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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eiskristalle und verfing sich sein Atem zu knisternden Wolken. Man sah, Väterchen Alexeij fror erbärmlich, aber feierlich hob er die Hände, und so empfing er Semjonow und Ludmilla, die an der Schwelle des Hauses niederknieten und seinen Segen entgegennahmen.
    »Christus sei mit euch!« sagte der Pope mit tiefer dröhnender Stimme.
    Wie anders wird ein Mensch, wenn er liebt, dachte Ludmilla und senkte den Kopf, denn der Pope segnete sie. War ich überhaupt Ludmilla Barakowa, die Kommissarin? Gab es sie jemals?
    Dann endlich trat der Pope zurück, riß die Tür auf und flüchtete vor der eisigen Kälte in die Wärme des Hauses.
    Semjonow stand von den Knien auf, klopfte den Schnee von seinen Rentierlederhosen, bückte sich und nahm Ludmilla auf seine starken Arme. Die Leute um sie herum jubelten und riefen: »Glück! Glück! Viel Glück!« Sie klatschten und trampelten mit beiden Beinen, die Pferdchen wieherten, und Semjonow drückte seine Frau an sich und trug sie über die Schwelle seines Hauses, vorbei an dem Popen und hinein in die geschmückten, nach frischem Brot und jungen Tannen duftenden Zimmer.
    »Zu Hause«, sagte er leise, als er Ludmilla wieder auf den Boden stellte. »Endlich zu Hause, Ludmilluschka …«
    »Und für immer zu Hause, Pawluscha. Wir haben unser Paradies gefunden.« Ganz klein war ihre Stimme, wie ein piepsendes Vögelchen.
    »Ja, wir haben es gefunden«, sagte er fast andächtig, umarmte seine Frau und küßte sie lange, mit angehaltenem Atem. »Wir haben uns unser Leben erobert. O Ludmilluschka, wie ich dich liebe …«
    Bis spät in die Nacht wurde dann gefeiert. Es gab Lachs und Stör, eingesalzene Rebhühner und Piroschki, ein ganzes Spanferkel und Schüsseln mit rotem und schwarzem Kaviar, Pfannkuchen und gezuckerte Beeren, Rentierlenden und geräucherte Bärenschinken. Vier Frauen aus der Nachbarschaft kochten und brieten. Der Dorfsowjet schleppte einen Korb mit Flaschen herbei – eisgekühlt, was ja keine Kunst war bei 30 Grad Frost im Freien – und schrie: »Brüderchen, das müßt ihr trinken! Sekt ist es. Selbstgemachter Sekt. Da staunt ihr, was? Anna, mein Weibchen, ist eine Künstlerin! Probiert, Genossen, probiert! Und auch das Rezept verrate ich euch! Im Frühjahr zapft ihr Birkensaft, füllt ihn in Flaschen, gebt Rosinen und Honig zu, verkorkt die Flaschen mit Draht und Siegellack, legt sie hin und wartet … Ich kann euch sagen, Genossen: Ein Sekt ist es … wie Freudentränen der Engel!«
    Das war eine merkwürdige Ansprache für einen Sowjet. Als die erste Flasche mit einem lauten Knall geöffnet wurde und der goldgelbe Birkensekt in das Glas Semjonows sprudelte, klatschte man Beifall, denn immerhin – Kohlensäure enthielt das Getränk. Vorsichtig nahm Semjonow den ersten Schluck, und es schmeckte köstlich, wie sprudelnder Met, wie alter Traminerwein.
    »Na?« schrie der Dorfsowjet gespannt und stieß Semjonow in die Seite. »Na? Sag etwas, Brüderchen! Schnalze mit der Zunge, verdreh die Augen, mach ein Tänzchen … Wie läßt sich's trinken?«
    »Es ist köstlich!« sagte Semjonow ehrlich. »Nie habe ich so etwas Herrliches getrunken, Genosse.«
    »Sagte ich es nicht?« brüllte der glückliche Spender. »Anna, mein Mütterchen, dein Sekt ist entdeckt. Und nun, Brüder und Schwestern, herbei, herbei und die Becher her! Ich verrate auch, daß ich noch vierzig Flaschen im Keller habe!«
    Der Morgen dämmerte schon, als die letzten Gäste das neue Haus Semjonows verließen. Sie wälzten sich in ihre Schlitten, schnalzten mit schwerer Zunge, und die Pferdchen, die treuen, trotteten nach Hause. Sie waren die einzigen, die noch den Weg wußten.
    Als vorletzter ging Väterchen Alexeij, der Pope. An seinem Schlitten mußte er sich festhalten, so wenig gehorchten ihm noch die Beine. Semjonow und Schliemann hoben ihn zwischen die Strohballen, deckten ihn mit Felldecken zu und zogen ihm die Pelzmütze tief ins Gesicht, damit der schneidende Fahrtwind ihm nicht die Haut aufriß.
    »Christus sei mit Ihnen, Väterchen«, sagte Semjonow, bevor er dem Pferdchen einen Schlag auf die Kruppe gab, damit es loszog. »Ist jemand da, der Sie aus dem Schlitten hebt?«
    »Der Mesner wartet, mein Söhnchen. Gott segne dich.« Väterchen Alexeij tat einen Rülpser und faltete die Hände unter den Felldecken. »Auch ein Pope ist ein Mensch«, sagte er weise mit tiefer Stimme. »Und die Liebe Gottes ist bei den Schwachen und mit Sünde Beladenen. Hojhoj, dawai, mein Gäulchen! Lauf, du

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