Liebesvergessen (German Edition)
ein friedlicher Abend werden können.
„Ach wirklich? Da wird dem lieben Tom wohl der letzte Sonntagsbraten übergekocht sein, oder Hase?“, erwiderte ich bissig. Betsy jaulte. Tom grinste. Hermine schüttelte den Kopf.
„Na das sah mir zwar eher nach Fertig-Pizza aus, aber schon mal an Backpapier gedacht?“
Ich schnappte nach Luft und überlegte, ob ich in die Offensive gehen sollte. Ich schluckte und schwieg.
„Mutter bitte!“, schnitt Tom seiner Lebensspenderin das Wort ab.
„Was denn?“, zuckte sie mit den Schultern. „Ich sage nur die Wahrheit.“ Sie atmete laut hörbar und schwieg dann betreten. Ich schluckte nochmals (jeglichen Kommentar hinunter... und mir lagen so einige auf der Zunge). Nachdem Tom und ich aufgegessen hatten, trat ich die Flucht nach vorn an.
„Na, mein Lieber, dann zeig‘ mir doch mal deine... ich meine unsere... heiligen Hallen.“
Ich stand auf und griff nach meiner Krücke.
„Es sei denn, du hast heute Küchendienst und, falls ja, vergiss nicht, den Backofen zu reinigen“, ahmte ich Hermine nach. Diese hob beschwichtigend beide Arme: „Nein, nein! Mach nur Tom. Ich kümmere mich um den Abwasch. Ich mach das gerne, das lenkt mich wenigstens von meinen düsteren Gedanken ab. Hermine wischte sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Augenwinkel. So eine Schauspielerin! Langsam ging mir ein Licht auf, weshalb wir keine besonders guten Freunde waren.
„Danke Mutter.“ Tom tupfte sich brav mit einer Serviette die Mundwinkel ab und ich hätte sie ihm am liebsten um die Ohren geschlagen. Der mutierte hier zum bequemen Muttersöhnchen, während man mir Vorwürfe wegen eines versifften Backofens machte. Geht‘s noch? Das war ja widerlich. Ja Mama. Nein Mama, gewiss Mama . Ich hängte noch ein Verpiss Mama an meinen selbst erfundenen Schüttelreim heran und mein Kopfkino klatschte frenetisch Applaus.
„Das Essen war ausgezeichnet Mutter. Ich habe lange nicht so deliziös gespeist“, schleimte Tom Hermine zu. Hermine förderte ihr breitestes Grinsen zutage und ich rülpste ein „Obse Geld hat?“ So! Das war jetzt extra!
Hermine fasste sich schockiert ans Herz, während Tom lauthals auflachte.
„Prima! Das hast du früher schon gemacht. Ich glaube, du wirst bald wieder die alte sein.“ Nur gut, dass er während der letzten Bemerkung nicht auf seine Mutter gezeigt hatte.
„Hier entlang.“ Tom machte Anstalten vorzugehen und ich humpelte ihm hinterher.
Wir durchquerten einen kurzen Flur und betraten einen großen, imposanten Wintergarten. Eine Seite des Raumes war offensichtlich das Atelier, während ihm die andere Seite des Wintergartens als Wohnung diente. Hier stand ein ebenso großes Bett wie in meiner oberen Etage. Über dem Bett hing ein exorbitanter Akt einer wunderschönen Frau. Ich ging zwei Schritte zurück, um das Gesamtbild auf mich wirken zu lassen. Der Akt zeigte eine schlafende barbusige Frau mit brünetten Haaren... Irgendwie kam sie mir bekannt vor.
Tom beobachtete mich und schaute mich erwartungsvoll an.
„Na? Klingelt was bei dir?“
Nochmals studierte ich das Bild. Die Form der Brüste kam mir bekannt vor und jetzt fiel mir auf, dass ich gerade vor kurzem erst selbst mit ihnen Bekanntschaft gemacht hatte. Ich erschrak und holte tief Luft.
„Bin ich das etwa?“, fragte ich ungläubig. Tom grinste und nickte langsam. Mein Puls beschleunigte sich und ich wurde knallrot. Das Bild war beeindruckender als ich es je hätte sein können.
„Das habe ich vor etwa vier Jahren gemalt. Das ist das einzige, welches ich aus der Serie behalten habe. Die anderen habe ich, natürlich mit deinem Einverständnis, an einen Dänen namens Thorben Mogensen verkauft.
„Bin ich auf den anderen Bildern etwa auch drauf? Nackt?“, fragte ich nun befangen.
„Ja, auf allen. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich. Damals fandst du, es sei eine ausgezeichnete Idee und hast mich sogar ermutigt, sie zu verkaufen. Sie haben uns eine Stange Geld eingebracht. Bis zu einem bestimmten Punkt warst du die einzige Person in meinem Leben, die mein Talent nicht nur wahr- sondern auch ernstgenommen hat. Eigentlich hast du mich immer bestärkt, in dem was ich tat, selbst wenn ich eine Zeitreise in die große Depression machte und das war mehr als einmal“, offenbarte er nun. Ein dankbares Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ich fand das irgendwie sexy.
„Na, wenn ich das so wollte, kann ich mich ja jetzt nicht beschweren, was?“ Tom zuckte mit den Achseln und zeigte
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