LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
kurz. Jane war entsetzlich nervös. Da drehte Xavier sich um. Seit jenem Morgen in ihrem Apartment hatten sie sich nicht mehr gesehen. Alles um sie herum verblasste in dem Moment, als sie ihm in die Augen blickte. Die Intensität, mit der er sie anschaute, fesselte sie. Jane sah weder nach rechts noch nach links, während sie auf ihn zuging. Dann stand sie neben ihm.
Erst die Stimme des Standesbeamten holte sie aus ihrer Benommenheit.
Was gesprochen wurde, war bedeutungslos. Jane hoffte nur, dass sie an der richtigen Stelle das Richtige gesagt hatte. Bevor sie sich’s versah, hatte Xavier ihr einen goldenen Ring auf den Finger geschoben. Lisa hielt ihr einen zweiten hin. Mit bebender Hand steckte Jane ihn auf seinen Ringfinger, und er passte perfekt. Xavier nahm ihre Hand und ließ sie bis zum Ende der Trauzeremonie nicht mehr los.
Schließlich war es überstanden. Draußen erklärte er, er habe einen festlichen Empfang in seinem Londoner Hotel vorbereiten lassen, und führte sie zu einem Bentley. Vage nahmsie die vielen Menschen und Nobelkarossen vor dem Standesamt wahr.
Als sie allein waren, wies Xavier den Chauffeur an, die Trennscheibe hochzufahren, und holte aus einem verborgenen Schränkchen zwei Gläser, die er mit Mineralwasser füllte.
„Ein dürftiger Ersatz für Champagner, aber notwendig. Trinken wir auf uns.“
Jane war frustriert und ärgerte sich über seinen sachlichen Ton. „Wozu? Wir sind unter uns. Es besteht also kein Grund zu lügen.“
„Lass uns einen Waffenstillstand vereinbaren und darauf anstoßen, sonst halten wir es bei deiner Laune keine fünf Tage miteinander aus. Als du das Standesamt betreten hast, sahst du aus, als wärst du auf dem Weg zu deiner eigenen Beerdigung.“
Heiße Tränen brannten hinter ihren Lidern. Sie ließ ihr Glas an seinem klingen und trank einen Schluck.
„Es tut mir leid, das Ganze ist nur … überwältigend. Ein paar Wochen nachdem ich dich wiedergesehen habe, bin ich verheiratet und auf dem Weg, ins Ausland zu ziehen …“
Zu ihrer Überraschung nahm er ihre Hand und hob sie an seinen Mund. Seine warmen Lippen auf ihrer Haut und der Blick, den er ihr dabei zuwarf, machten sie schwach.
„Zerbrich dir nicht den Kopf. Lass uns erst einmal die nächsten Tage überstehen. Für mich ist es auch nicht gerade leicht, musst du wissen.“
Ihre Blicke trafen sich. Ein gefühlvoller Ausdruck glitt über sein Gesicht, aber ehe Jane ihn deuten konnte, war er wieder verschwunden. Xaviers Miene verschloss sich. Jane vermutete, dass er sich zu einer Heirat gezwungen fühlte, die er nicht wollte. Er war es gewohnt, Entscheidungen allein zu treffen. Jetzt fiel ihr auf, dass er keinen Versuch unternommen hatte, mit ihr zu reden, geschweige denn zu planen oder sich ihr wieder anzunähern. Sobald er sicher sein konnte, dass sie sich seinen Wünschen fügte, war er nach New Yorkgeflogen und erst in letzter Minute vor der Trauung zurückgekehrt. Seine Selbstsicherheit grenzte an Arroganz.
Der Bentley hielt vor dem Hotel.
Xavier stellte sie unzähligen Menschen vor, und bald taten ihr die Wangenmuskeln weh vom vielen Lächeln. Ihre Füße schmerzten, und zum ersten Mal seit Beginn ihrer Schwangerschaft fühlte sie sich unglaublich erschöpft. Die ganze Zeit war sie sich Xaviers Nähe bewusst. Wann immer ihre Blicke sich trafen, hielt er ihren fest, bis sie unruhig wurde und zur Seite sah.
Später, nachdem sie ihre Mutter, Arthur und Lisa mit ihren Eltern verabschiedet hatte, stand sie in dem festlichen Saal, von fremden Menschen umgeben. Einige waren Freunde von Xavier, andere Geschäftspartner.
Plötzlich tauchte er neben ihr auf und legte einen Arm um ihre Taille. Dankbar lehnte sie sich an ihn.
„Lass uns gehen“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Oh ja, bitte.“ Sie konnte ihre Erleichterung nicht verbergen.
Xavier brachte sie in die Penthouse-Suite. Aufmerksames Personal hatte Champagner im Eiskübel bereitgestellt, und das breite Doppelbett war mit Rosenblättern bestreut.
Was für eine Verschwendung …
Jane drehte sich um, als Xavier die Tür schloss. Er kam auf sie zu und löste dabei die Fliege und knöpfte sich das Hemd auf. Seine Augen waren dunkel und voller Verlangen. Ihr Körper reagierte, erfüllt von unbändiger Sehnsucht. Voller Furcht, er könne merken, was mit ihr los war, wich sie zurück.
„Xavier, bitte … Ich bin müde, ich möchte schlafen.“
„Ich auch. Mit dir.“
„Nein!“ Es klang entsetzt, viel schlimmer, als sie gewollt
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