Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
was sagen«, begann ich und nahm all meinen Mut zusammen.
»Das glaub ich aber auch. Also, leg los.« Er verschränkte die Arme, sah mich an und wartete ab.
Grrrr. Eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt würde ich jetzt eindeutig vorziehen, als mich bei ihm zu entschuldigen. Aber ich wusste, dass es sein musste. Ich streckte die Schultern durch, und das Motto meiner Oma väterlicherseits kam mir in den Sinn: »Kopf hoch, auch wenn der Hals noch so dreckig ist.« Danke, Oma Elfi! Solche Ermunterungen aus der Vergangenheit taten auch noch in der Gegenwart ihre Dienste.
»Es tut mir leid. Das mit den Fotos und so … Dass ich dich beschuldigt habe, war nicht okay«, sagte ich mit fester Stimme.
»Und woher weißt du, dass ich es nicht doch gewesen bin?«
Was sollte diese Frage denn jetzt? Natürlich war er es nicht gewesen. Aber ich konnte ihm nicht sagen, warum ich das wusste. Ich hatte es hoch und heilig versprochen.
»Du magst zwar ein gscherter Gloife sein, aber hinterfotzig bist du nicht. Das würdest du nicht tun«, sagte ich im Brustton der Überzeugung.
»Ist es nicht eher so, dass du jemanden beauftragt hast, diese Bilder zu machen, damit du wieder ordentlich in die Schlagzeilen kommst?«, unterstellte er nun mir mit einem bösen Lächeln.
»Ich? Also das ist die Höhe!«, protestierte ich. Klar wurden die Bilder unter anderem genau zu dem Zweck gemacht, aber ich hatte damit nichts zu tun. Blöd nur, dass ich das nicht sagen konnte.
»Vielleicht war es ja dieser spanische Gigolo?«
»Ernesto? Er ist kein Gigolo, sondern ein seriöser Geschäftsmann. Und wie, bitte, soll er das gemacht haben, wenn er gar nicht auf dem Fest war?«
»Woher soll ich denn wissen, dass er nicht auf dem Fest war? Vielleicht ist er ja eines dieser Sternzeichen gewesen und konnte sich so unbemerkt überall bewegen.« Damit war er der Wahrheit so nahe gekommen, wie es nur ging. Nur dass es nicht Ernesto war.
»Er war es nicht. Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?«, fragte ich, und meine Stimme überschlug sich fast.
»Ich seh dir doch an, dass du was zu verbergen hast. Dabei hatte ich wirklich gehofft, es wäre nicht so. Und dann auch noch mich beschuldigen. Dass du dich nicht schämst?« Er war jetzt richtig wütend.
»Ich wusste von den Fotos nichts. Aber Ernesto war es ganz bestimmt nicht. Der hat anderes zu tun, als heimlich zu fotografieren. Das musst du mir glauben!«
»Ich muss gar nichts«, sagte er kalt.
Mich fröstelte. Dann sollte er es eben bleiben lassen. Ich hatte zumindest mein Gewissen erleichtert, und wenn er jetzt den Spieß umdrehte, konnte ich es auch nicht ändern. Trotzdem gärte es in mir, dass ich die Sache nicht aufklären konnte.
»Ach, lass mich doch in Ruhe und geh rein zu deiner … Freundin Hilly!«
»Sie ist nicht meine Freundin. Hilly ist meine Frau …« Damit drehte er sich um und ging hinein. Seine Frau? Warum war ich eigentlich immer davon ausgegangen, dass er ledig war? Und warum schnürte mir der Gedanke daran ganz plötzlich die Kehle zu? War ich neidisch, weil er verheiratet war und ich nicht?
Ich hatte absolut keine Lust mehr, ins Lokal zu gehen. Trotzdem konnte ich Ernesto nicht so einfach sitzenlassen. Ich ging in die Küche und fing dort Dimi ab, um die Rechnung zu bezahlen. Dann schickte ich Ernesto eine SMS, dass ich vor dem Lokal auf ihn warten würde. Keine Minute später war er auch schon da.
»Eigentlich hatte ich dich heute eingeladen«, erinnerte er mich.
»Scheinbar ist es uns nicht gegönnt, mal einen ruhigen Abend miteinander zu verbringen.« Es tat mir wirklich leid.
»Ich muss dich doch bald mal nach Barcelona mitnehmen, da kennt dich keiner und ich habe dich für mich ganz alleine.«
»Das ist eine tolle Idee, Ernesto. Sobald mein Buch fertig ist, machen wir das.« Die Vorstellung, am Strand in der Sonne zu liegen oder in einem kleinen Straßencafé einen Espresso zu trinken, war in diesem Moment unglaublich verlockend.
»Ich nehme dich beim Wort. Es war trotzdem ein schöner Abend mit dir«, schnurrte er mir ins Ohr. Ich bekam Gänsehaut. Bevor er mir jedoch näher kam, fielen dicke schwere Regentropfen auf uns. Innerhalb weniger Sekunden standen wir inmitten eines ausgewachsenen Wolkenbruchs. Rasch liefen wir zu seinem Wagen und stiegen ein. Das kurze Stück hatte gereicht, dass wir pitschnass waren.
»Wenn ich nicht morgen so früh zum Flughafen müsste, würde ich dich mit zu mir nehmen und nach einem heißen gemeinsamen Bad trocken rubbeln.«
Sein
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