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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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durchschaut?
    »Und was spüren Sie?«
    »Eine Frau auf der Suche. Ich weiß nicht wirklich, wonach und warum, aber Ihr Leben läuft momentan in keiner geraden Bahn.«
    Ella starrte sie an. Einen Moment lang musste sie sich sammeln.
    »Das stimmt«, gab sie schließlich zu. »Und es ist erstaunlich, ja, fast beängstigend, was Sie in mir erkennen können.« Sie warf kurz einen Blick zu Malin, die die Botschaft gelassen aufgenommen hatte. Sicherlich war sie schon oft Zeugin der tiefsinnigen Fähigkeiten ihrer Schwester geworden. »Aber meine jetzige Situation hat nichts mit dem Wunsch nach diesem Bild zu tun«, fügte Ella schnell hinzu.
    »Wer weiß schon, wie die Dinge zusammenhängen.« Inger nahm die Servierplatte in die Hände und betrachtete die Vögel und Blumengirlanden. »Ich kenne das Muster natürlich. Es ist fast naiv gemalt«, sagte sie zu Malin. »Als Motiv auf Porzellan sehr schön, sehr englisch, sehr ansprechend.« Sie wandte sich Ella zu. »Ich kann nicht garantieren, dass Ihnen mein Bild gefallen wird. Wenn Sie sich jetzt entscheiden, gibt es kein Zurück mehr«, sie lächelte Ella mit offenem Blick an. »Bei mir gibt es kein Rückgaberecht.«
    Ella nickte.
    »Wie groß soll es denn sein?«
    »Zeigen Sie mir doch mal ein Beispiel!«
    Vielleicht stand bei den anderen Gemälden ja tatsächlich ein Portrait von Moritz? »Und überhaupt«, fügte Ella hinzu, »würde ich wirklich gern mehr von Ihren Bildern sehen.«
    Inger nickte. »Wo kommen Sie denn her?«, fragte sie und stand auf.
    »Woher?« Ella brauchte einen kleinen Moment.
    »Ja, aus Deutschland, woher? Aus welcher Stadt?«
    Das war verfänglich. »Oh, eine kleine Stadt, die werden Sie nicht kennen.«
    »Kommt darauf an …«
    Oh, verdammt, so schnell fiel ihr keine Stadt ein.
    »Rheinfelden.« Da war ihre Mutter geboren, da kannte sie zumindest die Umgebung.
    »Ach«, Inger lächelte, »die kenne ich wirklich nicht.«
    »Einen Preis hat so ein Exklusivgemälde allerdings auch«, meldete sich da Malin aus ihrem Sessel.
    Inger zog einige Gemälde hervor und stellte sie nebeneinander an die Wand. Im Prinzip kannte Ella die Bilder schon. Faszinierend war dieser Stimmungswechsel von leuchtend fröhlich zu düster und schwer. Wie war das mit Ingers Persönlichkeit zu vereinbaren? Und wie konnte Ella nun elegant auf ihr Anliegen kommen, ohne Verdacht zu erwecken?
    Ella wies auf die beiden Portraits, die Inger nicht herausgestellt hatte. »Sie sagten vorher, Sie würden mich als Portrait anders sehen, als ich bin.« Ella zeigte auf das Bildnis eines alten Mannes, der nicht sehr wohlwollend gemalt worden war. »Haben Sie ihn deshalb so grimmig gemalt? Und hat der Kunde das Bild dann nicht haben wollen?«
    »Das ist mein Vater. Ich habe es ihm gar nicht angeboten.«
    »Ah.« Ella holte Luft. Im Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. »Und wie würden Sie mich malen?«
    Inger warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Da bin ich mir noch nicht sicher. Ich kenne Sie zu wenig.«
    »Wie lange müssen Sie jemanden kennen, bis Sie ihn porträtieren?«
    »Überlegen Sie, wie lange Sie in Stockholm bleiben wollen?« Inger lachte kurz auf. »Das funktioniert so nicht. Sie müssen mich dann schon an sich heranlassen. Ich muss Sie erspüren.«
    Ella dachte an Moritz. Wie lange hatte Inger gebraucht, um ihn zu »erspüren«?
    »Schade. Ich hätte sehr gern mein Portrait von Ihnen«, sagte Ella. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie mich tatsächlich anders sehen können als der Rest der Welt.«
    »Könnte sein«, Inger nickte. »Wird trotzdem nicht möglich sein.«
    Malin sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr. Dann sagte sie schnell etwas auf Schwedisch, und Ella hörte den Namen Anna heraus.
    Inger lächelte etwas herablassend, wie es Ella schien.
    »Entschuldigung«, sagte Ella schnell. »Ich störe Sie schon viel zu lange.«
    »Darum geht es nicht«, wandte sich Malin an sie, »aber vielleicht möchten Sie ja auch noch einen Preis hören?«
    Ja, das war eigentlich normal, dass man nach dem Preis fragt, dachte Ella. Sie musste wirklich aufpassen, dass sie nicht völlig unglaubwürdig erschien.
    »Ja, haben Sie denn schon über den Preis nachgedacht?« Ella sah Inger fragend an.
    »Ein neues Muster, eine andere Technik, eine völlig andere Art von Bild«, antwortete Malin an ihrer Stelle. »Nicht unter zwanzigtausend.«
    Ella erschrak, dann fiel ihr die Währung ein. Zwanzigtausend Kronen, das waren in etwa zweitausend Euro. Das war in ihrem Reisebudget

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