Liebesvergessen (German Edition)
fühlte mich wie zu Hause angekommen. Ich schloss die Augen.
„Willst du schlafen?“, fragte er.
„Ja, aber du kannst ruhig noch lesen, das macht mir nichts aus.“
„Okay, gute Nacht Penny, schlaf schön.“ Tom las noch eine Weile, während ich zu aufgeregt war, um einzuschlafen. Toms Nähe ließ meine Haut prickeln und versetzte meinen Körper in eine Art Hochspannung, die es unmöglich machte, zur Ruhe zu kommen. Verärgert über mich selbst drehte ich Tom den Rücken zu und presste meine Augenlider fest aufeinander. Schlaf jetzt , rief mir mein Unterbewusstsein energisch entgegen.
Nach einer Weile knipste Tom die Nachttischlampe aus und legte sein Buch zur Seite. Ich versuchte, gleichmäßig zu atmen. Tom sollte auf keinen Fall wissen, welche Wirkung er auf mich ausübte. Ich stellte mich schlafend.
Nach einer halben Ewigkeit, kurz bevor ich endlich einschlief, spürte ich im Halbschlaf, wie Tom sich von hinten an mich kuschelte und mir einen Arm sanft um den Körper schlang. Mein Herz schlug bis zum Hals. Nach etwa zwanzig Minuten merkte ich wie Tom anfing, gleichmäßig zu atmen und wie sein Körper anfing im Traum zu zucken. Mehr unbewusst passte ich mich dem Rhythmus seiner Atemzüge an. Irgendwann, sehr viel später, muss es mir gelungen sein, auch endlich einzuschlafen.
Georg stand von innen gegen die Tür gelehnt. Er roch aus jeder Pore nach Alkohol. Whiskey .
„Georg, geh jetzt! Lass uns morgen reden. Wenn du wieder nüchtern bist. Bitte!“ Er umfasste meine Hüfte.
„Ich hab schon viel zu lange gewartet.“ Georg zog mich an sich.
Er senkte sein Gesicht in die Grube zwischen meinem Kopf und meinem Hals und atmete geräuschvoll ein. Mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Ich fühlte mich unwohl. Ich stemmte beide Hände gegen seine Brust und schob ihn mühsam von mir. Georg taumelte einen Schritt zurück und fing sich.
„Penny, komm schon, ich habe so lange auf diesen Moment gewartet.“ Einerseits genervt, weil es spät war und ich müde, empfand ich andererseits Mitleid für Georg.
„Georg sei vernünftig. Lass uns morgen sprechen. In aller Ruhe“, versuchte ich die Situation zu beherrschen.
Georg trat wieder näher und zog mich abermals grob an sich.
Die liebe Hermine
Ich schlug die Augen auf. Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich schwitzte. Tom hatte mich so eng an sich gezogen, d ass ich kaum noch Luft bekam. Ein lautes Geräusch, mehr ein Scheppern, hatte mich aus meinem Traum gerissen. Für einen kurzen Moment orientierte ich mich. Gedächtnisverlust, zu Hause, Ex-Mann, und mit Sicherheit lärmende Ex-Schwiegermutter. Das Atelier lag im Dunkeln. Ich befreite mich aus Toms Umklammerung und setzte mich auf. Meine Rippen und mein Arm schmerzten. Auf Toms Nachttisch stand ein Radiowecker, der mir in großen roten Zahlen eröffnete, dass es genau 4:45 Uhr war. Langsam drehte ich mich um, da meine Nacht definitiv noch nicht zu Ende war. Ich versuchte, mich zu beruhigen und weiter zu schlafen. Wieder krachte es. Das Geräusch konnte nur aus der Küche kommen. Ich presste meine Augenlider fest aufeinander und versuchte, meine Wachheit zu ignorieren. Nochmals ein Scheppern. Verdammt!
Ich setzte mich auf. Das konnte nur Hermine sein. Ein Blick auf Toms schlaffen Körper und seine gleichmäßigen Atemzüge bezeugten, dass er gar nicht daran dachte, sich von irgendwelchen Geräuschen wecken zu lassen. Das Muttersöhnchen schlief den Schlaf der Gerechten.
Übellaunig stand ich auf und humpelte mit steifen Gliedern ins Badezimmer. Aus dem Spiegel sah mir eine Fremde entgegen. Eine Fremde im Sinne von ICH sehe so schlecht aus, das kann unmöglich ICH sein . Es hatte den Anschein, als hätte ich Jahre mit dem Grafen von Monte Christo in einer Einzelzelle gehaust. Tiefe Augenringe lagen unter meinen müden Augen. Meine Haut war gelblich, mal ganz abgesehen von meinem zu Brei geschlagenen Auge, welches zwei Nuancen dunkler glimmte. Ich fühlte mich nicht nur so, ich sah auch so aus, als hätte mich jemand vermöbelt. Meine langen Haare standen ab, ähnlich wie die des Struwwelpeters. Sexy ist anders , sprach ich laut und meine eigene Stimme klang fremd und belegt vom Schlaf. In einem Glas vor mir stand eine einzelne Zahnbürste, die, nach eingehender Betrachtung, in jedem Fall schon bessere Tage gesehen hatte. In der Retrospektive hatte ich mit Tom ganz sicher schon andere Körperflüssigkeiten ausgetauscht, so nahm ich mir die Freiheit und putzte mir damit
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