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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Zeigefinger entgegen. Die künstlichen Nägel waren diesmal mit grünen Sternen beklebt. Das wirkte etwas weihnachtlich und passte so gar nicht zu ihrem im Solarium gebräunten Körper, der in einem knallengen rosa Top und weißem Minirock steckte.
    »Jetzt pass mal auf, ich verstehe, dass du unglücklich bist, weil Michi mit dir Schluss gemacht hat, aber das gibt dir noch lange nicht …«, setzte ich an, doch sie fuhr mir dazwischen.
    »Von wegen! Ich habe mit Michi Schluss gemacht, nicht umgekehrt …«
    Moment, war das nicht vor Kurzem noch mein Text gewesen?
    »… und zwar nachdem ich das Foto in der Zeitung gesehen habe, wie ihr euch auf dem Maienfest geküsst habt.«
    Also hatte Michi mich angelogen. Irgendwie hatte ich es geahnt, aber der Gedanke, dass er meinetwegen mit Sabine Schluss gemacht hatte, war Balsam für mein Ego gewesen. Inzwischen tat es mir leid. Obwohl dieser Kuss, oder besser gesagt, was danach folgte, wichtig war. Denn er hatte mich ernüchtert und half mir zu erkennen, dass ich Michi nicht mehr … liebte. Moment. Ich liebte ihn nicht mehr? Tatsächlich. Inzwischen fragte ich mich sogar, ob ich ihn jemals wirklich geliebt hatte. Es war schmeichelhaft gewesen, dass ein so gut aussehender und erfolgreicher Mann wie er so verrückt nach mir war. Doch die Lene, die ich eigentlich war, wollte er gar nicht haben, sondern mich in sexy Kleidern nach und nach zu seinem Luxusweibchen machen. Wenn ich unsere Beziehung jetzt Revue passieren ließ, dann hatte ich wohl sein Verlangen nach meinem Körper mit Liebe verwechselt. Oder tat ich ihm und unserer Beziehung jetzt unrecht? Schließlich hatte er ja zweimal einen Anlauf genommen, mir seine Liebe zu gestehen. Was dazu geführt hatte, dass ich jetzt meinen Ratgeber schreiben durfte und sich mein Leben um hundertachtzig Grad gewendet hatte. Ob ich ohne Michis verunglückte Liebeserklärung jemals darauf gekommen wäre, dass es die Liebe auf Bairisch nicht gibt? Wahrscheinlich nicht. Aber egal. Auf jeden Fall waren meine Gefühle für Michi abgekühlt. Eigenartig. Aber diese Erkenntnis schmerzte gar nicht. Ich verspürte sogar eine enorme Erleichterung.
    Doch was machte ich jetzt mit Sabine?
    »Wenn du mit ihm Schluss gemacht hast, warum bist du dann überhaupt hier?«, fragte ich sie. Ich war wirklich gespannt auf die Antwort.
    »Weil ich ihn liebe. Und weil ich ihn zurückhaben will.«
    Sie sagte das mit einer so tiefen Sehnsucht in der Stimme, dass ich ihr glaubte. Jetzt musste sie nur noch mir glauben, dass ich wirklich nicht mit Michi verabredet war.
    »Hast du ihm das schon mal gesagt?«, wollte ich wissen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann wird es aber Zeit!«
    Sie schaute mich erstaunt an.
    »Aber ich dachte, du willst ihn wieder zurück?«, fragte sie verwundert.
    »Nein, das möchte ich nicht«, kam es lässig über meine Lippen. Ich war selbst ganz schrecklich stolz auf mich.
    »Aber …«
    Ich unterbrach sie.
    »Sabine. Ich muss unbedingt in die Küche, sonst wird das Essen nicht fertig. Du kannst jetzt mitkommen, mir beim Kochen helfen und abwarten, bis meine Freundin auftaucht. Oder aber du glaubst mir einfach, dass es zwischen mir und Michi vorbei ist«, schlug ich vor.
    »Und du lügst mich wirklich nicht an?«, fragte sie, noch nicht völlig überzeugt.
    »Nein. Wirklich nicht.«
    »Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Michi ist so ein toller Mann und du, na ja, du hast eben dieses gewisse Etwas, auf das die Männer abfahren. Und dabei ist alles echt an dir …« Es war sicher nicht einfach für sie, vor ihrer Konkurrentin – für die sie mich hielt und für die ich mich bis vor wenigen Minuten selbst noch gehalten hatte – ihr Seelenleben auszubreiten. Ich zollte ihr dafür insgeheim Respekt, und zum ersten Mal begann ich sie mit anderen Augen zu sehen. Ich hatte mir vorschnell eine Meinung gebildet. Und das nur wegen ihres Aussehens. Das fand ich zwar nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig … Aber wer war ich denn, dass ich mich zum Geschmacksrichter der Nation aufmandelte? Womöglich versteckte sie ihre Unsicherheit unter den blondierten Haaren und brauchte die extrem langen künstlichen Nägel, um ihre seelischen Krallen auszufahren, wenn sie sich besonders verletzlich fühlte. Sie liebte ihn, und wenn sie ihn denn unbedingt haben wollte, dann sollte sie mit ihm glücklich werden, dachte ich großherzig. Meinen Segen hatten die beiden. Und jetzt fiel mir auch ein, wie ich sie davon überzeugen konnte, dass Michi nicht zu

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