Liebesschloesser
immer noch Angst vor den Fischen?“, fragt er und sieht mich grinsend an.
Ich spüre, wie mein Gesicht zu brennen beginnt. Ausgerechnet daran muss er sich noch erinnern! Dabei habe ich es wirklich nur Andy erzählt, dass mir die dunklen Schatten der Fische nicht ganz geheuer sind. Vor allem, wenn wir nachts baden waren, fand ich die Vorstellung mit einem Fisch in Berührung zu kommen ziemlich unheimlich.
„Jetzt hast du sie bestimmt verscheucht!“, versuche ich meine Ehre zu retten, ohne auf seine Frage einzugehen. Lachend packe ich seinen Arm und ziehe ihn vom Zaun weg. Meine Finger kribbeln. Ich kann mich kaum dazu durchringen, ihn wieder loszulassen. Zum Glück folgt er mir, ohne auf eine Antwort zu bestehen.
Die Tatsache, dass er morgen wieder zurückfährt, setzt mir mehr zu, als ich mir eingestehen möchte. Ich habe nach der Party noch lange wachgelegen und mich gefragt, ob ich die Chance nutzen sollte, um ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde. Nicht, weil ich irgendeine Hoffnung hegen würde, sondern damit ich besser damit klarkomme. Vielleicht würde er wütend oder angeekelt reagieren … vielleicht könnte ich dann endlich mit ihm abschließen und mein Herz für einen anderen Mann frei machen. Aber nun erscheint mir diese Idee schwachsinnig. Nein, ich werde nichts sagen und diese gestohlenen Stunden genießen.
Wir müssen ein ganzes Stück laufen. Der Badestrand befindet sich genau gegenüber vom Damm. Schweigend laufen wir nebeneinander her. Immer mal wieder werfe ich ihm einen verstohlenen Blick zu. Andy scheint ganz in Gedanken zu sein. Nur zu gern würde ich fragen, was ihn beschäftigt, aber ich traue mich nicht. Vielleicht ist doch nicht alles, wie früher … jeder trägt sein Päckchen allein und mit Sicherheit gehöre ich schon längst nicht mehr zu den Vertrauten, denen man alles erzählt.
Die Bäume geben nur hin und wieder einen Blick auf den Teich frei. Die Morgensonne spiegelt sich in den kleinen Wellen und bringt das Wasser zum Glitzern. Der Anblick ist schön und lässt mich kurz aufseufzen. Wie schön wäre es, wenn wir jetzt einfach stehen bleiben könnten, wenn er mich in den Arm nehmen würde und wir diese wunderbare Stimmung eng umschlungen genießen könnten. Meine Gedanken fahren Achterbahn und ich verfluche mich dafür, so wenig Selbstbeherrschung zu haben. Ich wende meinen Blick ab, starre auf den Boden vor mir und kicke einen Kiefernzapfen vom Weg.
So früh am Morgen ist noch nicht viel los. Zwei oder drei bunte Decken liegen auf der Wiese. Kinder buddeln am Ufer im Sand. Auf den ersten Blick scheint niemand da zu sein, den wir kennen. Vermutlich liegen die meisten um diese Zeit noch im Bett. Ich hätte meinen Wecker auch am liebsten gegen die Wand geschleudert, als er nach nicht einmal drei Stunden Schlaf geklingelt hat. Allein die Aussicht, mit Andy den Vormittag zu verbringen, hat mich dazu gebracht, mein Bett zu verlassen.
Die Stelle unter der großen Eiche ist noch frei. Zielstrebig steuern wir beide darauf zu. Das war schon immer unser Platz. Wir breiten zeitgleich unsere Handtücher aus und Andy fängt sofort an, sich auszuziehen. Hitze steigt in mir auf, als mein Blick seinen Oberkörper streift. Ich will ihn nicht anstarren, aber ich kann auch nicht wegsehen. Ich halte die Luft an, betrachte das Spiel seiner Muskeln und folge fasziniert den Linien seines Tribals, das sich von seinem linken Schulterblatt über die Seite bis zum Rand seiner Hose zieht. Möglicherweise geht es noch tiefer. Aber darüber denke ich besser nicht nach. Denn auch so kann ich spüren, dass meine Betrachtungen nicht ohne Wirkung bleiben. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht die Hand auszustrecken und mit den Fingern darüber zu fahren. Grummelnd lasse ich mich auf mein Handtuch fallen und schließe die Augen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich mein Bett nicht verlassen hätte.
„Bist du etwa noch müde?“, zieht er mich auf und setzt sich ebenfalls auf sein Handtuch.
„Du vielleicht nicht?“
„Geht so … Ich brauche nicht viel Schlaf und nach so einer Party ist frische Luft und Bewegung besser …“
„Seit wann bist du so … so ein Gesundheitsfanatiker geworden? Sport scheinst du ja auch zu machen.“
Andy fängt an zu lachen und lässt seine Armmuskeln ein wenig spielen.
„Gefällt es dir?“, fragt er und sieht mich grinsend an.
„Ist das wichtig?“, winde ich mich unsicher. „Hauptsache den Frauen gefällt es, oder?“
„Hm“, antwortet er
Weitere Kostenlose Bücher