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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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»Kann doch was mitbringen, wenn sie schon kommt.«
    »Was zum Essen?« Ella verstand noch immer nicht.
    »Ist die blöd?«, fragte das Mädchen den Kerl und fuhr sich demonstrativ mit dem Handrücken unter der Nase lang. »Was Anständiges«, sagte sie zu Ella. »Stoff. Mann!«
    »Kann ich nicht mit dienen.«
    »Dann lass wenigstens Kohle da!« Sie schielte auf Ellas Tasche. Ella zögerte. Wozu waren Drogenabhängige fähig?
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte sie mutig.
    »Weil ich das vielleicht sage?« Der Ton war aggressiv, das Mädchen sah in Haltung und Gestik wie ein junger Kampfhund aus.
    »Willst du mir drohen?« Ella steckte die beiden Fotos in die Tasche. Besser war vielleicht, die Hände frei zu haben. Man konnte nie wissen.
    »Hast du was geklaut?« Die Kleine hatte ihre Bewegung gesehen. »Hast du dort oben vielleicht was geklaut?« Jetzt schnappte ihre Stimme fast über.
    »Ne, das ist doch die eine vom Foto«, beschwichtigte sie ihr Hausgenosse. »Familie in Deutschland.«
    »Er hatte keine richtige Familie in Deutschland!«, zischte das Mädchen. »Und wenn, dann haben die ihn gekillt!«
    »Wieso gekillt?«, wollte Ella wissen. Wenn schon, denn schon, dachte sie.
    »Antworten gibt es nur gegen Bares«, sagte das Mädchen und streckte die Hand aus. »Fünftausend Kronen musst du schon löhnen für eine Information.«
    »Fünftausend Kronen?« Ella musste lachen, und das war echt, das spürte auch das Mädchen. Ella schätzte sie auf sechzehn, vielleicht auch siebzehn. Aber sicher noch nicht volljährig.
    »Dann tausend. Auch recht.«
    Hundert Euro, überlegte Ella. Für was?
    »Für was?«, frage sie. »Für was soll ich denn tausend Kronen bezahlen?«
    Die vielen kleinen Ringe in ihrem Nasenflügel zitterten. »Du wirst es nicht erfahren, wenn du nicht bezahlst«, sagte sie und trat ihrem Freund, der etwas sagen wollte, mit Wucht auf den Fuß.
    »Ich kaufe keine Katze im Sack«, erklärte Ella. »Und so sehr interessiert mich dein Geschwafel auch nicht.« Sie warf dem Typen noch einen Blick zu, und wandte sich zum Gehen.
    »Hej, fünfhundert. Fünfhundert Kronen müssen für eine wie dich doch drin sein!«
    Fünfzig Euro, überlegte Ella. So eine Art Sozialhilfe, oder wie wollte sie das sehen?
    »Okay, von mir aus!« Ella zog fünfhundert Kronen aus ihrer Tasche, ohne das Mädchen aus den Augen zu lassen. Die Gefahr war da: Wo fünfhundert waren, waren vielleicht auch fünftausend? Sie behielt den Schein in der Hand.
    »So, dann also. Hier ist der Schein, wo ist die Information?«
    Die Kleine griff danach. Ella zog ihn weg. »Ne, ne. Erst die Info. Wieso gekillt? Von seiner deutschen Familie?«
    »Okay!«, sagte die Kleine und sah ihren Typen an.
    Der nickte.
    »Keine Spur, verstehst du? Wie kann einer spurlos verschwinden? Und mit ihm jede einzelne Krone, jedes Geldstück, Kreditkarten? Was ist das? Ein Raubüberfall oder was? Ist er verschleppt worden?«
    »Wieso verschleppt?« War etwa auch noch Moritz’ Vater hier aufgetaucht?
    »Nur so ’ne Idee. Kann doch gut sein!« Ella gab dem Mädchen den Schein und nickte ihr zu. »Gibt es sonst noch was?«
    Das Mädchen steckte sich den Schein in die Hosentasche und schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht.«
    Ella suchte kurz in ihrer Tasche. »Vielleicht komme ich wieder. Und vielleicht fällt dir noch was ein. Und sollte der Hausherr zurückkommen, dann ruf mich an.« Sie nahm einen Stift und einen Zettel heraus und schrieb ihre Handynummer auf. »Dann gibt es vielleicht tausend Kronen.«
    Der Typ kratzte sich am unrasierten Kinn, und die Kleine schüttelte den Kopf.
    »Wenn er kommt, gibt es hier eine Party. Dann kannst du dazukommen!« Sie las Ellas Handynummer laut vor. »Okay. Und wie heißt du?«
    »Inka.«
    Beim Hinausgehen hätte sie sich am liebsten gezwickt. Irgendwie musste sie aus diesem Traum doch wieder aufwachen? Steffi als die Geliebte von Moritz? Und Moritz, der angeblich ertrunken ist, aber sein ganzes Geld und auch seine Kreditkarten mitgenommen hatte?
    Moritz ist in New York, das war ihr völlig klar. Moritz hatte Inger warum auch immer verlassen und war jetzt in New York. Bei Steffi. Ellas Herzschlag beschleunigte sich. Wie konnte sie das herausfinden? Ein Nils Andersson musste ausgereist sein. Aber nein, ein Nils Andersson war ja ertrunken. Damit war auch diese Spur verwischt. Dann war ein Moritz Springer ausgereist. Der Haftbefehl gegen ihn war sicher längst verjährt.
    Flughafen Stockholm. Und wann? Vor drei Monaten. Oder

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