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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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bedeutenden Tag in meinem Leben. Eine ausgedehnte lauwarme Dusche half nur wenig, aber hinterher fühlte ich mich zumindest etwas wohler.
    Auf dem Weg in die Küche entdeckte ich auf dem Esstisch im Wohnzimmer ein Blatt. Matthias hatte mit gestochen scharfer Schrift eine Nachricht hinterlassen: »Vergiss das Gespräch. Konzentrieren wir uns auf das Buch. Es soll dein Tag werden! Matthias.« Außerdem hatte er das Geschirr weggeräumt und alles gespült.
    Ich schluckte. Matthias war wirklich ein außerordentlicher Mann. Die halbe Nacht lang hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was das, was Matthias mir gesagt hatte, oder besser gesagt, nicht gesagt hatte, zu sagen hatte.
    Da ich darauf immer noch keine genaue Antwort gefunden hatte oder vielleicht auch nicht finden wollte, schob ich diese Gedanken jetzt einfach zur Seite und packte meine Sachen für die Reise nach Barcelona zusammen. Vermutlich würde es heute Abend ziemlich spät werden, und morgen wollte mich Ernesto schon sehr früh abholen.
    Der Zeitplan für den heutigen Tag sah vor, dass ich von zu Hause aus meine E-Mails und Post beantworten und mich erst am späten Nachmittag mit Matthias an der Schiffsanlegestelle bei der Ortsspitze treffen sollte. Bis dahin hatte ich noch jede Menge Zeit. Doch untätig im Haus herumzusitzen, hielt ich nicht aus.
    »Hast du Lust auf einen Ausflug?«, fragte ich Eisi. Ohne seine ohnehin unmögliche Antwort abzuwarten, packte ich ihn in meine Tasche. Als ich das Haus verlassen wollte, sah ich, dass im Briefschlitz eine Postkarte steckte. Es war die von Joshua Kadison besungene berühmte Picture Postcard from L. A. Nanu? Wer schrieb denn an diese Adresse hier aus Amerika? Neugierig drehte ich die Karte um und las. Und dann musste ich mich setzen. Da kein Stuhl in der Nähe war, auf den Boden. Michi hatte geschrieben. Er und Sabine hatten in Las Vegas geheiratet und verbrachten nun die Flitterwochen in Los Angeles. Er grüßte mich herzlich und wünschte mir alles Gute. Sabine hatte noch einen Zusatz hingekritzelt, und ich war mir sicher, dass Michi den nicht gelesen hatte: »Die künstlichen Nägel haben ihn absolut nicht gestört, als er mir den Brillantring über den Finger schob. Ätsch!«
    Ätsch? Ganz schön schadenfrohe Person, diese Sabine! Sie hatten also tatsächlich geheiratet. Es fühlte sich eigenartig an. Nicht, dass ich es den beiden nicht gegönnt hätte. Und wenn, dann nur ein kleines bisschen nicht. Aber es war schon eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung. Hatte ich vor wenigen Wochen selbst noch gedacht, einmal seine Frau zu werden.
    Schließlich stand ich auf und fuhr mit dem Auto eine Weile ziellos in der Gegend herum, bis ich am Hof meines Vaters landete. Doch weder er noch Julia nebenan waren zu Hause. Da ich etwas Hunger verspürte, suchte ich in der Küche nach etwas Essbarem. Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Erdbeeren. Genau das Richtige für mich! Ich wusch einen Teil davon und nahm sie mit nach draußen. Dort setzte ich mich auf die Hausbank in die Sonne. Während ich mir eine süße Erdbeere nach der anderen in den Mund stopfte, begannen plötzlich Tränen über meine Wangen zu fließen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ohne Schluchzen. Ganz leise.
    Was war das denn jetzt? Der Geschmack von Erdbeeren machte mich doch sonst immer glücklich. Aber jetzt fühlte ich mich einfach nur niedergeschlagen und verloren. War das ein Erdbeerblues? Gab es so etwas überhaupt? Ich ließ die Tränen einfach laufen und aß weiter die saftigen Nussfrüchte, bis die Schüssel leer war und die Tränen wieder versiegten. Einfach so. Wie sie gekommen waren. War ich jetzt traurig von den Erdbeeren geworden oder hatten die Erdbeeren mich wieder getröstet? Wahrscheinlich beides. Plötzlich erinnerte ich mich an den ersten Sommer ohne meine Mutter. Die Erdbeeren waren so rot und so süß wie in den Jahren zuvor. Und doch schmeckten sie ein wenig anders. So wie gerade eben. Ein wenig salzig. Nach Tränen!
    Plötzlich drückte sich etwas an meine Waden. Fritzi! Er schien sich sehr zu freuen, mich zu sehen, und schnurrte ohne Unterlass. Ich wischte die restlichen Tränen ab, stellte die Schüssel weg und hob den Kater auf meinen Schoß. Dort drehte er sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich. Das bedeutete so viel wie: »Kraul mich am Bauch!« Ich tat ihm den Gefallen und streichelte über das weiche Fell. Er liebte das, und es sah tatsächlich so aus, als ob er vor Freude grinsen würde. Sein lautes

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