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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vögelchen, wie ein Kind, das eine Fee verloren hat.
    Die Dorfgemeinschaft hatte nichts dagegen, wenn Semjonow und Ludmilla blieben. Im Gegenteil, die Semjonows brachten moderne Waffen mit, genug Munition und Büchsen mit Lebensmitteln, die man noch nie gegessen hatte. Als Semjonow ein Festessen gab und Ludmilla eine Soljanka-Störsuppe, Haselhuhn in saurer Sahne, gelbe Rüben in Milchsauce und Stolitschny-Keks in Karamelcreme kochte (das alles, Freunde, hatte der gute Jassenski in seinem Kaufhaus in Büchsen gehabt. Es lebe der Fortschritt durch die kollektive Marktwirtschaft!), als alle mit dicken Bäuchen in Jurijs Stube saßen und Serjoscha, ein grinsender Greis, mit wohligem Grinsen einen heftigen Wind streichen ließ, was höchstes Wohlgefallen bekundete, gab es keinen in Nowa Swesda – so hieß das Dorf –, der Ludmilla nicht lobte und sie von da an Töchterchen nannte.
    Da alles gemeinsam war, bauten auch die Jäger, die nicht auf ihren Renhirschen zur Jagd ausritten, am Hause Semjonows mit. Auch die Riesenfrauen griffen zu. Sie sägten die Bretter, flochten das Fachwerk des Daches, planierten den Boden, gruben Vorratslöcher, kurz und gut, ganz Nowa Swesda war beschäftigt, Semjonow in seiner Mitte aufzunehmen. Um zu zeigen, was er konnte, ging Semjonow selbst jeden zweiten Tag mit Jurij in den Wald, und sie brachten die meiste Beute mit, prächtige Füchse, Iltisse und Hermeline und sogar drei Kronenzobel.
    »Sie werden kopfstehen in der Faktorei!« schrie Jurij, als er die drei herrlichen braunschwarzen, glänzenden Felle hochhob und über seinem Kopf schwenkte wie eine Fahne. »Pawel Konstantinowitsch hat sie entdeckt! Freunde, das wird ein reiches Jahr!«
    Nach zwei Monaten stand das Holzhaus der Semjonows. Am Tag, als sie es bezogen, verteilten sie Brot und Salz, wie es Brauch war, und begrüßten jeden Besucher mit einem Bruderkuß auf beide Wangen. Jurij Fjodorowitsch spielte wieder Lieder auf seiner Bajan und sang dazu. Dann, als es Abend war und die Gäste gegangen waren, wischte er sich die Augen, legte die Bajan vorsichtig auf den Tisch, druckste herum, stellte sich in die schöne Ecke, ging zum Herd und sagte dann:
    »Pawel Konstantinowitsch, mein Herz ist schwer. Ich weiß, daß ich ein merkwürdiger Mensch bin – aber ich mag dich gern. Laß uns Brüder sein!«
    Dann stürzte er auf Semjonow zu, riß ihn an sich, drückte ihn an seine Brust, küßte ihn schmatzend ab und begann zu weinen.
    »Dein Leid ist mein Leid!« schluchzte er und ließ sich auf die Ofenbank fallen. »Du weißt nicht, wie glücklich der Tag für mich ist. Seit zwölf Jahren lebe ich mit Marussja, dem Fossil, zusammen, allein und einsam. Früher war noch Arina da. Arina, mein Frauchen. Ein Engelchen von einem Weibchen.« Semjonow dachte an die anderen Riesenweiber und an ihre Brüste wie Mehlsäcke und nickte. »Vor zwölf Jahren war es, da fuhr Arina in die Stadt. Ich warnte sie, ich wollte sie fesseln, aber sie hatte einen starken Willen, mein Frauchen, und sie fuhr. Ich habe sie nie wiedergesehen.« Jurij wischte sich über die Augen. »Verhaftet hat man sie, weggeschleppt nach Karaganda, in ein Lager, wo sie Straßen bauen mußte, so sagte man mir. Und warum? Aus Versehen, Freunde, aus verständlicher Erregung. Sie kaufte ein, meine Arina, und sie sah einen roten Stoff für ein Kleid. Aber gleichzeitig mit ihr griff ein anderes Weibchen zu. Was nun? Da stehen sie nun, rechts Arina, Stoff in der Hand … links das andere Frauchen, auch Stoff in der Hand. ›Gib her, du Hure!‹ sagt Arina und reißt am Stoff. ›Ich war eher da!‹ – ›Geh weg, du fauler Kürbis!‹ schreit die andere. ›Um deinen Bauch wirkt der Stoff wie eine Bluse um ein Kuheuter!‹ Ich frage euch, Freunde: Kann ein Mensch da noch freundlich bleiben?« Jurij seufzte tief. »Mein Weibchen zerfetzte den Stoff, riß der anderen die Kleider vom Leib und warf sie durch das Fenster auf die Straße. Arina war ein kräftiges Weibchen, o ja! Und dann wurde sie im Kaufhaus verhaftet. Das andere Frauchen war eine politische Kommissarin in Zivil. Wie gesagt – ich habe Arina nie wiedergesehen, seit zwölf Jahren nicht. Aber das sage ich euch, Freunde …« Jesseij legte seine hammerartigen Fäuste auf den Tisch, »… wenn ich jemals im Leben einer Kommissarin begegne … zwölfmal zerreiße ich sie, für jedes Jahr einmal!«
    Ludmilla sah Semjonow mit einem traurigen Blick an. Wirklich, er war traurig, nicht ängstlich.
    Auch dieses Paradies ist eine

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