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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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stammte, welche Kartoffelsorten verwendet wurden oder ob das Gemüse aus ökologischem Anbau stammte, hat sie dabei noch nie interessiert.
    »Man könnte fast meinen, du wärst selbst Gastronom«, sagte sie schließlich. »Oder ein Tester für Gault-Millau. Die müssen in der Küche ja richtig Angst bekommen.«
    Roger lachte auf. »Mag sein. Aber da ich nur einen Körper habe, möchte ich ihm das Beste geben.«
    Roger schaute sie mit einem leisen Lächeln an. »Seinem Auto gibt man das teuerste Öl und erkundigt sich nach dem besten Benzin, und für den eigenen Körper gibt man sich mit minderwertigen Produkten zufrieden, das kann es doch nicht sein.«
    Ella musste lachen. »Ja«, sagte sie. »Stimmt! Das ist wohl so!« Sie stießen mit dem eben eingeschenkten Rotwein an, und der erste Schluck schmeckte nach Ellas Eindruck wenig geschmeidig, eher kantig und ein bisschen nach Holz. »Hast du darüber schon mal einen Film gemacht?«
    »Das gäbe wohl eher ein Filmchen.«
    »Und was macht dein Drehbuch?«
    Er fasste über den kleinen Tisch nach ihrer Hand. »Eigentlich interessiert mich das gar nicht mehr, seitdem du in mein Leben geschneit bist, aber vielleicht bin ich ja gerade dadurch auf einen Fall gestoßen, weil ich so locker unterwegs bin.«
    »Aha? Ist ja interessant.« Ella schaute an ihm vorbei zu einem Pärchen, das gerade eine gut belegte Fleischplatte serviert bekam. Hoffentlich ist unsere etwas kleiner, dachte sie. So viel kann ja kein Mensch essen.
    »Ja, ist wirklich interessant. Ein Mann, der sich quasi in Luft auflöst, aber immer mal wieder Spuren hinterlässt. Und die Frauen, die ihn kennen, schweigen.«
    »Warum sollten sie nicht schweigen?«
    »Weil es sich auch um ein Verbrechen handeln könnte.«
    Interessant, dachte Ella. Hier in Schweden scheinen sich ständig Männer in Luft aufzulösen.
    »Und wie bist du auf den Fall gestoßen?« Ella nippte erneut an ihrem Glas. Vielleicht schmeckte er ihr beim zweiten Schluck ja besser.
    »Ich habe heute beim Mittagessen einen Kripobeamten kennengelernt. Wir sind über seinen Hund, einen Briard, ins Gespräch gekommen.«
    »Briard?« Ella stellte ihr Glas wieder ab. Offensichtlich hatte sie keinen richtigen Weingaumen, ihr schmeckte das gute Tröpfchen noch immer nicht.
    »Ja, eine alte französische Hunderasse. Ich war erstaunt, hier in Schweden einen zu sehen, und deshalb habe ich ihn angesprochen.«
    »Und wer war jetzt interessanter? Der Hund oder das Herrchen?«
    Roger schüttelte den Kopf. »Du nimmst mich nicht ernst«, sagte er.
    »Klar nehme ich dich ernst. Oder vielleicht nehme ich heute nicht alles so ernst, mag sein, dass du recht hast.« Ella prostete ihm zu und hatte das Gefühl, dass ihr der Rotwein nach dem Glas Champagner recht schnell zu Kopf stieg.
    »Und was hast du heute den Tag über so gemacht?«, wollte Roger wissen.
    Ella überlegte kurz. »Ich habe eine Erfolgsmeldung.« Sie lächelte.
    Roger lächelte zurück. Seine Augen suchten ihre, und Ella fand es faszinierend, wie sich sein Gesicht mit diesem eindringlichen Blick veränderte. Wenn er sie so ansah, öffnete er sich, und es war ihr, als könnte sie durch diese Augen hindurch direkt nach seinem Herzen greifen. Gleichzeitig spürte sie, wie auch sie freier wurde.
    Der Kellner kam mit einer kleinen Vorspeise, und Ella war froh über die Unterbrechung. Das kann doch nicht sein, dachte sie. Was passiert da mit mir? An welchen Fäden zieht Roger, dass ich mich so sehr auf ihn einlasse?
    »Und welche Erfolgsmeldung ist es?«, fragte Roger, während er die Gabel in die Hand nahm, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
    »Ich habe die Künstlerin gefunden, nach der ich gesucht habe.«
    »Perfekt!« Roger lächelte ihr zu. »Und konnte sie etwas zu dem Bild sagen, das du suchst?«
    »Nein, nicht wirklich, aber sie malt jetzt eins für mich.«
    »Und was für eine Art von Bild? Landschaft? Portrait? Abstrakt?«
    »Ich habe mich in eine Servierplatte mit alten Mustern verliebt, und daraus macht sie ein Gemälde.«
    Roger nickte. »Hört sich interessant an. Dann hast du eine entsprechende Wohnung für ein solches Gemälde?«
    Ella schüttelte langsam den Kopf. »Eigentlich nicht. Eigentlich wollte ich etwas völlig anderes.«
    »Ja«, sagte Roger. »Wenn das Wort eigentlich nicht wäre …« Er zeigte auf ihren Vorspeisenteller. »Guten Appetit, mon amour, es wäre schade, wenn die schöne Elchterrine kalt würde, denn eigentlich sollten wir sie warm genießen.«
    Ella nahm ihre Gabel

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