Liebesnacht mit einem Mörder
Minuten auf den Weg.«
»Ich werde auf dich warten.«
Sie brach die Übertragung ab, hinterließ eine kurze Nachricht für ihre Assistentin, ging zu ihrem Wagen und wählte von dort aus noch einmal die Nummer des Labors.
»Haben Sie noch etwas herausgefunden?«
»Meine Güte, Sie kennen wirklich keine Gnade. Bei der Faser handelt es sich um simulierte Wolle mit dem Markennamen Wulstrong, wie sie häufig für Mäntel und Pullover verwendet wird. Die hier war rot gefärbt.«
»Wie für ein Weihnachtsmannkostüm?«
»Ja, aber ganz sicher nicht für eins dieser billigen Kostüme, wie sie die Weihnachtsmänner an den Straßenecken tragen. Diese armen Kerle können sich ein solches Material bestimmt nicht leisten. Das Zeug ist wirklich gut, fast so gut wie echte Wolle. Die Hersteller behaupten, es wäre sogar noch besser – wärmer, strapazierfähiger und überhaupt ganz toll. Das ist natürlich Schwachsinn, denn nichts ist besser als das von Mutter Natur geschaffene Produkt. Aber genau wie das Haar ist es gute, teure Qualität. Ihr Kerl scheint sich über Geld keine Gedanken machen zu müssen.«
»Das ist ja schon mal was. Gute Arbeit, Dickie.«
»Und, haben Sie meine Einladung gefunden?«
»Ja, sie war hinter meinen Schreibtisch gerutscht.«
»So etwas kann passieren.«
»Sobald Sie mir was über das Zeug aus den Abflüssen sagen können, Dickie, schicke ich Ihnen die Einladung mit einem Boten rüber.«
Als sie in die Einfahrt ihres Grundstücks bog, stieg im Osten das erste morgendliche Dämmerlicht am schwarzen Himmel auf.
Sie wusste, wo sie ihren Gatten fände. In einem offiziell nicht existenten, mit offiziell nicht registrierten Gerätschaften bestückten Raum. Als sie vor die Tür des Raumes trat, ignorierte sie die Reaktion der Polizistin, legte ihre Hand auf den Scanner und wies sich gleichzeitig mit ihrer Stimme als »Lieutenant Eve Dallas« aus.
Nach kurzer Überprüfung ging die Tür des Zimmers auf.
Trotz der geöffneten Vorhänge konnte von außen niemand durch die sichtgeschützten breiten Fenster sehen. Der Boden des großen Raumes war aus elegantem Marmor, an drei Wänden hingen exklusive Gemälde, und die vierte Wand wurde von mehreren großen Bildschirmen beherrscht.
Zurzeit war nur einer der Monitore in Betrieb. Roarke saß hinter der schlanken, u-förmigen Konsole, spielte mit einem nicht registrierten Computer und ging zugleich die jüngsten Börsenberichte durch.
»Du warst schneller, als ich dachte«, sagte seine Frau.
»Es war unerwartet leicht.« Er winkte in Richtung eines Stuhls. »Setz dich.«
»Leicht genug, als dass ich es auch selber hätte schaffen können? Ich meine, vielleicht kann ich ja dann behaupten, ich wäre selbst darauf gestoßen, ohne dass das in meinem Bericht unglaubwürdig klingt.«
Seine Polizistin, dachte Roarke und sah sie zärtlich an. Immer machte sie sich Gedanken darüber, ob alles, was sie tat, korrekt war und den Vorschriften entsprach. »Wenn du gewusst hättest, wo du suchen und wonach du fragen musst – was in ein, zwei Tagen bestimmt der Fall gewesen wäre –, ja. Setz dich«, wiederholte er, nahm ihre Hand und zog sie neben sich.
Er hatte seine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden – was immer das Bedürfnis in ihr wachrief, sie aus dem dünnen Lederbändchen zu befreien –, hatte die Ärmel seines schwarzen Rollis hochgeschoben, und sie merkte, wie sie fasziniert seine Hände betrachtete und sich sagte, wie schön und geschickt diese Hände waren. Ihr wurde bewusst, dass sie kurz davor war einzuschlafen, und sie schüttelte den Kopf.
Als sie wieder klar sah, hatte eine dieser schönen, geschickten Hände sanft ihr Gesicht umfasst und strich einer seiner starken Daumen über das kleine Grübchen in der Mitte ihres Kinns. »Und, jetzt wärst du beinahe eingeschlafen, stimmt’s?«
»Ich habe… nachgedacht.«
»Ja klar. Nachgedacht. Vereinbaren wir doch ein Geschäft. Ich sage dir, was ich herausgefunden habe, wenn du dafür heute Abend pünktlich um sechs erscheinst, ein leichtes Beruhigungsmittel nimmst – «
»He, ich mache keine derartigen Geschäfte.«
»Wenn du die Informationen willst, ganz sicher. Ich kann sie nämlich problemlos wieder löschen.« Er streckte seine freie Hand nach einem der Knöpfe auf dem Kontrollpaneel aus. »Du wirst pünktlich hier sein, ein Beruhigungsmittel nehmen«, wiederholte er, »und dich von Trina behandeln lassen.«
»Ich habe keine Zeit für einen blöden Haarschnitt.« Er dachte weniger
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