Liebesvergessen (German Edition)
etwas betonen?“, fragte ich und Hermine nickte nochmals ergeben.
„Ich reihte sämtliche Lila-Lidschatten-Töne, die ich finden konnte, in einer Reihe auf, und zauberte Hermine zwei wundervolle Smokey eyes. Währenddessen Hermine ihre Augen geschlossenen hielt, fand ich mein Kunstwerk noch spektakulär. In dem Augenblick jedoch, als Hermine die Augen aufschlug, umwehte sie ein seichter Touch von Cindy aus Marzahn. Das Smokey in ihren eyes verschwand komplett in ihrer Lidfalte. Hermine beäugte sich dennoch fasziniert im Spiegel und fand es „reizend, wirklich reizend!“ Sie strahlte ihrer Lidfalte zum Trotz.
„Und Lippenstift? Aber nicht so rot, bitte!“ Sie spitzte erwartungsfroh ihren wulstigen Mund und wartete geduldig, bis ich ihre Lippen konturiert und mit einem zarten lila Lipgloss ausgemalt hatte. Als Dreingabe quasi ließ ich den Lipgloss freundschaftlich in ihre Handtasche plumpsen.
„Zum Nachschminken, für später“, hauchte ich großzügig. Hermine sah mich komplizenschaftlich an und lächelte selig.
So! Die Litfaßsäule ist tapeziert, stellte ich zufrieden fest.
Es war kurz vor 16 Uhr und schon klingelte es an der Haustür.
„Lets get this party started“, sang ich Pink-mäßig und öffnete die Tür. Da stand Georg. Na der kam jetzt aber wirklich ungelegen.
„Hallo Penny! Ich wollte dich fragen, ob ich dich zum Abendbrot einladen darf. Ich würde gerne mit dir sprechen.“
Mir kamen die Träume in den Sinn, die mir immer noch nachteilig im Gedächtnis herumspukten und hatte Bedenken, mit Georg allein zu sein.
Georg schaute mich eindringlich an und seine Hände steckten lässig in seinen Anzugtaschen. Nach Essengehen war mir nun überhaupt nicht zumute. Ich wollte das Litfaß loswerden und das leere Haus in vollen Zügen genießen. Ich freute mich schon den ganzen Tag darauf, es mir mit Betsy vor dem Fernseher und alten Fotoalben gemütlich zu machen. Endlich mal kein Teleshopping oder Seifenopern oder guck mal, wie dreckig das Badezimmer ist. Allerdings hatte ich mit Georg auch noch zu sprechen, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Möglichkeit bestand, von ihm schwanger zu sein. Vielleicht war das ja doch eine gute Gelegenheit, die Situation zu klären.
„Komm erst mal herein“, gab ich nach und bat Georg ins Haus. Er ging durch den Flur in die Küche und begrüßte Hermine überschwänglich.
„Na da haben wir uns aber fein gemacht“, pfiff Georg anerkennend durch die Zähne. Jetzt als Hermine stand, stellte ich erschrocken fest, dass sie weiße Birkenstöcker trug.
„Hermine! Du willst doch nicht etwa mit Gesundheitslatschen nach Hamburg fahren?“, monierte ich aufgeregt, sicher drei Oktaven zu hoch. Wie konnte jemand so gar keinen Sinn für Mode haben? Hermine schaute schuldbewusst an sich hinab.
„Ich hab doch keine anderen! In meiner Größe gibt es nun mal keine schicken Schuhe. Und außerdem sind die bequem“, vermeldete sie stur. Die Schuhe, die sich in meinem Kleiderschrank befanden, waren allesamt eine 38er Größe. Also konnte ich ihr nicht aushelfen. Hermine hatte mindestens eine 44. Verdammt!
„Stell dich mal gerade hin. Bitte! “ Hermine tat, wie ihr befohlen. Ich sah, dass das Kleid nahezu bodenlang war, so dass man ihre Schuhe vielleicht nicht sehen würde, vorausgesetzt sie tat kleine Schritte. Es klingelte. Mein Herz schlug bis zum Hals. Der Arzt hatte gesagt, ich sollte Aufregung vermeiden. Aber in diesem Moment war ich mehr als angespannt. Vor meinem geistigen Auge hüpfte der Embryo in mir auf und ab und schlug fleißig Purzelbäume. Nochmals öffnete ich die Tür und ein junger Mann, der aussah wie ein Hotelpage, stand grinsend vor der Tür.
„Hallo Penny! Wie geht es dir? “ Ich erkannte den jungen Mann leider nicht, aber mir fiel auf, dass er Vera ähnlich sah, Vera, nur in männlich. Die Verwandtschaft mit ihr stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
„Udo richtig?“ Udo nickte freundlich. Udo war nicht älter als zwanzig.
„Vera hat dich eingeweiht?“, flüsterte ich nun angstvoll. Udo nickte abermals.
„Mach dir keine Sorgen, ich werd’ das Kind schon schaukeln, Penny.“ Udo grinste zuversichtlich und nun stand das Birkenstockfass schon mit gepacktem Rollkoffer hinter mir.
„Guten Abend Frau Plage! Ich gratuliere Ihnen zu dem Supergewinn. Jetzt müssen wir uns aber ranhalten, damit wir es rechtzeitig nach Hamburg schaffen.“ Galant hakte Udo Hermine unter und gemeinsam schritten sie andächtig durch den Garten
Weitere Kostenlose Bücher