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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Schnurren klang wie ein wohliges inbrünstiges Grunzen.
    Überschwängliche Gefühle übermannten mich auf einmal. Ich nahm den Kater wie ein Baby hoch und drückte ihn fest an mich. Doch das gefiel Fritzi gar nicht. Augenblicklich hörte er auf zu schnurren, und nachdem ich dieses deutliche Zeichen seines Missmuts nicht verstand, biss er mich in die Schulter. Das war deutlich! Ich ließ ihn erschrocken los, und er sprang von meinem Schoß. Fritzi lief ein paar Meter weg, drehte sich dann halb zu mir um und schaute mich mit einem Blick an, der mir wohl sagen sollte: »Warum machst du auch immer alles falsch?« Dann rannte er in Richtung Stall, um seinem Job nachzugehen: Mäuse jagen. Schon wieder schossen mir die Tränen in die Augen, und plötzlich hatte ich den Wunsch, bei meiner Mutter zu sein.
    Die Sonne brannte stechend vom Himmel. Wahrscheinlich war deswegen um die Mittagszeit am Friedhof so wenig los. Ich hatte zu Hause im Garten einen Strauß bunter Blumen gepflückt und stellte ihn in einer Vase ans Grab.
    Stumm hielt ich Zwiesprache mit meiner Mutter.
    »Es geht mir gar nicht gut, Mama.« Dabei blickte ich nach oben zum Himmel.
    Ich erwartete Verständnis und Trost. Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Ich hörte Mama im Geiste heftig mit mir schimpfen.
    »Das kann doch nicht sein, dass du an so einem Tag mit einer Leichenbittermiene herumläufst, die sogar einem Boandlkramer das Fürchten beibringen würde.«
    »Aber Mama. Es ist hier alles gerade nicht so einfach für mich«, versuchte ich ihr zu erklären.
    »Unsinn. Es ist so schwer, wie du es dir selber machst, Lene«, schalt sie mich.
    »Du redest dich leicht da oben. Schließlich hast du Papa gehabt und wusstest, wo du hingehörst«, meinte ich trotzig. Doch darauf ging sie gar nicht ein.
    »Jede andere Frau an deiner Stelle wäre heute überglücklich. Dein Buch kommt heraus. Dein Verleger hat dir durch die Blume gesagt, dass er dich liebt. Morgen fährst du mit einem gut aussehenden spanischen Geschäftsmann nach Barcelona. Du bist gesund und nicht gerade hässlich. Was brauchst du eigentlich noch, um glücklich zu sein?« Sie klang richtig ärgerlich.
    Nicht gerade hässlich? »Ja aber …«
    »Kein Aber! Du fährst jetzt heim und machst dich hübsch für deinen großen Abend. Und hör endlich auf, dir selber leidzutun!«
    Sie sagte es sehr streng. Und ich gehorchte.

Kapitel 28
    Mamas himmlische Standpauke hatte Wirkung gezeigt. Auf dem Weg nach Hause schaltete ich das Radio ein. Die Musik von Adele und anderen aktuellen Chartinterpreten munterte mich zusätzlich auf. Ich fuhr bei geöffneten Fenstern, und der Fahrtwind blies die letzten trüben Gedanken aus meinem Kopf. Lauthals sang ich im Duett mit Stefan Dettl seinen Hit »Rockstar«. Und ich fand, dass sich das gar nicht schlecht anhörte mit meiner zweiten Stimme im Refrain.
    Zu Hause kochte ich mir einen großen Teller Spaghetti und setzte mich damit in die Badewanne. Ich genoss den fruchtigen Geschmack der Soße aus frischen Tomaten und Kräutern. Natürlich waren meine Augen mal wieder größer als mein Magen gewesen. Nachdem ich die Hälfte aufgegessen hatte, stellte ich den Teller zur Seite. Danach schloss ich die Augen und döste im warmen Wasser eine Weile vor mich hin. Bis meine Finger und Zehen zu schrumpeln anfingen.
    Ich stieg aus der Wanne, hüllte mich in ein weiches Badetuch und fing an mit einem kleinen Schönheitsprogramm. Ich feilte meine Nägel und trug einen nur leicht schimmernden naturfarbenen Lack auf. Der ganze Körper wurde mit einer wohlduftenden Körperlotion eingecremt. Die überflüssigen Haare an verschiedenen Stellen wurden entfernt. Nur das mit dem Augenbrauenzupfen ließ ich bleiben. Ich hatte es bisher nur einmal im Leben gemacht. Und das Ergebnis war ein Fiasko gewesen.
    Jetzt ging es an meine Frisur. Meine langen Haare würde ich heute offen tragen, doch auf der rechten Seite flocht ich einen dickeren Zopf vom Scheitel her nach hinten.
    Ich ließ mir lange Zeit, um mich sorgfältig und doch dezent zu schminken. Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, holte ich mein neues Kleid aus dem Schrank.
    Wenn mir noch vor einem Monat jemand gesagt hätte, dass ich mir freiwillig ein Dirndl kaufen würde, hätte ich ihn lauthals ausgelacht. Doch vor drei Tagen war ich an einem kleinen Trachtengeschäft in einem Gässchen abseits der Passauer Fußgängerzone vorbeispaziert, da sah ich es im Schaufenster hängen. Das Kleid. Mein Kleid! Als ich hineinschlüpfte,

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