Liebesvergessen (German Edition)
hatte, bahnte sich in Lichtgeschwindigkeit seinen Weg durch meine neue aristokratische Nase und ergoss sich in alle Richtungen über den Küchenfußboden. Nach Luft röchelnd fragte ich: „Wie bitte? Schwanger? Das kann unmöglich Ihr Ernst sein! Das darf doch wohl nicht wahr sein“, rülpste ich ob der vielen Kohlensäure empört ins Telefon.
Am anderen Ende blieb es still. Dann räusperte sich der Unfallchirurg.
„Dann geh ich wohl Recht in der Annahme, dass das so nicht geplant war? Also da rate ich mal so ins Blaue?!“
Ich schüttelte den Kopf. Der weiß ja gar nichts von meiner Amnesie!
Da ich keinen Nerv hatte, das jedem auf die Nase zu binden, hatte ich Dr. Stahl zwar von meinem Verkehrsunfall erzählt, allerdings meine Amnesie verschwiegen. Mit der Zeit hatte ich mich mit meinem Zustand arrangiert. Aber das? Schwanger? Ich?
„Ja, und wer ist der Vater und in welchem Monat bin ich? Und ist es zu spät für die Pille danach?“, fragte ich nun , außer mir vor Angst.
„Wie bitte? Das fragen Sie mich? Wer der Vater ist? Woher soll ich das...“
Ich legte auf, noch bevor Dr. Stahl seinen Satz beenden konnte.
Tom schaute mich entsetzt an, Vera auch. Sie hatte sich die flache Hand vor den Mund geschlagen. Wir alle waren sprachlos. Haltsuchend griff ich nach dem nächsten Stuhl und setzte mich hin, während meine Krücke unbeeindruckt zu Boden segelte.
„Ich bin schwanger“, flüsterte ich kaum hörbar.
Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Mein Bauch war noch flach, es musste also ganz frühes Stadium sein. Ich hatte so viel Schmerzmittel bekommen, das konnte doch nicht gut gehen. Und der Unfall. Wie oft kam es vor, dass Frauen nach Unfällen Fehlgeburten erlitten? Nein! Nicht Frau Plage! In diesem Augenblick wurde mir außerdem bewusst, dass ich noch gar nicht meine Tage bekommen hatte.
Tom tigerte nervös hin und her und musterte mich abschätzig.
„Also, ich..., ich meine, jetzt wo du schwanger bist, muss ich...“ stammelte er.
„Musst du was?“ , schnauzte ich ungeduldig.
„Wir hatten Sex!“, sagte er ruhig, blieb für einen Augenblick stehen und starrte mich an.
„Wie bitte? Wir? Ich denke, wir sind geschieden!“, sagte ich verdutzt, wobei es mich wenig verwunderte, dass ich mit diesem Mann Sex hatte, bei der Wirkung, die er auf mich ausübte.
„Ja, ich denke, ihr seid geschieden“, echote Vera.
„Ja ich weiß, wir..., wir hatten einen schwachen Moment... du warst schon früh aus Hamburg wieder gekommen und am Tag deines Unfalls... haben wir morgens miteinander geschlafen. Also du…hast die Initiative ergriffen... und ich konnte nicht nein...“, stotterte er und verstummte.
„Na ihr seid ja spaßig! Schon mal was von Verhütung gehört?“, mischte Vera nun oberlehrerhaft mit und nahm aufgeregt noch einen Schluck Sekt.
„Hallo? Amnesiehii!“, ereiferte ich mich und schaute fragend zu Tom.
„Gerissen!“
„Wie bitte? Ich bin gerissen? Na das wird ja immer schöner!“, kreischte ich.
Tom schüttelte den Kopf: „Nicht du! Der Gummi!“
„Der Gummi ist gerissen?“, fragte ich schrill.
Na toll. Schwacher Moment und gerissener Gummi. Meine Übelkeit verstärkte sich, ich rettete mich zur Spüle und übergab mich röhrend.
„Großartig! Tom! Wirklich großartig!“, meckerte Vera, während sie mir die Küchenrolle reichte. Ich wischte mir den Mund sauber.
Es klingelte erneut an der Tür.
„Erwartest du noch jemanden?“, fragte Vera, während sie sich anschickte, die Tür zu öffnen.
Sie kam zurück mit dem sonnigen Georg, wahrscheinlich frisch aus der Ozonschicht, so braun wie er strahlte.
Der hat mir jetzt gerade noch gefehlt.
Er betrat die Küche und begrüßte uns alle überschwänglich. Und mich mit den Worten: „Hey, tolle Nase, Hase! Ist gut geworden!“ Er drückte mir rechts und links ein Küsschen auf die Wange und trank von meinem Sekt. Geschenkt , dachte ich.
„Prost!“, sagte ich und zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Penny ist schwanger. Von Tom“, petzte Vera.
Georg prustete seinen Sekt nun genauso durch die Nase wie ich einen Moment zuvor.
„Na das wischt du jetzt aber selber auf!“, meckerte Vera und drückte Georg die Küchenrolle in die Hand.
„Hey, Hallo? Das ist mein Chef!“, sagte ich zu Vera und du bist meine Freundin, da unterliegst du doch der Schweigepflicht!“
„Papperlapapp. Schweigepflicht. So weiß Georg gleich, dass du dich schonen musst.“
Ich bin schwanger. Ich bin fast vierzig. Ich bekomme
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