Liebesnaechte im Palast
und als wäre er von dem Aufblitzen des Diamanten abgelenkt worden, betrachtete er erneut den Ring an ihrem Finger. Sie sah, wie sich sein Kiefer verspannte, und jetzt, als sich ihre Blicke begegneten, wirkte er unerbittlich. „Du willst diesen Mann heiraten, trotz allem, was ich dir über ihn erzählt habe, trotz allem, was du über seinen Charakter erfahren hast?"
Wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, musste sie zugeben, wie es um sie stand, dass sie sich in ihn verliebt hatte, während er nur an ihre Entführung gedacht hatte. Caroline warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Es hat etwas zu tun mit dem Versprechen ,In guten wie in schlechten Tagen'. Woher soll ich auch wissen, dass David dein Kronjuwel gestohlen hat? Warum sollte ich dir das glauben?" wollte sie wissen. „Bis jetzt konnte ich bestimmt nicht danach gehen, was du gesagt hast!"
Er ignorierte ihre Bitterkeit. „Du musst dich gar nicht opfern. Wenn du bereit bist, für Reichtum alles zu geben, dann tust du es für dich, nicht für deine Eltern. Du willst die Frau eines reichen Mannes sein."
Sie entzog ihm ihre Hand. „Du kennst mich nicht. Und du verstehst noch viel weniger von Ehre.
Also spiel nicht den Vertreter höchster Moral bei mir, Kaifar oder Prinz Karim, oder wer immer du sein magst!"
Das Aufblitzen seiner Augen war stärker als das Funkeln des Diamanten. „Ich bin Kaifar und Karim", erklärte er.
„Kaifar ist dein zweiter Vorname? Du hast also nicht gelo gen?" spottete sie.
„In gewisser Weise ist Kaifar mein Name. Er bedeutet Vergeltung, und ich werde Vergeltung über deinen Verlobten bringen."
Sie erschrak beim Klang seiner Stimme. Für Davids Wohl wie für ihr eigenes hoffte sie, dass David der Forderung nachkommen würde. „Was bedeutet das? Etwa, dass du mich nicht belogen hast?"
„Verstehst du nicht, dass manche Dinge wichtiger sind als persönliche Belange, Caroline?"
entgegnete er ärgerlich. „Begreifst du nicht, dass ich zuerst an meine Pflicht als Herrscher des Landes denken muss? Willst du wirklich behaupten, es sei schlimmer, dass ich dich belogen habe, was meinen Namen und meine Beschäftigung angeht, als zuzusehen, wie in meinem Land ein Bürgerkrieg ausbricht?"
Sie senkte ihren Blick.
„Antworte mir!" verlangte er.
Wie sollte sie ihm erklären, dass es nicht der falsche Name war, der sie schmerzte, sondern die Lüge, wer er wirklich war? Sie konnte ihm unmöglich gestehen, dass sie davon geträumt hatte, Kaifar kenne seine eigenen Gefühle nicht und würde schon merken, dass er sie liebte. Erst als dieser Traum zerplatzt war, hatte sie erkannt, welche Hoffnungen sie gehegt hatte, nämlich dass er sie heiraten werde ...
„Ich finde bloß, du hast nicht das Recht, mich für das zu verurteilen, was ich tue. Oder David zu verurteilen", erwiderte sie.
Kopfschüttelnd hob er seine Tasse und leerte sie. Nachdem er sie abgestellt hatte, schaute er Caroline wieder an. „Wie immer du über Recht und Unrecht denken magst, du weißt jetzt, was ich vorhabe", bemerkte er tonlos und resigniert. „Du hattest Zeit, über alles nachzudenken, und ich bitte dich noch einmal, mir dein Wort zu geben, dass du keinen Fluchtversuch unternimmst, bis ich das Juwelensiegel in meinem Besitz habe. Wie lautet deine Antwort?"
Caroline hörte Ungeduld und Erschöpfung in seiner Stimme mitschwingen. Ihr wurde schwer ums Herz. Gern hätte sie ihm versichert, dass sie zu ihm halten und ihm helfen wolle, seinen Schmuck zurückzubekommen. Bevor sie jedoch etwas dazu sagte, erkannte sie, was er tat. Selbst jetzt noch schaffte er es, sie zu beeinflussen. Selbst jetzt liebte sie ihn noch und wollte ihm zuliebe Zugeständnisse machen. Sie mochte nicht glauben, dass Hass und Liebe so dicht beieinander existieren sollten. Warum sollte sie ihm helfen, sein Schmuckstück wiederzubekommen, wenn er sie anschließend sowieso ohne Zögern zu David zurückschicken würde?
Sie wartete, bis er sie ansah. Förmlich versetzte sie: „Sie können sich ebenso auf mich verlassen, Durchlaucht, wie ich mich auf Sie. Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht aus den Augen lassen."
Er nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. „Ich verstehe. Vielleicht möchtest du jetzt zu Bett gehen. Es ist bereits sehr spät."
„Du musst mir nicht sagen, was ich zu tun habe!" brauste sie auf.
„Das mache ich aber", versetzte er. „Oder hast du vergessen, dass du meine Gefangene bist? Geh in dein Zimmer. Wenn du nicht schläfst, so ist das deine Sache, aber
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