Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
sein Handy erneut. Und ich war froh darüber …
Wir verzichteten beide auf ein Dessert, und Michi brachte mich nach Hause. Ich setzte mich an mein Notebook und arbeitete so konzentriert an meinem Buch, dass ich völlig vergaß, meinem Vater mit der Erdbeermarmelade zu helfen. Als es mir plötzlich siedend heiß einfiel, eilte ich sofort ins Haupthaus.
Schon bevor ich die Küche betrat, zog ein verbrannter Duft durch meine Nase. Vater stand am Spülbecken und scheuerte einen dicken schwarzen Belag vom Boden des Kochtopfs. Auf dem Tisch standen leere Einmachgläser. Überall waren die Fenster geöffnet.
»Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, Vater?«, fragte ich.
Er drehte sich kurz zu mir um und sagte: »Du hast ja momentan keine Zeit.« Der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören.
»Es tut mir leid, aber du weißt, dass ich an meinem Buch arbeiten muss«, versuchte ich mich zu entschuldigen.
»Eben. Deswegen wollte ich die Marmelade alleine machen. Aber dann kam Kundschaft für den Hofladen. Als ich zurückkam, qualmte es schon.« Die schönen Erdbeeren.
Jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber er hätte ja auch was sagen können. Manchmal war er eigensinnig wie ein kleines Kind. Trotzdem hätte ich ihn am liebsten umarmt, wie er da so stand und den Topf schrubbte. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihm in der Seele wehtat, wenn Lebensmittel unnötig verschwendet wurden.
»Lass mich dir helfen«, bot ich an.
Er reagierte gar nicht darauf.
»Was ist jetzt eigentlich mit dir und Michi?«, fragte er stattdessen.
»Keine Ahnung, Papa.« Ich seufzte.
»Kind, langsam wird es Zeit, dass du dich mal auf was Längerfristiges einlässt.«
Wem sagte er das?
Papa war nicht sonderlich begeistert, als er mitbekam, dass Ernesto mich am Abend abholte. Trotzdem blieb er dem Spanier gegenüber höflich. Ernesto versprach, gut auf mich aufzupassen und wohlbehalten wieder zurückzubringen. Das und Ernestos sicherlich nicht auf Tempo getrimmter Kleinwagen, den er in Passau fuhr, schienen Vater ein wenig zu versöhnen. Ich nahm mir fest vor, ihm die nächsten Tage mehr zu helfen.
Kapitel 14
Zum zweiten Mal an diesem Tag betrat ich Joe’s Cantina, das am Abend bis auf den letzten Platz voll war. Gut, dass auch Ernesto reserviert hatte. Dimi schaute etwas verblüfft, ließ sich jedoch nicht anmerken, dass ich heute schon einmal mit einem anderen Mann hier Gast gewesen war. Im Gegensatz zum Mittagessen mit Michi war die Stimmung mit Ernesto total locker und ungezwungen. Er brachte mich immer wieder zum Lachen, und nachdem wir zwei Tequilas getrunken hatten, war ich in Partylaune. Mein Handy hatte ich sicherheitshalber ausgeschaltet.
Doch Michi und Ernesto waren sich ähnlicher als gedacht. Auch er wollte wissen, was es mit dem Zeitungsartikel auf sich hatte. Ich erklärte ihm, dass der Bericht überhaupt nichts bedeutete. Er lächelte beruhigt, und ich spürte gleich darauf seine warme Hand an meinem Oberschenkel. Wie gesagt: Sie waren sich ähnlich.
Plötzlich begann an dem Tisch hinter uns eine Diskussion. Es ging um mein Thema. Die Suche nach der weiß-blauen Liebe. Ich drehte mich um und erstarrte. Huber saß genau hinter mir. Das konnte doch nicht wahr sein! Ja hatten denn in Passau heute alle Lokale außer Joe’s Cantina Ruhetag? Als ob er meine Anwesenheit ebenfalls spürte, drehte er sich um.
»Lene!«
»Hallo Karl!«
»Was für ein Zufall! Kaum spricht man vom Teufel … Das ist die Dame, die denkt, wir Bayern könnten nicht richtig lieben«, erklärte er in Richtung seiner Freunde am Tisch.
»Das habe ich nie behauptet«, korrigierte ich ihn sofort. »Es wird Zeit, dass mein Buch erscheint, damit du endlich verstehst, was ich meine.«
»Ich sehe, du bist noch bei den Recherchen«, bemerkte er mit Blick auf meinen Begleiter.
»Ernesto Morales. Ein guter Freund von Lene«, stellte er sich selbst vor.
»Karl Huber! Eher kein guter Freund von Lene.«
Ernesto kannte ihn natürlich bereits aus den Zeitungsberichten. Er war auf der Hut. Schließlich waren Karl und ich inzwischen in der Öffentlichkeit als ziemliche Streithammel bekannt.
An Karls Tisch saßen noch ein Paar und eine Frau mit einem hübschen naturblonden Kurzhaarschnitt. Seine Freundin?
Das wollte ich jetzt doch genauer wissen.
»Und welchen Fanklub hast du heute dabei?«, fragte ich neugierig.
»Meine Schwester Corina mit ihrem Mann Chris, und das ist Hilly.«
Hilly? Mehr nicht? Hilly, seine Sekretärin? Oder
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