Liebesnöter
sah damit blutjung aus. »Läuft alles gut, bist du zufrieden? Kommst du weiter?« Siri schaute sie neugierig und aufgeräumt an.
Ella überlegte, was sie ihr bisher erzählt hatte. Die Ereignisse überschlugen sich so, dass sie selbst kaum hinterherkam.
»Ich war noch mal bei Inger Larsson«, berichtete sie.
»Oh, wirklich?« Siri zog die Stirn kraus.
Ella nickte. »Ja. Aber schlauer bin ich trotzdem nicht.«
»Nein?« Siris Telefon klingelte, sie warf Ella einen bedauernden Blick zu und nahm ein Gespräch entgegen. Ella hörte zu, verstand aber rein gar nichts.
»Eigentlich klingt es in meinen Ohren wie eine Mischung aus Schweizerisch, Deutsch und Österreichisch«, sagte sie, als Siri endlich aufgelegt hatte.
»Was hört sich so an?«
»Schwedisch!«
Siri lachte. »Ich habe keine Ahnung, wie sich Schweizerisch anhört.«
»Na, ähnlich wie Schwedisch.«
Siri lehnte sich etwas vor. »Aber konnte sie über den jungen Mann, den du suchst, etwas sagen? War er es auf dem Portrait?«
Was wusste Siri bisher über Moritz? Ja nur, dass er ein Schulfreund war und sie ihn aus den Augen verloren hatte.
»Sie kannte den Namen nicht. Aber sie hat auch Margareta porträtiert, und Margareta behauptet, sie wisse von nichts. Offensichtlich fotografiert Inger ihre Modelle bisweilen einfach ab.«
»Na«, lachte Siri, »dann schau in der Ausstellung doch mal nach mir. Ich suche noch ein passendes Weihnachtsgeschenk für Liam.«
Ella musste ebenfalls lachen. »Keine schlechte Idee. Du kannst ihr aber auch einfach einen Auftrag geben, ihre Adresse kennen wir ja jetzt …«
»Ist wahrscheinlich zu teuer.«
»Käme auf einen Versuch an.« Ella legte ihre Hand auf Siris Unterarm. »Aber sag mal, Siri, wenn deine Mutter herausgefunden hat, dass dort zeitweise ein Mann gemeldet war, kennt sie damit auch seinen Namen?«
Siri zuckte mit den Achseln.
»Oder fällt so was in Schweden unter Datenschutz?«
Siri zuckte wieder mit den Achseln. »Mutti sitzt ja an der Quelle. Sie hat allerdings nur von einem Mann gesprochen.«
»Aber du hast auch nicht weiter gefragt?«
»Schien mir nicht wichtig.«
»Aber kannst du es herausfinden?«
»Frau Detektivin fährt ihre Antennen aus?«
Ella zwinkerte ihr zu. »Dann geht die nächste Einladung auf mich!«
»Wolltest du nicht morgen abreisen?«
»Morgen schon?«
»Du hast vier Tage gebucht.«
»Das geht ja gar nicht!«
Siri lachte. »Also verlängern?«
Ella dachte an ihren Flug und ihre Arbeit, aber konnte sie hier alles stehen und liegen lassen? Jetzt, wo sie so nah dran war? Sie zog ihre Hand zurück und fischte ihr Smartphone aus der Tasche.
»Ich muss mein Reisebüro anrufen.«
Siri warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm ihres Computers. »Dein Zimmer wäre noch frei.«
»Na, das ist doch schon mal ein Wort!«
»Und hier habe ich noch eine Nachricht für dich!« Sie schob ihr ein weißes Briefkuvert hin.
»Ach ja?«
Umzubuchen sei der Flug nicht, so die Auskunft des Reisebüros, weil es ein Billigflug war.
»Billig? Für sechshundertfünfzig Euro?«
Sie könne aber erneut buchen.
»Wieder für sechshundertfünfzig Euro?«
Ella hatte sich an den Kamin gesetzt und einen Cappuccino bestellt. Draußen regnete es noch immer, und die Flammen des Kamins wärmten sie, selbst wenn es nur ein Gasofen war und das Holz bei genauerem Hinsehen aus Keramik. Schön war es trotzdem, und es wurde ihr tatsächlich immer wärmer. Vor allem wegen der Preise.
Tausenddreihundert Euro für die Flüge, rechnete sie, zweitausend Euro für ein Bild, das Hotel mit hundertzwanzig Euro am Tag, die Bronzestatue für hundertzwanzig Euro und die Kleinigkeiten nebenher – bis sie wieder nach Hause kommen würde, war sie pleite.
Zu Hause, das war das Stichwort. Sie rief Maxi an.
»Psssst, ich bin mitten in einer Vorlesung«, hörte sie Maxi flüstern. »Was gibt’s?«
Unwillkürlich flüsterte Ella auch, dann besann sie sich. »Ich schreibe dir eine Mail«, sagte sie. Und darauf: »Und schalte dein Handy aus!«
Kurze Zeit später, Ellas Cappuccino war gerade gekommen, und sie hatte sich gemütlich in ihrem Sessel zurückgelehnt, um das Kuvert in aller Ruhe zu öffnen, klingelte ihr Smartphone.
»Maxi« las sie im Display.
Ah, das ging ja schnell.
»Bist du jetzt rausgeflitzt?«, wollte Ella wissen.
»Ist sowieso ein dusseliger Stoff. Und der Professor ist es auch.«
Ella wollte nicht nähr darauf eingehen, sicherlich kosteten die Telefonate zwischen Deutschland und Schweden ein
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