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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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meine Zähne. Währenddessen hoffte ich innständig, dass Hermine das alte Ding nicht schon zum Reinigen der Badezimmerfugen zweckentfremdet hatte. Ich kämmte mir umständlich die Haare und versuchte, mir mit meiner gesunden Hand einen Zopf zu binden, vergeblich. Gereizt steckte ich das Gummi in meine Pyjamatasche und verließ das Bad. Toms Atem ging immer noch gleichmäßig. Ich verließ das Atelier und betrat die Küche. Es roch nach frischem Kaffee. Wenigstens etwas!
    „Senile Bettflucht oder was?“, motzte ich mürrisch. Betsy kam sofort angelaufen und schnupperte an mir. Ich kraulte sie, während sie mich dankbar anhechelte.
    „Wer geht denn immer mit ihr Gassi?“, fragte ich und bei dem Wort Gassi spitzte Betsy die Ohren und wedelte mit dem Schwanz.
    Oma Hermine hauchte ein jämmerliches „Guten Morgen“ und setzte sich geräuschvoll stöhnend an den Tisch.
    „Eigentlich Tom, aber jetzt wo ich wach bin, kann ich auch mit ihr gehen. Gib mir nur eine Minute... meine steifen Glieder machen mich wahnsinnig“, jammerte Hermine, um Mitleid heischend.
    Von mir hagelt es kein Mitleid! Nicht um die Uhrzeit!
    „Meine Güte, habe ich schlecht geschlafen“, wehklagte sie verdrossen.
    „Deine Matratze da oben ist überhaupt nicht stromlinienförmig, so wie ich es gewohnt bin.“ Stromlinienförmig? Oh Gott! Wie fischig! Ich guckte sparsam und machte „hm“.
    Oma Hermine stand auf und goss uns beiden eine Tasse Kaffee ein. Bei der Gelegenheit bat ich sie gleich, mir meine Haare zu einem Zopf zu binden, was sie freundlicherweise auch tat. Jetzt sah ich wahrscheinlich aus wie der alte Gandalf, nur mit Pferdeschwanz.
    Als sie sich erneut hinsetzte, knarzte sie: „Autsch mein Ischias!“
    Prima! Altersheim ist Trumph !
    Abgesehen davon, dass ich mich selbst fühlte wie vom Trecker überfahren, musste ich mir nun auch noch das Gewinsel meiner Ex-Schwiegermutter anhören. Meine Stimmung war am Tiefpunkt ihres Seins und es war noch nicht mal Fünf. Am liebsten hätte ich Tom geweckt, um ihm seine Mutter in Äktschn zu präsentieren. Mit jedem Schluck Kaffee würgte ich mir eine bissige Bemerkung zu jeder ihrer weiteren Gebrechen herunter, auch wenn‘s schwerfiel. Angefangen mit Arthrose, über Gicht, Venenschwäche bis hin zu Bluthochdruck mündete die unendliche Krankengeschichte in rheumatischer Arthritis. Wenn sie eine Krankheit nicht erwähnte, dann nur, weil man im Allgemeinen und im Besonderen mit der Schwiegertochter nicht über proktologische Angelegenheiten zu resümieren pflegte. Schon gar nicht vor der zweiten Tasse Kaffee vor Fünf, aber der Tag war ja auch noch jung.
    Die Folter nahm Form an und ich schaltete auf Durchzug. Ich kramte in meiner Sporttasche nach meinem Laptop. Mir war eingefallen, dass ich unbedingt herausfinden wollte, ob und wie viel Geld mein Konto hergab. Ich ließ den Laptop hochfahren, schnappte nebenher auf, dass Rosskastanie gegen Venenleiden ein nicht zu unterschätzendes Elixier ist und zückte mein Portemonnaie. Ich suchte nach einer Geldkarte und fand eine EC-Card der Berliner Sparkasse. Froh darüber und auch über die Tatsache, dass wir WLAN hatten, googelte ich die Sparkasse und klickte auf Startseite. Ich gab meine Kontonummer ein und als Passwort „betsy“ kleingeschrieben. Während zu meinem Erstaunen die Seite geöffnet wurde, überlegte ich, wo Hermine wohl ihre Blutdruckmedikamente aufbewahrte. Eine kleine Überdosis und Hermines Verfall würde mit Sicherheit voranschreiten. Die Sanduhr in meinem PC leierte und ich klopfte nervös  mit den Fingern meiner gesunden Hand auf dem Küchentisch den Rhythmus des Liedes „Miststück“ von den Ärzten, einmal mal überrascht, woher ich das Lied kannte. Aber bei so einer Schwiegermutter war das im Grunde genommen obligat.
    Ich suchte den Button Finanzstatus und einen Augenblick später stellte ich zu meiner übergroßen Freude fest: 8982,30 € mit einem H wie Haben dahinter. Flugs rubelte ich die Summe in Schuhe um und schüttelte sogleich den Kopf über meine eigenen Gedanken. Ich blätterte in den Umsätzen und fand heraus, dass ich nur wenige, immer wieder kehrende Beträge zu zahlen hatte. GEZ, Hausratsversicherung, KFZ-Versicherung, Strom. Ich musste keine private Krankenkasse bezahlen. Das hieß, ich war gesetzlich versichert. Gut. Sonst hatte ich nichts abzuzahlen, keine Kredite, keine Abzahlungen. Das Gehalt, welches Georg mir löhnte, schwankte zwischen 3200 und 3400 €. Ich fand das exorbitant und war mächtig

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