Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
konnte. Trotzdem wäre es schön gewesen, die Nähe eines Lebewesens zu spüren.
Matthias kam zu mir, hob mein Kinn an und schaute mir mit einem intensiven Blick in die Augen.
»Wenn ich heute Nacht hierbleibe, dann wird mich nichts davon abhalten können, mit dir zu schlafen.«
Ich schluckte. Er sagte das, obwohl ich nicht geschminkt war, ein vom Heulen aufgequollenes Gesicht hatte und ein Nachthemd trug, auf dem vorn drauf eine hellblaue Kuh mit Sonnenhut prangte, die auf einem rostroten Fahrrad fuhr.
Entweder war er sexuell völlig ausgehungert, sodass es ihm egal war, wie ich aussah. Oder er mochte mich vielleicht doch ein wenig?
»Du bist nicht böse, dass ich dein Schlafzimmer etwas umgestaltet habe?«, fragte ich, um meine Unsicherheit zu überspielen.
»Solange du mir nicht die Wände in Giftgrün bepinselst, kann ich damit leben.«
»Würde dir schweinchenrosa besser gefallen?«, fragte ich mit unschuldigem Miss-Piggy-Augenaufschlag.
»Du nackt auf dem Bett und ringsherum alles in Schweinchenrosa. Hmmm … Das hätte sicherlich was ziemlich Verruchtes …«, sagte er und schaute mich gespielt lüstern an, worauf ich lachen musste. Genau das hatte er wohl erreichen wollen.
»Jetzt ab ins Bett mit dir und schlaf dich aus!« Er sagte es in einem humorigen Kommandoton, eher wie ein Vater als ein Mann, der noch vor einer Minute mit mir hatte schlafen wollen.
Also würde er nicht bleiben. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder traurig sein sollte. Rasch schlüpfte ich ins Bett. Matthias deckte mich zu.
»Bleibst du noch, bis ich eingeschlafen bin?«, fragte ich leise.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein.« Er knipste das Licht aus und ging.
Kapitel 25
Ich schlief tief und traumlos in dieser Nacht, und als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, schaute Eisi mich vom Nachttisch aus an. Ich strich mir verschlafen die Haare aus dem Gesicht. Ich hatte ihn Claudia wegen des Streits nicht zurückgegeben. Hm. Da hatte der gestrige Abend wenigstens etwas Gutes gehabt. Trotzdem war es mir ein Rätsel, wie er vom Küchenregal ins Schlafzimmer gekommen war. Matthias musste ihn hereingestellt haben, bevor er gegangen war. Ja sicher. Wer auch sonst?!
Nach einer ausgiebigen Dusche schlüpfte ich in ein luftiges Sommerkleid. Da ich mich immer noch nicht an die Hightech-Kaffeemaschine traute, die angeblich sämtliche Variationen an Heißgetränken zauberte, die man sich nur vorstellen konnte, brühte ich mir einen stinknormalen Filterkaffee auf und setzte mich damit auf die Terrasse.
Zwischen Blumentrögen mit ziegelroten und blauen Verbenen, leuchtend gelben Goldköpfchen, Zitronenbäumchen und weißen Petunien kam ich mir vor wie in einem kleinen mediterranen Garten. Ein herrlicher Tag. Kein Wölkchen war am Himmel. Nur in meinen Gedanken zogen immer wieder dunkle Wolken auf. Claudias Verhalten ging mir nicht aus dem Kopf. So wie gestern hatte ich sie noch nie erlebt.
Ich holte mein Notebook hervor und checkte meine E-Mails und die Facebook-Nachrichten in der schwachen Hoffnung, dass sie sich gemeldet hatte. Aber vergeblich. Nach der Ausstrahlung der Kochsendung gestern waren wieder jede Menge Mails von Freunden und Fans gekommen. Siehe da, auch Doktor Fischer hatte eine Kontaktanfrage gestellt, die ich annahm. Viele erkundigten sich besorgt nach meinem Daumen oder waren ebenfalls der Meinung, dass Karl nicht rechtmäßig gewonnen hatte. Um nicht jedem einzeln schreiben zu müssen, meldete ich in meinem Onlinestatus, dass das mit meinem Daumen halb so wild war, und bedankte mich für alle Nachrichten und guten Wünsche. Außerdem gratulierte ich Karl zu seinem Sieg, um nicht öffentlich als schlechte Verliererin dazustehen. Auch von ihm war eine Mail gekommen, aber ich wollte sie jetzt nicht lesen. Vielleicht heute Abend. Oder morgen. Oder kurz vor Wintereinbruch.
Ich tippte Claudias E-Mail-Adresse ein und begann, ihr einen Brief zu schreiben. Zumindest hatte ich den Vorsatz, ihr einen Brief zu schreiben. Doch schon nach den ersten zwei Worten wusste ich nicht weiter. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und schloss die Augen. Da klingelte mein Handy. Ich schaute aufs Display. Ernesto.
»Hallo meine Wunderschöne. Sag mal, hast du unsere Verabredung vergessen?«, fragte er mehr amüsiert als ärgerlich. Ja, das hatte ich. Und zwar völlig!
Ich schoss vom Stuhl hoch und stieß fast ein Zitronenbäumchen hinter mir um. Ein Blick auf die Uhr am Rechner. Viertel nach elf. Seit fünfzehn Minuten hätte ich am
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