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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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Vermögen.
    »Also, Maxi, ich habe eine Bitte.«
    »Ach ja?« Es klang, als würde Maxi breit grinsen.
    »Ja, und du hast damit auch einen Wunsch frei!«
    »Hört sich gut an. Was ist es?«
    »In meiner Wohnung gibt es einen Schrank im Wohnzimmer, weißt du, welchen?«
    »Es gibt ja nur einen.«
    Wie sinnig, dachte Ella. »Genau. Unten rechts sind alte Fotoalben gestapelt. Das blaue mit der Jahreszahl 1998 ziehst du raus. Und auf den ersten Seiten kommt irgendwann ein Foto von Moritz.«
    »Ah.« Wieder dieses Grinsen in der Stimme. »Und wie soll ich diesen Herrn erkennen?«
    »Damals habe ich die Fotos noch beschriftet.«
    »Darf ich mir alle ansehen?«
    »Untersteh dich!«
    Es war kurz still, und Ella wusste genau, dass Maxi nicht nur alle Fotos in diesem Album, sondern überhaupt alle Alben ansehen würde.
    »Und wie komme ich überhaupt hinein?«
    »Der Schlüssel für Frau Blum liegt unter dem Fußabstreifer. Sie gießt mir die Blumen.«
    »Wie sinnig.«
    Hatte sie das nicht gerade selbst gedacht? »Aber praktisch!«
    »Gut, dass meine Mutter das nicht hört, sie würde einen Anfall bekommen.«
    »Ist ja auch ihr Job – als Polizistin.« Ella musste lachen. »Okay, und dann fotografierst du das Bild ab und schickst es mir.«
    »Aufs Handy.«
    »Exakt.«
    »Gut, dann kann ich ja jetzt wieder in die stinklangweilige Vorlesung.«
    »Viel Spaß!«
    »Jetzt werd bloß nicht witzig …«
    Na, dachte Ella, als sie das Smartphone weglegte, war ihr das sechshundertfünfzig Euro wert? Ja. Sie konnte jetzt nicht aufgeben. Wenn sie Inger das Foto zeigte, bewegte sich vielleicht etwas. Und Siris Mutter war ja auch noch eine Option.
    Lauter Frauen, dachte Ella. Was machen eigentlich die Männer?
    Sie nahm das Kuvert wieder an sich und riss es mit dem Zeigefinger auf.
    »Ma chère«, las sie. »Ich habe meine Zeit hier verlängert. Solltest du auch bleiben wollen, kannst du ganz einfach bei mir einziehen und dir das Hotelzimmer sparen. Ich rieche dich so gern, außerdem fühlst du dich wunderbar an. Und ich würde meine Zahnbürste im Badezimmer ein bisschen zur Seite rücken. Und eine Flasche Champagner in die Minibar schmuggeln. Und dich heute Abend ins Erik’s Gondolen entführen, und wenn du bisher noch nicht in mich verliebt bist, werde ich dich dort überzeugen.«
    Ella war schon jetzt überzeugt. Sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte und was an diesem Restaurant so toll sein sollte, aber schon die Art des Briefs beflügelte ihre Phantasie. Sie legte den Brief neben sich, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und streckte die Beine aus.
    Ella, sagte sie sich, du hast schon für dümmere Geschichten viel Geld ausgegeben. Wenn sie nur an den Wintermantel vom letzten Jahr dachte, den sie kein einziges Mal angehabt hatte, weil er farblich einfach zu nichts passte.
    Und außerdem gibst du es für zwei aus, du musst das alles durch zwei teilen.
    Da war sie wieder. Ella zog die Beine an. Inka, dachte sie, oder sagte sie es sogar? Sie war sich nicht sicher. Inka, wiederholte sie, halt dich da raus.
    Ben war von Anfang an viel zu behäbig für dich. Du hättest dir Tom angeln sollen.
    Ella stieß die Luft aus. Was dachte sie da nur wieder für ein Zeugs? Es war mir nach deinem Tod ganz bestimmt nicht nach irgendeinem Kerl!
    Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du Moritz nehmen sollen.
    Moritz hat dich umgebracht! Glaubst du, ich schlaf mit einem Mörder? Außerdem ist er verschwunden! Was glaubst du, was ich hier tue?
    Ella griff nach ihrer Cappuccinotasse. Ganz ruhig, sagte sie sich. Ganz ruhig, lass dich nicht verrückt machen. Ich bin ich, und sie ist sie.
    Aber ich bin auch du.
    Ella stellte die Tasse zurück, steckte den Brief ein und stand auf. Meistens kam sie mit sich und ihrer zweigeteilten Gedankenwelt klar. Aber im Moment war es ihr zu viel. Sie wollte nicht zu Inka hinüberdriften.
    Ella sah auf die Uhr. Schon nach sechs. Und da war Maxi noch an der Uni? Hatte sie plötzlich der Ehrgeiz gepackt?
    Und wann wollte Roger sie überhaupt abholen? Sie zog den Brief nochmals hervor. »536« stand unter seiner Unterschrift. Das hatte sie vorhin überlesen. Also war er bereits in seinem Zimmer.
    Ella unterschrieb ihren Getränkebeleg und ging noch einmal an die Rezeption. Siri war im Gespräch und hatte noch zwei weitere Gäste in der Schlange. Sie unterbrach kurz mit einer Entschuldigung und wandte sich Ella zu.
    »Weiterbuchen?«
    »Ich verlängere, aber ich zieh in Zimmer 536 um.«
    Siri schien kurz irritiert und

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