Liebesnaechte im Palast
über seine Lippen.
Sie wandte sich ab und bemerkte in dem Augenblick aus den Augenwinkeln einen weißen, unauffälligen Wagen, der sich von einem Dutzend anderer in der Stadt nicht unterschied. Ihr fiel nur auf, dass er eine Kurve machte, kaum dass Kaifar an ihm vorbeifuhr, und sich hinter ih nen in den fließenden Verkehr reihte.
„Das ist der Bostan al Sa'adat - der Garten der Freude. Hier können wir etwas essen und anschließend einen Spaziergang durch die verschiedenen Gärten machen", meinte Kaifar.
Caroline brachte nur ein Nicken zustande. Was sie sah, hatte ihr die Sprache verschlagen. Hinter einer hohen Mauer, die ein riesiges Areal umschloss, befanden sich Springbrunnen, kle ine Flüsse und Kanäle, Pavillons, Revuetheater, Wintergärten, unzählige Pflanzen, Bäume und Vögel. Sogar Tiere liefen zwischen den Pflanzen und Wasserwegen frei herum.
Diesen Garten, so berichtete Kaifar ihr, hatte Scheich Daud, der letzte König von Barakat, vor sechzig Jahren für das Volk gestiftet, anlässlich seiner Hochzeit mit einer schönen Auslände rin, der er versprochen hatte, so lange sie lebe, keine zweite Frau zu nehmen.
Caroline staunte. „Aber ich dachte, Scheich Daud hätte drei Söhne von drei verschiedenen Frauen gehabt, und da er sein Erbe gerecht verteilen wollte, wurde das Königreich in die drei Emirate aufgeteilt. Stehen sie nicht auch unter dem Schwur, niemals eine Waffe gegen einen ihrer Brüder oder die Nachkommen ihrer Brüder zu erheben, da sie sonst ein Fluch trifft?"
„Das stimmt, aber was in Ihrer Geschichte fehlt, ist die große Liebe, die Scheich Daud mit der Frau verband, der er den Namen Azizah gab. Sie hat versprochen, ihn nur zu heiraten, wenn er schwören würde, nie eine andere Frau zu nehmen. Aber als ihre beiden Söhne bei einem Unfall ums Leben kamen, hat Königin Azizah ihn von diesem Versprechen entbunden. Der König hat daraufhin an einem einzigen Tag drei junge Frauen geheiratet."
„Klingt nach einem Unglück", bemerkte Caroline belustigt, und Kaifar schmunzelte.
„Es gab viele Geschichten über Haremsintrigen. Jede Mutter wollte ihren Sohn als den einzig möglichen Erben ins rechte Licht rücken, aber der alte Scheich hat es sehr gut geschafft... Sehen Sie mal da, Caroline!" rief er plötzlich und zog sie von dem Plattenweg auf einen schmalen Pfad, der sich durch die Bäume wand.
Sie folgte ihm, sah aber noch kurz eine Gruppe von Männern, die ein Stück vor ihnen den Hauptweg betreten hatte. Sie sahen aus wie die orientalischen Machthaber, die man in den Abendnachrichten zu sehen bekam. Sie hatten nichts wirklich Auffälliges an sich. Aber Kaifar schien ihnen aus dem Weg gegangen zu sein.
Vielleicht gefiel es ihm nicht, wenn ehemalige Freunde ihn bei der Arbeit sahen. Für den Sohn eines Mannes, der einmal der Wächter des Nationalschatzes gewesen war ...
Doch ehe Caroline weiter darüber nachdenken konnte, führte Kaifar sie zu einer alten, malerischen Steinbrücke, die über einen schmalen Fluss führte. In der Mitte blieben sie stehen und blic kten auf das Wasser hinunter.
„Diese Brücke hat Königin Halimah erbauen lassen", erklärte Kaifar. „Aus dem Grund wurden hier auch die Gärten angelegt."
„Warum hat sie eine lange Brücke über einen so kleinen Fluss bauen lassen?"
Kaifar lächelte. „Die Landschaft hier hat sich seit dem Bau der Brücke erheblich verändert. Früher einmal war das ein Nebenfluss des Sa'adat, und da die nächstgelegene Festung kilometerweit weg lag, war die Brücke eine Wohltat für die die Menschen. Sogar mitten in der Wüste befinden sich Brückenreste, die zeigen, dass der Lauf des Flusses Sa'adat verändert wurde."
Caroline nickte. Schweigend standen sie da, genossen den Frieden und den Duft der vielen Blumen. Er stand neben ihr, griff nach ihrer Hand und betrachtete ihren auffallenden Dia mantring.
„Ihr Verlobter ist ein sehr reicher Mann?"
Caroline bejahte. „Sehr."
„Wie empfindet Ihr Verlobter dann die Rolle, die Sie im Leben Ihrer Eltern spielen?"
Caroline wurde nervös. „Ich glaube nicht, dass David jemals darüber nachgedacht hat."
„Er wird Sie natürlich von diesem Leben erlösen. Gibt er Ihrem Vater eine ordentliche Morgengabe für Sie?"
Caroline entzog ihm erbost die Hand. „Eine Morgengabe? Seien Sie nicht albern!" Sie lachte. „Wir kennen keine Morgengabe in den Staaten. Dort werden die Frauen nicht gekauft und verkauft wie ein Stück Vieh, so wie das im Orient der Fall ist!"
Er musterte sie
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