LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
traf eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Sie würde ihr Leben grundlegend verändern, und sie hoffte inständig, dass es die richtige war.
Er stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und machte sich daran, Tee einzuschenken. Jane wartete, bis alle Tassen gefüllt waren.
„Mum, Arthur …“ Sie bemühte sich, ruhig zu sprechen, obwohl ihr das Herz fast aus der Brust zu springen drohte. „Ich danke euch für euer Angebot, aber es ist wirklich nicht nötig.“
Jane warf Xavier einen Blick zu. Keine Reaktion. Von ihm konnte sie keinen Beistand erwarten. Sie holte tief Luft.
„Ihr braucht nicht in England zu bleiben, weil ich … gar nicht hier sein werde.“
Die beiden Älteren sahen erst einander an, dann Xavier und Jane.
„Wovon redest du, Liebes?“
Jane kreuzte in Gedanken die Finger und formulierte ihren Disput mit Xavier ein wenig um. „Xavier hat mich gebeten, seine Frau zu werden. Und ich werde Ja sagen.“
Sie hörte noch, wie er sich an seinem Tee verschluckte und zu husten anfing, dann zog ihre Mutter sie in die Arme und gratulierte überschwänglich. Arthur sprach bewegt seine Glückwünsche aus, Xavier musste ein paar Fragen über sich ergehen lassen. Die ganze Zeit spürte sie seinen scharfen, abschätzenden Blick.
Nach einer Ewigkeit, so kam es ihr vor, verabschiedeten sich die beiden. Die Erleichterung war ihnen anzusehen, und Jane war froh, dass sie das Richtige getan hatte, um ihnen die Erfüllung ihres Traums zu ermöglichen.
Nachdem sie sie zur Tür gebracht hatte, kehrte sie ins Zimmer zurück. Xavier stand am Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Jetzt drehte er sich um.
„Ich schätze, du hast Theater gespielt, um deine Mutter davon zu überzeugen, dass sie unbesorgt auswandern kann?“
„Sie würde es erst merken, wenn du mich nicht heiratest.“
Langsam kam er näher. Viel zu nahe. „Falls du glaubst, ich hätte geblufft, täuschst du dich. Wir werden heiraten. Wahrscheinlich sollte ich deiner Mutter dankbar sein, dass sie deine Entscheidung, wenn auch unwissentlich, vorangetrieben hat.“ Er lachte kurz. „Deutlicher hättest du mir nicht zeigen können, dass du nicht freiwillig Ja gesagt hast.“
„Stimmt. Ich hasse dich dafür.“
„Hass ist ein starkes Gefühl. Er wird unsere Leidenschaft schüren. Sie ist noch vorhanden, das weißt du so gut wie ich.“
Es wird keine Leidenschaft geben, schwor Jane sich. Denn wenn er sie anfasste, würde sie ihm nicht widerstehen können. Und dann wüsste er bald, dass sie in ihn verliebt war.Das durfte sie nicht zulassen. Er könnte ihr das Leben zur Hölle machen.
Xavier erklärte knapp, er würde morgen früh wiederkommen, um Einzelheiten mit ihr zu besprechen, und verabschiedete sich. Jane sank gegen die geschlossene Tür und stieß bebend die Luft aus.
Seltsamerweise wich die Anspannung von ihr und machte einem inneren Frieden Platz. Fühlte sie sich gut, weil sie das Richtige getan hatte? Bestimmt nicht, oder? Anscheinend verfügte sie über eine selbstquälerische Ader, die sie bisher an sich noch nicht entdeckt hatte. Mit Xavier verheiratet zu sein mochte Kummer bedeuten, aber es hieß auch, dass sie in seiner Nähe sein konnte. Ihr Herz gehörte ihm. Sie hatte es sofort gewusst, als sie ihn wiedergesehen hatte.
Jane legte die Hand auf den Bauch. Ihr Baby … wie könnte sie ihm den Vater vorenthalten? Sein rechtmäßiges Erbe? Ein reiches Erbe, nicht nur im materiellen Sinn. Instinktiv wusste sie, dass Xavier ein guter Vater sein würde.
Sie seufzte. Würde er auch treu sein, wenn sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen? Ein kraftvoller, potenter Mann wie er würde eine platonische Ehe nicht akzeptieren. Und wie sollte sie an seiner Seite leben und auf all die Freuden verzichten, die er ihr bereiten konnte? Jane wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie es versuchen musste, wenn sie nicht gedemütigt werden wollte.
Schweren Herzens ging sie ins Bett und wurde immer wieder von unruhigen Träumen aus dem Schlaf gerissen.
Xavier fiel auf, wie unglücklich sie aussah, als sie ihm am nächsten Morgen die Tür öffnete. Jane war blass und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Ihm wurde klar, dass er an ihrem Zustand schuld war, und es traf ihn mehr, als ihm recht sein konnte. Schnell verdrängte er den Gedanken.
Jane schloss die Tür hinter ihm. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der seiner athletischen Gestalt dezente Eleganz verlieh. Mit seinem südländisch dunklen Teint unddem pechschwarzen
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