Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
hatte es beachtliche siebenundzwanzig Neuzugänge gegeben.
Immer mehr Gäste trafen auf der Feier ein, doch es waren weit weniger, als ich angenommen hatte. Ich war nicht überrascht, als ich Michi sah, selbstverständlich mit blondiertem Anhang. Ich wusste, dass es auch für ihn die erste Maienfesteinladung war. Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir die Vorstellung, wie es gewesen wäre, gemeinsam mit ihm herzukommen.
Michi suchte meinen Blick, aber ich tat so, als ob ich ihn nicht bemerkt hätte, und unterhielt mich mit einem jungen Kabarettisten, der am nächsten Abend seinen ersten Auftritt im legendären Passauer Kulturlokal »Scharfrichterhaus« haben würde. Er war ziemlich nervös und zuckte ständig unkontrolliert mit den Schultern, was mich auch bald nervös werden ließ. Ich musste es krampfhaft unterdrücken, ebenfalls mit den Schultern zu zucken. Wenn der junge Mann seine Aufregung bis morgen nicht ablegen würde, tat mir das Publikum heute schon leid. Die Zuschauer würden dann sicherlich alle mit Verspannungen nach Hause gehen.
Von Anfang an war die Stimmung auf der Party weitgehend ungezwungen, und das Ambiente hatte etwas Märchenhaftes. Zwischen den Bäumen, beleuchtet von Fackellichtern, posierten junge Männer und Frauen als Sternzeichen. Es dauerte eine Weile, bis ich feststellte, dass die farbenprächtigen »Kostüme« auf die Körper aufgemalt waren.
Als ich das Sternzeichen Stier entdeckte, zögerte ich, unter die imaginäre Gürtellinie zu blicken. Doch anders als auf der Einladungskarte schützte ein knapper Lendenschurz die Männlichkeit des Minotaurus. Er zwinkerte mir frech zu, und beim Anblick seines muskulösen Körpers wurde mir tatsächlich ein wenig heiß. Besonders gefiel mir jedoch die Darstellung des Fisches, mit Hunderten von Schuppen, die bei jeder Bewegung des Körpers schillerten wie flüssiges Silber. Severins Bodypainting-Schüler hatten wirklich großartige Arbeit geleistet.
Begleitet von einem Gitarristen und einem Kontrabassspieler interpretierte eine junge Sängerin aus der Gegend Lieder von Nina Simone. Ihre Stimme war weich wie ein Karamellbonbon. Es war zum Dahinschmelzen.
Man konnte über Vater und Sohn denken, was man wollte, aber »die Bayerls« scheuten weder Geld noch Mühen, um ihren Gästen etwas ganz Besonderes zu bieten. Wo der Reichtum der beiden Männer eigentlich herkam, konnte niemand so genau sagen. Höchstens der Bankberater, und der hüllte sich natürlich in Schweigen.
Ich sah mich um. Wo Claudia nur blieb? Sie sollte doch schon lange hier sein.
Eine Bedienung in goldenem Kostüm reichte Getränke, und ich entschied mich für ein Glas eiskaltes Bier aus einer hiesigen Brauerei. Ich nahm einen großen Schluck und seufzte wohlig. An das Maienfest könnte ich mich gewöhnen. Ich spazierte ein wenig im Garten herum, genoss die lauwarme Abendbrise auf meiner Haut und plauderte mit anderen Gästen. Im hinteren Teil des Gartens führte ein grüner Tunnel aus Weiden zu einer kleinen Bar. Schon jetzt drängten sich die Gäste dicht an dicht um die Theke.
Matthias stand ebenfalls dort neben Severin Bayerl und unterhielt sich mit ihm. Als er mich bemerkte, prostete er mir zu und lächelte. Ich erwiderte sein Lächeln, war jedoch im Moment nicht so ganz bei der Sache. Denn ich hatte ein kleines, aber unangenehmes Problem. Meine Pospalte hatte gerade den Slip gefressen. Ein Gefühl, das ich hasste. Das musste ich dringend wieder in Ordnung bringen. Ich verließ die Bar wieder und huschte hinter einen gelb leuchtenden Goldregenbusch. Doch gerade als ich mir beherzt unter mein Kleid greifen wollte, um alles wieder an die rechte Stelle zu ziehen, tauchte Alwin auf.
»Da bist du ja! Komm tanzen, Lene.«
»Jetzt?« Mit dem eingezwickten Slip? Nie! »Können wir nicht später tanzen, Alwin?« Ich versuchte, Zeit zu gewinnen und dabei höflich zu bleiben.
»Es ist der offizielle Maientanz mit den Ehrengästen. Und du bist meine Partnerin. Jetzt komm. Wir warten nur noch auf Vater, dann geht es los.«
Er streckte die Hand nach mir aus. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mitzugehen. Ich hoffte vergeblich, dass sich der Slip beim Gehen wieder lösen würde, und fragte mich nicht zum ersten Mal, wie andere Frauen es einen ganzen Abend lang in einem Tanga aushalten konnten. Für mich undenkbar. Ein Tanga war für mich eigentlich nur da, um kurz an- und schnell wieder ausgezogen zu werden.
Insgesamt waren sieben Paare auf der Tanzfläche, bestehend aus
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