Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Ganze kam erst heraus, als der Lois im Stall von einer wild gewordenen Kuh fast zu Tode getrampelt wurde und schwer verletzt im Krankenhaus gelandet war. So eiskalt, seine Frau im Keller verhungern zu lassen, war er dann doch nicht. Er verlangte nach dem Pfarrer und beichtete sein schauriges Verbrechen. Zur Verwunderung aller hielt Erika, wie sie hieß, zu ihrem Mann und bestand darauf, dass sie freiwillig im Keller gewohnt hatte. Somit kam es nie zu einer Anzeige, doch viele Leute machten fortan einen großen Bogen um die beiden.
Schließlich verkauften sie den Hof und zogen gemeinsam nach Österreich. Wie man hinter vorgehaltener Hand hörte, führten sie dort einen erfolgreichen Swingerklub, der auch heute noch in Betrieb war.
Ob Karl mich auch jahrelang in die Hütte sperren wollte? Egal was er vorhatte: Nicht mit mir!
Ich riss mich los und versuchte noch mal wegzurennen. Doch er hatte mich natürlich schnell wieder eingeholt. Ich wehrte mich heftig und beschimpfte ihn wüst. Das war ein Fehler. Ein paar Minuten später saß ich gefesselt und mit seinem karierten Halstuch geknebelt auf einem Stuhl in der kleinen, aber sauberen und gemütlich eingerichteten Hütte.
Obwohl er ständig sagte: »Jetzt spinn nicht so! Ich tu dir doch nichts!«, glaubte ich ihm kein Wort. Schließlich hatte er mich vorhin auch vom Schiff mit einer Lüge weggelockt. »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.« Ich wusste nicht, ob dieses Sprichwort aus meiner Kindheit mir noch mehr Angst machte oder mich irgendwie beruhigte.
Karl holte inzwischen eine Flasche Sekt aus einer Kühltasche und öffnete sie. Erst jetzt fiel mir auf, dass auf dem kleinen Tisch in der Ecke zwei Sektkelche standen. Er schenkte ein. Ob noch jemand kam? Schließlich konnte ich mit geknebeltem Mund kaum mit ihm auf die verpatzte Schifffahrt anstoßen.
Karl nahm ein auf beiden Seiten beschriebenes Blatt Papier vom Tisch, zog einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber.
»Zuerst muss ich dir ein Kompliment machen. Das Kleid steht dir viel besser als dieses Miniding, das du in der Kochsendung getragen hast.«
Als ob mich das jetzt interessieren würde. Ich schnaubte wütend.
»Du hast mir keine andere Wahl gelassen, Lene, als dich hierherzubringen. Jetzt wirst du endlich zuhören müssen, ob du willst oder nicht.«
Hilflos verdrehte ich die Augen. Und er begann, von seiner Liste vorzulesen. Lauter bayerische Ausdrücke und Sätze, die in seinen Augen für »Ich liebe dich« standen.
»Scher dich zum Teufel damit«, versuchte ich trotz meiner Knebelung zu sagen. Natürlich verstand er kein Wort, aber er ahnte sicher den Sinn, da meine vor Wut blitzenden Augen den Übersetzer spielten.
Karl ließ sich nicht davon abhalten und las weiter vor.
»I bin varuggt nach dir. Mogst mei Gschpusi sei? Ohne di war ois nix. I dad di no amoi heiratn. I möcht mit dir oid werdn. Geh ma mitanand? Dass i di hab, is a Dusl. I mog di bis zum Himme. Du bist mei Lieblingskaiberl …«
»Hmm?« Lieblingskaiberl? Wer machte denn so eine tierisch dämliche Liebeserklärung? Ohne es zu wollen, musste ich kichern, was sich hinter dem Halstuch eher wie ein trockener Husten anhörte.
Er hob den Kopf und sah mich an.
»Das sind alles Originalsprüche, die wirklich von Leuten zu ihren Liebsten gesagt wurden«, erklärte er mit einem Schmunzeln.
»Hmmmm, hmmmmm, hmmmmm«, brummte ich und wackelte mit dem Kopf. Was so viel bedeuten sollte wie: Nimm mir endlich den Knebel ab, du verdammter Mistkerl!
Karl schien zu verstehen.
»Na gut. Ich nehme das Tuch ab, wenn du mir versprichst, weiter zuzuhören.«
Ich nickte eifrig. Ich würde alles versprechen. Er befreite mich. Doch er schien mir nicht so weit zu trauen, die Fesseln von meinen Armen ebenfalls abzunehmen.
»Lies weiter, dann habe ich es schnell hinter mir«, forderte ich ihn trotzig auf. Wobei ich insgeheim zugeben musste, dass es sehr interessant war, ihm zuzuhören. Natürlich kannte ich die meisten der Begriffe schon. Ich hatte ja bereits viele Vorschläge von meinen Fans bekommen. Aber einige waren neu und wirklich sehr originell.
»Gut. Dann gibt es noch: I dad mei Lebn für di gebn. Du bist mei Goidkäferl. Weils di gibt, gibt’s an Himme. Du siasse kloane Zuckaschneck, i mog di gscheid. Mir gehörn zam wias Sauerkraut mit de Schweinswürstl …«
Meine Mundwinkel zuckten.
»Geh ma mitanand ins Glück? Wenn i di seg, is mei Grant weg.«
»Du solltest dich endlich mal
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