Liebesnaechte im Palast
zurück.
„Schließ ab!" befahl Prinz Karim ihr leise, ehe er sich vor ihrer Tür ausstreckte.
13. KAPITEL
Caroline erwachte spä t und schaute sich in ihrem Gefängnis um. Sie fühlte sich niedergeschlagen und müde wie noch nie in ihrem Leben. In der Nacht war ihr das Ausmaß ihrer Situation vollkommen bewusst geworden, und das bedrückte sie.
Ihr Vater hatte sie nicht geliebt, ihr Verlobter auch nicht, und jetzt stellte sich heraus, dass die Aufmerksamkeiten des Mannes, von dem sie geglaubt hatte, er verstünde und akzeptiere sie, kalkuliert gewesen waren, weil er vorgehabt hatte, sie möglichst unauffällig zu entführen. Dieser letzte Schlag traf sie am härtesten.
War sie etwa so wenig liebenswert? Würde es nie jemanden geben, der sie um ihrer selbst willen liebte?
Von irgendwoher ertönte Musik, diese eigenartige barakatische Musik, von der sie geglaubt hatte, sie lieben zu lernen. Aber niemand würde das jetzt von ihr erwarten. Sie war Prinz Karims Geisel. Wie dumm ihre Träumereien im kalten Licht der Realität wirkten! Und dabei hatte er sie als Kaifar davor gewarnt. Warum hatte sie nicht auf ihn gehört?
Sie seufzte. Grübeln brachte ihr nichts. Caroline stand auf, duschte sich, und in der Hoffnung, sie dürfe in den Garten, zog sie ihr weißes, mit violetten und grünen Punkten bedrucktes Baumwollkleid an. Auf Schuhe verzichtete sie, weil sie gern die kühlen Marmorfliesen unter ihren Füßen fühlte. Als sie in den Hauptsaal kam, saß Karim dort mit einem anderen Mann zusammen am Tisch.
„Guten Morgen, Caroline", begrüßte Karim sie.
„Guten Morgen, Durchlaucht", erwiderte sie.
„Das ist mein Bruder. Rafi, das ist Caroline."
„Hallo, Caroline." Rafi hielt ihr seine Hand hin, doch das ignorierte sie.
„Wie geht es Ihnen, Durchlaucht? Welch eine Ehre, noch ein Mitglied dieser königlichen Familie kennen zu lernen", bemerkte Caroline spitz und machte einen Knicks.
Karim musterte sie stirnrunzelnd. Caroline verstummte.
„Komm, setz dich zu uns, Caroline", forderte er sie auf.
Sie nahm am Ende des Tisches Platz, den beiden Männer gegenüber. Sie betrachteten Caroline so ernst, dass sie schließlich ungeduldig wissen wollte: „Was ist los?"
„David Percy hat unser Angebot abgelehnt", berichtete Karim. „Er will das Juwelsiegel nicht herausgeben."
Caroline schloss die Augen. Furcht und Betroffenheit erfassten sie. Dass David sie gewarnt hatte, war eine Sache, dass sie Karim das gesagt hatte, ebenfalls. Es war aber etwas vollkommen anderes, es bestätigt zu bekommen. Nicht mal das war sie in Davids Augen wert. Er wollte nicht mal ein gestohlenes Stück seinem Eigentümer zurückgeben, um ihr Leben zu retten oder sie gar vor einer Gefangenschaft und möglichen Grausamkeiten zu bewahren. Es war entsetzlich niederdrückend.
Aber das wollte sie Karim nicht zeigen. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen und seinem Blick zu begegnen. „Ich habe dir doch gesagt, dass er so reagieren wird", stellte sie heiser fest, konnte aber seinem Blick nicht länger standhalten und betrachtete eingehend ihre Hände.
„Was wirst du jetzt machen?" Sie schluckte und brachte den Mut auf, die beiden Männer anzusehen. „Ihm ein Stück von mir schicken?"
Plötzlich begann sie zu zittern. Was würden sie tun? Was erwartete sie? Sie befand sich in den Händen des mächtigsten Mannes im Land. Wem musste ein König schon Rechenschaft ablegen? Wer würde sie suchen? Die beiden Männer konnten wirklich mit ihr machen, was sie wollten. Ihre Lage war absolut hoffnungslos.
Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, drückte ihr Prinz Rafi eine Tasse dampfenden Kaffee in die Hand. Dankbar nippte sie daran. Er war stark, schwarz und gab ihr Kraft.
„Wir würden gern mit deinem Vater Kontakt aufnehmen", meinte Karim. „Ihn bitten, sich einzuschalten und mit David Percy zu reden. Wenn das nicht funktioniert, müssen wir nach einem anderen Mittel suchen. Was meinst du dazu, Caroline? Welchen Einfluss hat dein Vater auf diesen Mann?"
„Du gehst davon aus, dass mein Vater seinen Einfluss geltend macht."
Rafi schaute verwirrt von seinem Bruder zu Caroline und zurück.
„Natürlich", versetzte Karim.
„Nun, verzeih mir mein Erstaunen, aber erst vor ein paar Tagen hast du mir klargemacht, dass meine Eltern mich nicht lie ben!" erinnerte sie ihn bitter und wünschte sich dann, sie hätte das nicht gesagt. Denn es brachte sie fast zum Weinen, obwohl sie doch stark bleiben musste. „Oder wolltest du mir damit wie der
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