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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Krimi? Verfolgungsjagd durch Schweden?
    Ella klemmte sich ihre Servierplatte unter den Arm. Diesmal stiegen nur wenige Leute aus. Irgendwann würde Inger auffallen, dass ihr jemand folgte.
    Es war der Bahnhof einer kleinen See-Gemeinde, das war klar. Die Häuser waren malerisch bunt, und eigentlich hätte es hier überhaupt keine asphaltierte Straße geben dürfen, dachte Ella, während sie durch die Hauptstraße ging. Hier konnte man sich barfüßig spielende Kinder auf sonnenbeschienenen Sandwegen vorstellen, braune Kinderbeine und helles Lachen. Im Sommer herrschte hier sicherlich die viel beschriebene schwedische Idylle. Jetzt allerdings war der Wind, der um die Häuser strich, frisch, und die Frau ging, wie einige andere Leute auch, zielstrebig zur Anlegestelle, die ein einfacher langer Holzsteg in einer kleinen Naturbucht war. Einige Segeljachten glänzten in der Sonne, und aus der Ferne steuerte eine kleine Fähre auf sie zu.
    Ella konnte einige unterschiedlich große Inseln ausmachen, aber nicht genau erkennen, woher das Schiff kam. Dafür schaute sie sich ihre Mitreisenden nun genauer an: ein junges Pärchen mit zwei wuchtigen Rucksäcken, das offensichtlich zum Schmusen aufgelegt war und das einsame Abenteuer suchte. Daneben ein hagerer Mann in einer dunkelvioletten Regenjacke, ebenfalls mit Rucksack. Sein akkurat gestutzter weißer Bart und das exakt gescheitelte, offenbar selbst geschnittene weiße Haar wiesen ihn in Ellas Augen als Ornithologen aus. Oder zumindest als Biologielehrer. Sicherlich hatte er ein Fernglas in seinem Rucksack. Dann war da noch eine ältere Frau, die ihre Einkäufe in einem Cityrollwagen hinter sich her zog, und eben sie beide, Inger und Ella.
    Jetzt spreche ich sie an, dachte Ella.
    Entschuldigung, aber ich suche die Künstlerin Inger Larsson, sind Sie das zufällig?
    Aber die Situation hatte sich ja nicht geändert. Wenn Inger es war, aber so öffentlichkeitsscheu war, wie es den Anschein hatte, dann würde sie die Frage nicht beantworten. Und dann hatte Ella keine Chance mehr, unauffällig zu ihrem Atelier zu gelangen.
    Die Fähre legte an, ein längliches, überdachtes Schiff mit Transportmöglichkeiten im vorderen Bereich und Sitzmöglichkeiten weiter hinten. »Inger« brauchte keine Karte zu zeigen, sie war also wohl bekannt, die ältere Dame auch nicht, der Ornithologe zeigte einen Schein und Ella ihre Travelcard, die hier aber nicht mehr galt. Für den Zug wahrscheinlich auch nicht, dachte Ella, während sie das Ticket bezahlte. Da hatte sie nur Glück gehabt, dass kein Schaffner gekommen war.
    Zum ersten Mal schaute »Inger« sie nun an. Ihre Augen ruhten kurz auf ihr, musterten sie, als würde sie über etwas nachdenken.
    Vielleicht bin ich ihr ja doch schon aufgefallen, dachte Ella und schaute an ihr vorbei aufs Wasser. Dann klappte der Kapitän den schweren Vorhang auf, der den Einstieg vor Wind und Regen schützte, und sie stiegen hinab in den Bauch des Schiffes und verteilten sich auf die wenigen Sitze. Das Pärchen blieb in der Mitte an einer Art eisernem Bullerofen stehen. Wurde hier wirklich auf diese Art geheizt?
    Die Überfahrt war schön, vor allem der Blick auf die Küste mit den Felsbuchten, malerischen Sandstränden, den Wäldern und roten Holzhäusern, die zwischen den Bäumen hervorblitzten.
    Ben hatte recht. Man musste so etwas gemeinsam genießen. Mit einem Anflug von heftigem Neid schaute sie auf das junge Paar, das schäkernd und küssend in der Mitte des Schiffes stand und offensichtlich die Welt um sich herum vergessen hatte.
    Sie legten nach zwanzig Minuten in einer Bucht an. Auch dort gab es einen langen Steg und Fischerboote und einige rote Holzhäuser, die mit ihren weißen Fensterrahmen wie kleine Schmuckkästchen aussahen. Inzwischen war es Ella egal, ob Inger Inger war oder nicht. Der Ausflug hatte sich allemal gelohnt!
    Als alle ausstiegen, ging Ella zum Kapitän, der in seinem dicken Pullover und der Wollmütze wie Pippi Langstrumpfs Vater aussah, und erkundigte sich nach den Rückfahrtzeiten. Bis zwanzig Uhr halbstündlich, lautete die Auskunft. Dann erst wieder morgen früh.
    So lange wolle sie nicht bleiben, lächelte sie und bedankte sich.
    »Warum nicht? Die Insel ist wunderschön!«
    »Ja«, Ella nickte. »Das habe ich schon gehört.«
    »Was haben Sie denn vor? Wo wollen Sie hin?«
    Ella warf einen schnellen Blick zum Steg. Dort lief Inger schon in großen Schritten Richtung Ufer, die pralle Einkaufstüte fest im Arm.
    »Nur so ein

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