Liebesvergessen (German Edition)
Glückwunsch noch einmal, auch von mir und einen schönen Abend.“
Geschafft! Ich beendete das Gespräch und ließ mich nach hinten in die Kissen sinken. Mein Plan nahm langsam Gestalt an. Hermine zeigte sich seit unserem Friseurbesuch zwar handzahm, aber rückblickend hatte ich mir das eine oder andere Mal schon insgeheim gewünscht, sie würde beim Gärtnern auf eine kleine (scharfe) Fliegerbombe stoßen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Sie brachte mich mit ihren Aktivitäten an den Rand der Verzweiflung.
Neulich Nachmittag hatte sie Asche aus dem Kamin gestaubsaugt, ohne zu bemerken, dass diese noch glühte. Als infolgedessen der Staubsauger Feuer fing, hatte sie ihn kurzerhand am Schlauch gepackt, war schreiend damit durchs Haus gewetzt, um ihn dann in bester Rodeo-Manier in den Garten zu schleudern. Dieser landete dann leider im Nachbargrundstück, beinahe auf dem Kopf der alten Fischin . Die hatte vielleicht Augen gemacht. Seitdem blieben uns frische Eier verwehrt und Tomaten durften wir auch abschreiben. Hermine machte mir das Leben zur Hölle. Sicher, vielleicht entsprach das ihrem Naturell, vielleicht konnte sie ja gar nichts für ihr (Un)Wesen und ich befürwortete durchaus, dass jeder nach seiner Fasson lebte. Aber doch bitteschön nicht in meinem Haus (Menschenskinder!). Außerdem hatte ich neulich unschön mit ansehen müssen, wie sie sich nach dem Duschen den Körper trocken föhnte. Sie war schon bekleidet ein wenig schöner Anblick, aber nackt? Und das, wo ich doch sowieso schon ständig mit meiner Übelkeit rang!
Ich setzte mich nun zu Hermine an den Küchentisch und schweigend aßen wir unser Abendbrot. Hermine war gedanklich sicher schon in Hamburg und ich weilte mal wieder bei Tom und meinem Baby.
Hamburg , ging es mir durch den Kopf, wenn das nicht klappt, brauche ich einen Plan B .
Fast Hamburg
Heute , endlich war es soweit. Seit dem Moment, in dem Hermine von ihrer Fahrt nach Hamburg erfuhr, war sie völlig aus dem Häuschen (leider nicht aus meinem!). Ich war eher in Sorge. In der Nacht hatte ich so gut wie kein Auge zugetan, einerseits weil ich Tom vermisste und er sich nicht gemeldet hatte, andererseits war ich nervös ob des unklaren Ausgangs meines Masterplans. Was, wenn irgendetwas schief ging? Vera hatte mir noch eine SMS geschrieben, dass der Limo-Service (inklusive Bio-Diesel) um 16 Uhr unsere Hermine einsammeln würde und nun konnte ich nur noch stoßbeten und auf mein Glück hoffen.
Da ich Hermine angeboten hatte, sie zu schminken, saß sie nun mit geschlossenen Augenlidern am Küchentisch und , bis auf das Make-up, war sie bereit für das große Abenteuer Hamburg. Ihre Frisur hätte selbst Shakira nicht besser hinbekommen und das Kleid wallerte perfekt an Hermines sterblicher Hülle. Hermine sah aus wie eine dunkellila Litfaßsäule und war offensichtlich zu allen Schandtaten bereit.
Dem Anlass entsprechend trug ich Hermine meine sündhaft teure Tagescreme sorgfältig auf ihre Lederhaut auf und sofort wurde Widerspruch eingelegt.
„Nee, Penny! Nee! Ich vertrag ausschließlich Nivea, das nehm‘ ich schon immer. Nur Nivea!“
Okay! Ruhig bleiben, immer tief durchatmen!
Ich nahm ein Abschminktuch und rubbelte ihr die kostbare, straffende Regenerationscreme Marke Farfalla Age Miracle vom schlaffen Gesicht und verbiss mir jeglichen Kommentar. Tags zuvor, als sie die Wäsche aufgehängt hatte, hatte sie nur die roten Klammern genommen. NUR die ROTEN! Hermine litt offensichtlich unter einer Zwangsneurose! Ich nahm Rücksicht und grundierte die Arbeitsfläche mit Nivea.
„Wie sieht es denn mit Make-Up aus?“, fragte ich Hermine scheinfromm und lächelte sie katzenfreundlich an.
Nein! Jetzt nur keinen Streit vom Zaun brechen, Penny! Ich hörte mein Navigationsgerät murmeln : Sie haben Ihr Ziel FAST erreicht! Halten Sie durch!
Hermine sah mich sorgenvoll an: „Na, ich weiß nicht… Make-up? Ich? Aber wenn du meinst, na schön!“ Sie reckte nun ihr dickes Doppelkinn nach vorn und ließ mich gewähren. Mir lief es kalt den Rücken herunter.
Ich trug ihr ein leichtes billiges Tages-Make-up auf und Hermine beäugte sich neugierig, dennoch wohlwollend im Spiegel.
„Guck Hermine, fast keine Falte mehr, Wahnsinn!“, frohlockte ich und hoffte, sie mit meinem Enthusiasmus anstecken zu können. Wenn Alfhard bei der neuen Frisur umfallen würde, müsste das Make-up wenigstens doppelt punkten. Sie nickte selbstzufrieden.
„Und? Wollen wir deine Augen vielleicht
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