Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sich auf.
    Es wurde noch ein gemütlicher Tag, bis Jefimow nach Kusmowka zurückfuhr, von wo ihn ein Hubschrauber nach Krasnojarsk brachte. Man trank Kaffee und Tee, aß Schmalzkuchen und ließ sich von der Balalaikagruppe des Lagers ein paar Liedchen vorspielen. Dann standen sie alle auf der Treppe und winkten Jefimow nach. Ein Fahrer des Bürgermeisters von Kusmowka holte ihn ab.
    »Ein schöner Mann«, sagte Semjonow leise hinter Ludmilla. Er beugte sich vor und sagte es ihr deutlich ins Ohr. »Ein mächtiger Mann! Und ein leidenschaftlicher Mann, was seine roten Haare beweisen. Was sollte eine Frau mehr wollen …?«
    Mit einem Aufblitzen ihrer Kohlenaugen wandte sich Ludmilla Barakowa ab. »Man sollte Sie anspucken, Pawel Konstantinowitsch!« zischte sie. »Mehr sind Sie nicht wert …«
    In dieser Nacht erlebte Semjonow eine Überraschung.
    Zum erstenmal meldete sich aus dem Äther Sibiriens sein Kontaktmann, der die Verbindung zwischen ihm und dem Major des CIA, James Bradcock, herstellen sollte, der in seinem Bauernhaus an der tschechischen Grenze saß und gespannt war, was mit Franz Heller hinter dem Ural, an der Steinigen Tunguska, geschah.
    Semjonow hatte seinen kleinen Kurzwellensender im Bett aufgebaut und ihn mit Kissen umgeben, damit man durch die dünnen Holzwände nicht das Ticken der Morsetaste vernahm. Die Sendezeit hatte er im Kopf, und in dem Augenblick, in dem er den Kopfhörer überstreifte und das Gerät auf Empfang stellte, zirpte es aus der Unendlichkeit heran.
    »Dimitri an Iwan … Dimitri an Iwan … Dimitri an Iwan …«
    Semjonow schaltete auf Sendung. »Iwan hört. Alles in Ordnung. Ende.«
    Hebel auf Empfang. Dimitri antwortete.
    »Alle Meldungen an mich«, funkte Dimitri in englischer Sprache und im Klartext. Semjonow traute seinen Ohren nicht und verfolgte mit ausgesprochener Verwunderung seine Hand, die den Text auf ein Stück Papier schrieb. »Ihr Auftrag lautet, in Komssa die Abschußbasis zu erkunden. Funkverkehr jeden Tag um 12 Uhr mittags und um 2 Uhr nachts. Versteht, Iwan?«
    Semjonow warf den Hebel auf Sendung und funkte ebenfalls in englischem Klartext zurück: »Sind Sie verrückt, Dimitri? Haben Sie den Code nicht?«
    Antwort aus dem Äther: »Hier versteht keiner Englisch. Außerdem ist hier keine Funküberwachung im engeren Gebiet. Ihre Meldungen gehen natürlich nach Moskau weiter im Code. Nur wir beide können uns unterhalten wie bei einem Drink. Machen Sie's gut, Iwan. Ende.«
    Das Zirpen brach ab. Semjonow riß den Hörer von den Ohren und trat ans Fenster. Er schwitzte vor Erregung.
    So ein Leichtsinn, dachte er. So eine Herausforderung des Schicksals. Es braucht nur eine Militärkolonne in der Nähe zu üben, ein harmloser Funktrupp, der die fremden Zeichen aufnimmt und sie weitergibt an irgendeinen Offizier, der Englisch kann.
    Wer ist dieser Dimitri? Wo sitzt er? Wie kann der CIA ein solches Rindvieh als Kontaktmann nehmen?
    Es wurde Semjonow von dieser Stunde an unheimlich in seinem Zimmer. Er montierte den kleinen Sender wieder ab, versteckte ihn unter einer gelösten Diele im Barackenboden und trat dann hinaus in die feuchtkalte Nacht. Fröstelnd schlug er den Kragen seines Mantels hoch und starrte über das schlafende Lager. In der Ferne loderte Feuerschein. Dort verbrannte man Sägespäne und Abfallschwarten. Es lohnte sich nicht, auch diese abzutransportieren.
    »Sind Sie mondsüchtig, Genosse?« fragte eine helle Stimme in die Stille hinein. Semjonow drehte sich nicht um. Er hatte Ludmilla nicht kommen hören. Wie eine Katze mußte sie lautlos herangeschlichen sein. Aber er erschrak auch nicht … fast hatte er es sich gewünscht, sie möge kommen. Und nun war sie da.
    »Warum schlafen Sie nicht, Ludmilla Barakowa?« fragte er zurück.
    »Ich kann nicht.« Sie trat neben ihn. Um ihre Schultern hing der schwere Uniformmantel. Trotzdem zitterte sie.
    »Sie frieren.« Semjonow knöpfte den Mantel zu. Nun war sie unbeweglich wie eine Seidenraupenpuppe, ihre Arme lagen am Körper, angepreßt durch den geschlossenen Mantel. Durch ihre schwarzen Haare strich der Nachtwind.
    »Es wird bald schneien«, sagte Ludmilla leise. »Der Wind riecht nach Schnee.«
    »Ja.« Semjonow suchte nach seiner Pfeife, steckte sie in den Mund und sog an dem Mundstück. Tabak hatte er im Zimmer, er wollte auch gar nicht rauchen, aber er mußte irgend etwas tun, um nicht so hilflos neben Ludmilla in der Nacht zu stehen. »Warum können Sie nicht schlafen?«
    »Ich mache mir Gedanken,

Weitere Kostenlose Bücher