Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
würde er nachfragen, warum. Das wäre zu auffällig. Es blieb nur eine Möglichkeit.
»Ja, das können wir gerne machen«, stimmte ich zu. Michi musste das ja nicht wissen. Und überhaupt, wir waren schließlich nicht zusammen.
»Super. Ich bin um acht Uhr bei dir. Bis später, meine Schöne«, flötete er ins Telefon und legte auf.
»Entschuldige, Michi, das war ein Kollege.« Ich hasste mich dafür, ihn anzulügen. Aber ich hatte keine Lust, jetzt mit ihm über Ernesto zu reden. Die beiden waren sich ohnehin nicht gerade freundlich gesonnen.
»Hmm. Das sieht aber lecker aus«, schwärmte ich und machte mich über meine Burritos her. Michi schnitt ein großes Stück von seinem Steak ab. Sein Handy meldete eine SMS. Er legte die Gabel samt aufgespießtem Fleisch wieder auf den Teller und nahm sein Handy.
»Terminänderung. Ich musste nur bestätigen«, entschuldigte er sich und tippte eine Antwort.
»Kein Problem.«
Doch Sabine ging mir nicht aus dem Kopf.
»Du, sag mal, wenn du mit Sabine nicht mehr zusammen bist, stellst du eine neue Bürokraft für sie ein?«, fragte ich interessiert.
Es war ihm sichtlich unangenehm, über das Thema zu sprechen. Er nahm einen kräftigen Schluck Bier.
»Sie hat ein paar Tage Urlaub genommen. Das müssen wir noch klären, wenn sie wieder da ist.«
Nicht die Antwort, die ich hören wollte. Aber die Burritos waren himmlisch. Während ich das leckere Gericht genoss, überlegte ich, was ich denn eigentlich für eine Antwort von ihm hören wollte. Dass er Sabine rauswerfen würde aus seiner Kanzlei? Schließlich wollte ich nicht für ihre Arbeitslosigkeit verantwortlich sein. Obwohl, der Club Arabian Nights suchte laufend nach gutem Personal, wie ich aus sicherer Quelle wusste. Ich hatte die Nummer sogar noch irgendwo in meiner Schreibtischschublade.
Michi würde Sabine bestimmt ein ausgezeichnetes Zeugnis schreiben. Zuverlässige Mitarbeiterinnen waren auch in einem Puff nicht verkehrt.
»Mit deinem Boss verstehst du dich aber seit Neuestem sehr gut, oder?«, wollte Michi wissen. War da ein wenig Eifersucht zu hören? Warum auch nicht? Matthias war ein sehr interessanter Mann.
»Durch mein Buchprojekt sehen wir uns häufiger. Und ja, wir verstehen uns gut.« Mein Handy meldete eine SMS. Ich
seufzte. Ein entspanntes Mittagessen sah anders aus. Als ich den Absender der Mail las, schluckte ich. Karl Huber hatte geschrieben.
»Wir müssen etwas klären!« Die Kürze seiner Nachrichten war stets beeindruckend. Ich schaltete das Handy aus und steckte es zu Eisi in die Tasche. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Auch wenn ich Karl Huber am liebsten in den hintersten Winkel des Bayerischen Waldes verbannen würde, so wusste ich selbst, dass ich ihm Unrecht getan hatte mit meiner Beschuldigung. Ich hatte nur keine Ahnung, wie ich das ausbügeln konnte, ohne mein Gesicht zu verlieren. Ich sollte mit Claudia darüber reden. Vielleicht konnte sie mir einen Rat geben.
»Und was sagst du dazu?« Michi sah mich eindringlich an.
Oh, ich hatte ihm gar nicht zugehört. »Entschuldige. Was meintest du?«, fragte ich nach.
»Ich schlug dir vor, mal eines deiner Interviews in meinem Büro zu geben.«
Ich war irritiert. Warum sollte ich das machen wollen? »Äh, aus welchem Grund in deiner Kanzlei?«, fragte ich nach.
Michi schaute mich etwas überrascht an. »Na, vielleicht wollen die Leute auch mal sehen, was dein Freund macht«, antwortete er und lächelte.
Mein Freund? Ich wusste gar nicht, dass wir schon wieder so weit waren. Ich wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht, ob es jemals wieder so weit kommen würde. Seit dem Kuss auf dem Fest, oder besser gesagt seit dem, was gleich darauf passiert war, konnte ich meine Gefühle ihm gegenüber gar nicht mehr definieren. Klar, ich mochte ihn, und irgendwie wäre er immer noch ein toller Kandidat für meinen Traum von Familie … Ach, vielleicht war ich einfach nur ein wenig verwirrt. Kein Wunder nach alldem, was in der letzten Zeit alles passiert war.
»Michi, hör zu. Es geht mir alles ein wenig zu schnell. Ich weiß nicht, ob ich das schon wieder möchte. Bitte lass mir noch ein wenig Zeit«, bat ich ihn.
Er schien enttäuscht, aber sein Gespür für das weibliche Geschlecht war gut genug, um zu wissen, dass er es jetzt erst einmal darauf beruhen lassen musste.
»Du kannst alle Zeit der Welt haben, Lene. Aber du sollst wissen, dass ich bereit für dich bin.« Dabei fasste er mir unter dem Tisch an meinen Oberschenkel. Da klingelte
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