Liebesnacht mit einem Mörder
Kinn in einer dickflüssigen grünen Masse in einer breiten Wanne, und direkt dahinter war ein schmales, Tauchbad genanntes Becken mit konstant auf zwei Grad gehaltenem eisig blauem Wasser, dessen Anblick Eve bereits vor Kälte fast mit den Zähnen klappern ließ.
Sie wandte sich nach links, klopfte an die blaue, mit einer Drei versehene Tür und trat entschlossen ein. Es war nicht zu sagen, wer am überraschtesten von ihnen war – sie, Simon oder McNab, der, das Gesicht unter einer dicken schwarzen Schlammschicht, in einem Entspannungssessel lag.
»Dies ist ein Behandlungsraum.« Mit flatternden Händen stürzte Simon auf sie zu, um sie am Weitergehen zu hindern. »Während der Behandlung ist niemandem der Zutritt zu dem Raum gestattet. Hinaus, hinaus, hinaus.«
»Ich muss mit Ihnen reden. Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
»Ich bin bei der Arbeit.« Simon spreizte die Hände, und dabei flogen ein paar Schlammkleckse durch den Raum.
»Zwei Minuten«, sagte sie und hätte, als McNab hinter Simons Rücken dramatisch mit den Augen rollte, am liebsten laut gelacht.
»Hinaus, hinaus«, wiederholte Simon und schnappte sich ein Handtuch. »Ich bitte um Verzeihung«, wandte er sich an McNab. »Aber die Maske muss sowieso noch trocknen.
Bitte entspannen Sie sich einfach, und lassen Sie alle Gedanken ruhen. Ich bin sofort wieder da.«
»Kein Problem«, nuschelte McNab, so gut es unter der dicken Schlammschicht möglich war.
»Nein, nein, pst!« Mit einem freundlichen Lächeln legte sich Simon einen Finger an die Lippen. »Nicht sprechen. Lassen Sie Ihr Gesicht vollkommen entspannen, lassen Sie Ihre Gedanken fliegen. Dies ist Ihre Zeit. Und jetzt schließen Sie die Augen und stellen sich vor, wie alles Unreine aus Ihnen herausfließt. Ich bin draußen vor der Tür.«
Sobald er jedoch die Tür hinter sich geschlossen hatte, schwand sein Lächeln, und er erklärte Eve mit giftiger Stimme: »Ich lasse es nicht zu, dass Sie meine Kunden stören.«
»Tut mir Leid. Aber einer Ihrer Kunden wurde letzte Nacht erheblich mehr gestört. Er wird ab jetzt nicht mehr jeden Monat für eine Rundum-Behandlung bei Ihnen erscheinen.«
»Wovon reden Sie?«
»Holloway. Brent Holloway. Er ist tot.«
»Tot? Brent?« Simon lehnte sich gegen die schimmernde Wand und presste seine noch leicht schlammbedeckte Hand gegen sein Herz. »Aber ich habe ihn vor ein paar Tagen noch gesehen. Das muss ein Irrtum sein.«
»Ich habe ihn heute Morgen noch gesehen. Im Leichenschauhaus. Es ist ganz bestimmt kein Irrtum.«
»Ich kriege… keine… Luft mehr.« Mit wild flatterndem Cape stürzte Simon den Korridor hinunter, und schließlich fand ihn Eve im Wartebereich, wo er, den Kopf zwischen den Knien, auf einem mit Seide bezogenen Hocker in sich zusammengesunken war.
»Ich wusste nicht, dass Sie beide einander derart nahe gestanden haben.«
»Ich war sein – ich war sein Berater. Niemand, nicht einmal der Lebenspartner ist einem Menschen derart nahe.«
Sie versuchte sich eine solche Nähe zu Trina vorzustellen und musste erneut einen leichten Schauder unterdrücken. »Tut mir Leid, Simon. Möchten Sie etwas? Vielleicht ein Glas Wasser?«
»Ja, nein. Oh, großer Gott.« Er hob den Kopf und streckte eine zitternde Hand nach der Erfrischungskarte auf dem Tisch neben dem Hocker aus. Sein kränklich gräuliches Gesicht stand in deutlichem Kontrast zu seinem leuchtend roten Haar. »Ich brauche etwas zur Beruhigung. Eisgekühlte Kamille. « Dann lehnte er sich zurück und schloss ermattet seine Augen. »Wie ist es passiert?«
»Wir stecken noch in den Ermittlungen. Erzählen Sie mir von ihm, erzählen Sie mir, mit wem er hier im Salon zu tun hatte.«
»Er war ein sehr anspruchsvoller Mann. Das habe ich respektiert. Er wusste genau, wie er aussehen wollte, und widmete sich mit geradezu religiösem Eifer der Erhaltung seines Gesichts und seines Körpers. O Gott.« Er nahm dem Droiden, der mit dem von ihm bestellten Beruhigungsgetränk kam, das hohe, schlanke Glas aus der höflich ausgestreckten Hand. »Entschuldigen Sie, meine Liebe. Lassen Sie mir eine Sekunde Zeit. «
Er nahm ein paar vorsichtige Schlucke, atmete zwischendurch tief durch, und endlich bekam sein Gesicht wieder ein Minimum an Farbe. »Er hat nie einen Termin verpasst und hat viele neue Kunden in den Salon geschickt. Er wusste meine Arbeit zu schätzen.«
»Hatte er zu irgendjemandem aus dem Salon eine persönliche Beziehung? Zu einem Stylisten, einem Berater, einem anderen
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