Liebesvergessen (German Edition)
an. Oh Gott! Ich wurde rot vor Scham und auch vor Wut. Meine Ex-Schwiegermutter hatte mich soeben entmündigt. Ob ihr das klar war? Eine Sekunde später kam Tom herbeigeeilt und überschüttete mich mit vorwurfsvollen Blicken.
„Ich will da hoch“, forderte ich stur, als ich endlich wieder Luft bekam.
„Ist ja gut“, gab Tom nach, „aber das nächste Mal sag mir doch bitte Bescheid. Es ist ja niemandem geholfen, wenn du hier die Treppe hinunter segelst.“ Tom hakte mich halb unter und umfasste grob meine Hüfte. Einerseits wollte ich protestieren, andererseits fand ich seine Berührung sexy, also schwieg ich und meine innere Stimme kicherte mal wieder wie eine 16-Jährige. Wir bewältigten gemeinsam den Rest der Stufen. Oben angekommen stellte ich fest, dass es nur eine einzige riesige Wohnfläche gab und ein Badezimmer, zu dem die Tür offen stand. Tom ließ mich langsam los, bedauerlicherweise. In meinem Zimmer stand ein ausladendes (aber auch einladendes) Ehebett. Mein Reich war verspielter und plüschiger eingerichtet als das Wohnzimmer. Auch das hatte seine Reize. Die Wände schimmerten goldrosa und das Mobiliar glänzte weiß. Tom stand hinter mir an die Wand gelehnt und vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans. Ich hatte immer noch seinen schon längst vertrauten Geruch in der Nase, welcher sich mit Terpentin vermischte. Ich versuchte, meine Gefühle zu ignorieren, was mir angesichts der Tatsache, dass er mir so nah war, schwer fiel. Seine Nähe versetzte mich in erwartungsvolle Erregung, das ließ sich leider nicht von der Hand weisen. Vielleicht gab es so etwas ja wirklich, dass die Chemie stimmte zwischen zwei Menschen, man gar nichts dagegen machen konnte. Und wir hatten sie nur aus den Augen verloren, unsere Chemie. Was mich anging, so hatte ich sie eindeutig wiedergefunden. Jetzt musste nur noch Tom danach suchen. Ob er vielleicht auch noch etwas empfand für mich, für uns? Tom verfolgte mich mit Blicken, während ich mein Dachgeschoss in Augenschein nahm. Ich war froh, dass er keine Gedanken lesen konnte.
Eine Wand nahm die komplette Dachschräge ein. An dieser Wand stand ein übergroßer Schreibtisch, auf dem Massen von Katalogen, bunten Heftchen und Papierkram beheimatet waren. Eine kurze Durchsicht der Heftchen verriet mir, dass ich wohl eher der Gala-, Brigitte,- und Instyle-Typ war. Fokus und Spiegel hingegen schienen nicht mein Genre. Sagte das etwas über mich aus? War ich dumm und oberflächlich? Auf meinem Schreibtisch war außerdem ein fester Computer installiert. Der Laptop schien also wirklich nur mein Arbeitsutensil zu sein. An der gegenüberliegenden Wand war eine ähnliche Regalwand befestigt wie im Wohnzimmer. Verschlossene Schübe und offene Regale. In den Regalen standen Bücher. Ich trat näher, um nachzusehen, welche Literatur ich bevorzugte.
Ich las: „ Der Pferdeflüsterer “ Mir wurde bewusst, dass ich das Buch und dessen Inhalt kannte. Ich brauchte mir nicht einmal den Einband durchzulesen. Das nächste: „Vom Winde verweht“, „Der Teufel trägt Prada“ „Casablanca“, verschiedene Bücher von Sherlock Holmes, Agatha Christie und so weiter..., ich kannte sie alle. Und einmal mehr wunderte ich mich, dass ich mich an Möbel, Bücher und Künstler erinnerte, aber nicht an Menschen, die mir offensichtlich lieb und teuer waren. In einer Ecke stand ein kleiner Tisch mit einer Nähmaschine darauf, unter dem Tisch lagen verschiedene Stoffe und links des Tisches stand eine menschengroße Puppe, die ein Samtkleid trug. Das Kleid war übersät mit Stecknadeln.
Eine r plötzlichen Eingebung folgend blickte ich zur Seite und entdeckte eine kleine Tür, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte.
„Was ist das?“, fragte ich Tom und zeigte in Richtung Tür. Tom fing an, breit zu grinsen. Seine Grübchen gruben sich tief in seine Wangen.
„Ich weiß nicht Penny, ob du dafür schon bereit bist, aber nur zu, das ist dein begehbarer Kleiderschrank.“ Tom bat mich mit einer einladenden Geste die Tür zu öffnen und einzutreten. Ich hielt gespannt die Luft an und drehte den Türknauf.
Was jetzt zum Vorschein kam, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. Beinahe andächtig blickte ich mich um. Ich war umgeben von Designer-Klamotten aus dem Hause Gucci, Prada, Bruno Banani, Tommy Hilfiger, Betty Barclay, Bogner, Carrera... und das war nur ein Bruchteil dessen, was ich auf den ersten Blick erkennen konnte. Ich stand in einem etwa
Weitere Kostenlose Bücher