suchend um und verzog, als Eves Gatte durch die Tür kam, den Mund zu einem Grinsen.
»Was für ein Mann«, wisperte sie. »Warum kann das Institut mir keinen solchen Typen schicken?«
»Sprechen Sie ihn nicht an«, befahl ihre Vorgesetzte knapp. »Sie kennen ihn nicht.«
»Okay, dann glotze ich ihn genau wie alle anderen Frauen mit hungrigen Augen an.«
Eves einfallsreiche Flüche entlockten ihr ein Kichern, und als das Paar vom Nachbartisch sie verwundert ansah, räusperte sie sich leise, hob erneut ihr Glas an den Mund, lehnte sich zurück und beobachtete den Gatten ihrer Chefin bewundernd.
Roarke schlenderte in Richtung Theke, und die Angestellten nahmen wie Soldaten in Gegenwart des Generals eilig Haltung an. An einem Tisch blieb er kurz stehen, wechselte ein paar Worte mit dem dort sitzenden Paar, beugte sich herab, hauchte einen Kuss auf die Wange der Frau, ging ein Stückchen weiter und legte einem Gast freundschaftlich die Hand auf eine Schulter.
Peabody überlegte, ob er sich wohl auch im Bett derart elegant und mühelos bewegte, und kam errötend zu dem Schluss, dass es gut war, dass der Sender nicht ihre Gedanken zum Überwachungswagen übertragen konnte.
Eve blickte giftig auf den Bildschirm, auf dem die Übertragung der in Peabodys oberstem Hemdknopf versteckten Mikrokamera zu sehen war. Sie verfolgte, wie Roarke lässig durch den Raum ging, und schwor sich, ihm dafür bei der erstbesten Gelegenheit einen Faustschlag zu verpassen.
»Mit welchem Recht mischt er sich in unsere Ermittlungen ein?«, knurrte sie Feeney an.
»Immerhin gehört die Kneipe ihm.« Feeney zuckte, um sich nicht in einen Streit zwischen Eheleuten einzumischen, gleichmütig mit den Schultern.
»Na klar, bestimmt ist er vorbeigekommen, um zu prüfen, ob die Theke ordentlich geputzt ist. Mist.« Sie raufte sich die Haare und verfolgte, wie Roarke zu Peabodys Tisch hinüberging.
»Genießen Sie Ihren Drink, Miss?«
»Hm, ja, ich… Scheiße, Roarke.« Mehr brachte Peabody beim besten Willen nicht heraus.
Lächelnd beugte er sich zu ihr herunter. »Sagen Sie Ihrer Vorgesetzten, sie soll aufhören zu fluchen. Ich schwöre, dass ich ihr nicht in die Quere
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