Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
bleiben.
»Er will aber nicht mit dir reden!« Seltsam, aber Sabine erinnerte mich immer mehr an meine alte Schulfeindin Renate. Ab dem ersten Schultag hatte sie mich auf dem Kieker gehabt und mir das Leben, wo es nur ging, schwer gemacht. Das hatte sie bis zum Schluss unserer Schulzeit durchgehalten und mir zu guter Letzt noch beim Tanzkurs zum Abschlussball meinen Traumtanzpartner vor der Nase weggeschnappt. Vielleicht waren Sabine und Renate ja verwandt?
Ich holte tief Luft, was in dem engen Kleidchen alles andere als einfach war.
»Es geht um seinen Hausschlüssel. Den möchte ich Michi zurückgeben.« Bei diesen Worten griff ich an meine Halskette.
Sabine streckte die Hand aus.
»Du kannst ihn mir geben.«
Ich schüttelte den Kopf. Von wegen!
»Ich will dir keine Umstände machen, Sabine. Ich komm morgen wieder, wenn Michi da ist.«
Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Da spürte ich an meinem Hals ihre Hand, die an der Kette zog.
»Spinnst du?«, fragte ich wütend und griff nach dem Schlüssel. Doch bevor ich ihn fassen konnte, riss die Kette und der Schlüssel rutschte in meinen Ausschnitt.
Gut so, dachte ich. Da war er wenigstens vor ihr sicher. Aber von wegen! Die Verrückte gab nicht auf. Sie griff zwischen meine Brüste und schnappte sich den Schlüssel, ohne dass ich es verhindern konnte. Jetzt hatte sie, was sie wollte. Ich war kurz davor, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, da fiel mir ihr irritierter Blick auf. Keine Spur Triumph war darin zu sehen, was ich höchst merkwürdig fand.
»Deine Titten sind ja echt!«, sagte sie mit einem ungläubigen Staunen.
»Was denkst du denn?!«, zischte ich und hatte plötzlich genug. Genug von ihr und genug von Michi! Sollte sie doch mit ihm glücklich werden. Ich würde mich nicht mehr zum Deppen machen. Ich zog die Schuhe aus und ging barfuß zu meinem Auto. Am liebsten hätte ich das Kleid auch noch ausgezogen und es ihr hinterhergeworfen.
Kapitel 4
Zwei Stunden später saß ich wieder an meinem Schreibtisch und machte mich daran, einen riesigen Stapel wegzuarbeiten. Meine Haare trug ich wieder offen, Lippenstift und Mascara waren abgewischt und das rote Kleid gegen eine bequeme Hose samt einem weißen Top ausgetauscht. Ich war so vertieft in meine Arbeit, dass ich nicht bemerkte, wie still es plötzlich um mich herum war. Nur das leise Klackern der Tastaturen war zu hören, als ich die Nähe eines Menschen spürte und mir der Duft eines mir bislang unbekannten Rasierwassers in die Nase zog. Ich hob meinen Kopf und blickte in die aufregendsten grünen Augen, die mich jemals aus so einer Nähe angeschaut haben. Es waren die Augen von Matthias Berger, meinem obersten Boss.
»Hallo Frau Koller! Freut mich.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Zögernd nahm ich sie und war überrascht, wie warm, kräftig und angenehm sie sich anfühlte. Am liebsten hätte ich sie gar nicht mehr losgelassen. Ich sollte was sagen, aber wie immer, wenn mir ein so attraktiver Mann gegenüberstand, brachte ich keinen Ton über meine Lippen. Neugier sprach aus seinen Augen, als er mich mit einem dezenten Lächeln musterte.
»Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee in meinem Büro?«
Noch während wir mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, bot er mir das Du an. Inzwischen hatte sich auch mein Sprachvermögen wieder eingestellt, was Matthias sehr zu freuen schien. So eine Unterhaltung profitierte halt doch sehr davon, wenn beide Gesprächsteilnehmer etwas dazu beitrugen.
Es war erst das zweite Mal, dass ich das Chefbüro im obersten Stockwerk des Verlagsgebäudes betrat. Vor sechs Jahren war ich an meinem ersten Arbeitstag hier gewesen. Im Hause war es seit jeher Tradition, dass der Verlagschef jeden neuen Mitarbeiter per Handschlag begrüßte und mit einem Glas Sekt auf eine gute Zusammenarbeit anstieß. Ein sehr schöner Brauch, wie ich fand, den auch Matthias Berger übernommen hatte.
Nachdem der »alte Berger«, wie wir ihn insgeheim nannten, an seinen Sohn übergeben hatte, hatte Matthias das Büro komplett neu gestalten lassen. Die alten Eichenschränke waren hellen, modernen Designermöbeln gewichen, und an den Wänden hingen Bilder zeitgenössischer Künstler. Einzig vom schweren Schreibtisch, an dem schon sein Großvater die Geschicke des Hauses gelenkt hatte, hatte Matthias sich nicht trennen können. Das Möbelstück fügte sich jedoch als zentraler Punkt harmonisch in das Gesamtbild des Raums, der eine behagliche Eleganz ausstrahlte.
Durch
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