Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
von innen zu und bogen sich vor Lachen.
„Sehr witzig!“, schrie Neal wütend. „Lasst mich sofort rein!“
„Wir denken nicht daran!“
Neal ließ von der Tür ab, um zur Nächsten zu laufen. Doch in
diesem Moment ertönte ein schriller Pfeifton und alle Türen der
Bahn schnappten zu. Neal sah, dass die Bahn anrollte - er
verlangsamte sein Tempo. Wütend blieb er am Bahnsteig zurück.
Als er in die Klasse trat, sah ihn Weiler strafend an.
„Du bist schon wieder zu spät. Das häuft sich in letzter Zeit!“
„Tut mir leid“, entschuldigte sich Neal. „Ich habe die S-Bahn
verpasst.“
Weiler schüttelte den Kopf.
Neal setzte sich auf seinen Platz und erhaschte von Dennis ein
gönnerhaftes Lächeln. Wütend zog er seine Lederjacke aus und
hängte sie hinter sich auf die Stuhllehne. Als er sich umdrehte, um
Cecile die Hausaufgaben zu reichen, rutschte sein kurzer
schwarzer Pullover hoch und gab den Blick auf seinen glatten
Bauch frei.
Cecile starrte ihn an.
„Hey, Anderson! Dein Pullover ist eingelaufen!“, zischte Dennis.
Neal verdrehte die Augen. „Das muss so, du Idiot!“
„Ruhe da hinten!“, rief Weiler, mittlerweile erbost.
„Wenn ich Dennis nur sehe, könnte ich brechen“, flüsterte Neal
Cecile zu.
Sie nickte. „Ja, er ist nervig.“ Sie zögerte. „Sag mal, gehört dein
Pullover wirklich so kurz?“
„Das ist total angesagt in England.“ Es klang fast vorwurfsvoll.
„Ist das nicht eher was für Frauen?“, fragte sie vorsichtig nach.
Neal schüttelte den Kopf und drehte sich nach vorn. Ahnung von
Mode hatten die Leute in Deutschland wirklich nicht ...
„Das war noch nicht alles für heute“, sagte Dennis leise. Er nahm
ein Stück Papier und kritzelte ein paar Worte darauf.
„Hier“, sagte er zu Kevin gewandt, „wenn Neal nicht guckt,
steckst du ihm das in die Tasche, okay?“
Kevin nahm den Zettel entgegen. „Was steht denn drauf?“
„Ach, nur ein kleiner Gruß.“ Dennis grinste hinterhältig.
„Morgen! Wie geht’s?“ Dirk lehnte sich neben Neal gegen den
Zaun.
„Könnte besser sein“, bekam er zur Antwort. „Habe die S-Bahn
verpasst, nur weil Dennis und Kevin die Tür zugehalten haben.“
„Ehrlich? Solche Spinner!“
„Idioten sind das, Kleinkinder!“ Neal war immer noch wütend.
„Ignorier’ sie einfach.“
„Leicht gesagt ...“ Neal seufzte und griff in seinen Rucksack.
„Willst du ein Sandwich? Mir ist echt der Appetit vergangen ...“
„Gern.“
„Das Brot ist wirklich das einzige, was mich noch an England
erinnert. Es ist zum Heulen.“ Neal kramte weiter in seiner Tasche
und gab Dirk dann ein Sandwich, als er plötzlich stutzte. „Was ist
das denn?“ Er zog einen Zettel hervor.
„Ein Liebesbrief?“ Dirk grinste.
Doch Neals Gesicht blieb ernst. Vorsichtig faltete er das Papier
auseinander und begann zu lesen.
„Das ... glaub’ ich nicht“, sagte er mit zitternder Stimme. Er war
plötzlich sehr blass. „Das geht echt zu weit ... “
„Was ist denn los?“ Dirk klang besorgt, als er Neals
Gesichtsausdruck sah.
Wortlos reichte der ihm den Zettel.
Dirk sah gespannt auf die krakelige Schrift und las: Go home,
Anderson! Du schwule Sau!
Er schluckte. „Wer war das?“ Seine Stimme hatte einen
gefährlichen Unterton bekommen.
„Scheiße, keine Ahnung!“ Neal klang ehrlich verzweifelt.
„Bestimmt Dennis, oder Kevin ... Wie können die nur so etwas
schreiben? Das ist echt unglaublich! Ich bin doch nicht schwul!
Wie kommen die darauf? Solche Arschlöcher!“
Neal schluckte. Tapfer rang er mit den Tränen. „Wieso hören die
nicht auf damit? Ich tu’ ihnen doch nichts ... Verdammt! Wann
lassen die mich endlich in Ruhe? Ich kann langsam nicht mehr ...“
Dirk legte mitfühlend den Arm um Neals schmale Schultern und
versuchte, ihn zu trösten.
„Bist du sicher, dass das jemand aus deiner Klasse war?“
„Wer denn sonst?“
Dirk nickte. „Ja, du hast recht, es ist naheliegend.“ Er überlegte.
„Haben die schon mal so etwas zu dir gesagt?“
„Nein, das ist das erste Mal ...“
„Hast du sie vielleicht irgendwie provoziert?“, erkundigte sich
Dirk.
Neal sah ihn empört an. „Provoziert? Wie denn wohl?“
Dirk musterte ihn von oben bis unten. Seine Augen verharrten
einen Moment auf Neals kurzem Shirt, das einen Blick auf seinen
nackten Bauch freigab, dann auf der engen Cordhose, die unten
einen weiten Schlag warf. „Vielleicht durch deine Klamotten,
durch deine langen Haare?“
„Na super! Hältst du mich
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