Liebesvisitation (German Edition)
meinst du das?“
„Wie soll ich das schon meinen? Ich mag übrigens Haare. Was hast du eigentlich drunter, ich meine unter der Perücke?“
„Jetzt reicht’s!“ Susanne stand auf und verließ das Lokal.
„Hey, was hat die denn?“, fragte Christian verstört.
„Müsst ihr denn so taktlos sein?“, wetterte Frank.
„Wieso? Das war eine ganz normale Frage. Außerdem, ein Fat -Hair-Day ist doch kein Grund zuhause zu bleiben.“
„Ihr seid doch froh, wenn sie nicht bei euch ist“, klagte Frank.
„Das ist nicht wahr. Ich nehme sie die meiste Zeit gar nicht wahr, wie soll ich mich über sie ärgern, wenn sie mir völlig egal ist?“, erklärte sich Christian.
„Sie grenzt sich nicht nur ab, ihr grenzt sie auch aus“, erklärte Frank.
„Was machst du dann noch hier? Geh doch zu ihr“, schlug Ralf vor.
Frank stand beleidigt auf und verließ das Lokal.
„Und was sagst du dazu?“, fragte Judith Michael, der völlig erschrocken über die Frage war. Er war es nicht gewohnt angesprochen zu werden. Er war es überhaupt nicht gewohnt wahrgenommen zu werden, und das machte ihm im Gegensatz zu Susanne auch nichts aus.
„Ich würde sagen, das ist ein Problem“, sagte Michael diplomatisch.
„Was für ein Problem?“, hackte Judith weiter nach.
„Die ganze Sache.“
„Welche ganze Sache?“
„Diese ganze Sache.“
„Könntest du mal Position beziehen?“
„Wieso sollte ich?“
„Weil ich sonst sauer auf dich werde, und das willst du doch nicht.“
Das wollte Michael tatsächlich nicht. Auf der anderen Seite: Warum sollte sie auf ihn sauer sein? Das war doch ganz allein seine Sache, ob er sich zu einer Sache äußerte, oder nicht. Natürlich hatte Judith ein ganz anderes Ziel im Sinn. Sie wollte Michael aus seiner Reserve locken, und Michael wusste das ganz genau.
Michael ließ sich hinreisen zu dem Satz: „Susanne genießt Aufmerksamkeit.“
„Endlich mal eine klare Aussage...Das sag ich jetzt Susanne“, zog ihn Judith auf.
„Nein!“, rief Michael erschrocken aus. So laut, wie keiner am Tisch wusste, dass er sein konnte.
„Wow, wie war das?“, fragte Judith.
„Ungewohnt“, flüsterte Michael.
„Wer bist du denn?“, tat Christian überrascht an Michael gewandt. „Dich kenn’ ich gar nicht. Bist du öfters hier?“
„Du bald nicht mehr“, drohte Michael ihm.
„Wow, das war wirklich forsch“, lobte nun auch Markus.
„Leute!“, rief Thomas schließlich erhaben aus und schwenkte einen Packen Papier. „Ich halte hier ein Meisterwerk in Händen.“
„Was ist das?“, fragte Christian.
„Das weiß ich noch nicht“, antwortete Thomas mürrisch.
„Woher willst du dann wissen, ob es ein Meisterwerk ist?“, hackte Christian nach.
„Lass es“, warnte Markus. „Der Meister ist schon angeschlagen, weil ich vorhin bereits die gleichen Fragen gestellt habe.“
„Das müsst ihr anhören!“, erklärte Thomas mit zurückgewonnener Euphorie.
„Wieviel ist es denn?“, tat Christian seinen Unmut kund.
„Eine Seite.“
„Nur eine Seite?! Wieso hast du dann einen ganzen Stapel Papier dabei?“
„Falls mir noch mehr einfällt“, antwortete Thomas. „Also folgendes: Prolog.“
Er ließ eine rhetorische Pause.
„So prickelnd war‘s bisher nicht“, nutzte Christian die Möglichkeit für einen dreisten Scherz. Thomas fuhr fort: „Glaubst du an Gott? Ergo, glaubst du an die Existenz einer unsterblichen Seele? Was macht die Seele, wenn der Körper stirbt? Wo geht sie hin? Ergo, gibt es auf der Ebene der Seelen auch noch etwas anderes als Seelen? Gibt es Gegenstände? Gibt es Gebäude? Gibt es gar Pflanzen, Tiere und Mineralien?
Lebt eine Seele in einem Gebäude? Läuft eine Seele auf einer Straße?
Wenn eine Seele einen Körper bestimmen kann, kann es eine Maschine - konstruiert von einer Seele - dann auch?“
Einen Moment herrschte Stille.
„Toll. Und wie geht’s weiter?“, wollte Christian schließlich wissen.
„Das weiß ich noch nicht“, sagte Thomas.
„Und um was geht’s in dem Buch?“, fragte Judith.
Thomas war stinkwütend. „Das weiß ich noch nicht, aber der Prolog ist doch schon mal ein Knaller.“
„Wie wär‘s damit: Die Regierung findet einen Weg, auf der Ebene der Seelen Maschinen zu bauen, die unsere Körper steuern. Es entbrennt ein Kampf zwischen Seelen und ätherischen Maschinen“, schlug Albert vor.
„Das ist gut“, lobte Thomas, „aber würdest du mir so einfach diese Idee überlassen?“
Albert lachte auf. „Ich
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