Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
„Wenn du meinst. –
Ich finde es trotzdem nicht gut, dass sich Neal ausgerechnet mit
Dirk abgibt.“
In der großen Pause drohten Neals Augen ständig zuzufallen, so
müde war er plötzlich. Er lehnte sich gegen den Holzzaun, atmete
die kühle Luft ein und rieb sich die verschlafenen Augen. Als er
sich gerade eine Zigarette anstecken wollte, erblickte er Dirk vor
sich.
„Ich dachte, du machst heute blau?“.
„Tu’ ich auch.“ Dirk nahm sich aus Neals Zigarettenschachtel eine
Zigarette heraus. Dann sah er auf den Schulhof. Sie schienen hier
am Zaun ungestört. „Ich wollte dir nur deine Sachen bringen.
Habe sie beim Aufräumen gefunden.“
Er reichte Neal eine Tüte entgegen. Darin waren T-Shirt, Socken
und auch die Unterhose.
„Danke!“ Neal grinste.
„Es war alles hinter das Sofa gerutscht.“
„Dass du deswegen extra zur Schule kommst?“
Dirk zuckte mit den Schultern, als wäre es eine
Selbstverständlichkeit. „Guten Freunden tut man doch einen
Gefallen, oder?“ Er klopfte Neal kameradschaftlich auf den
Rücken.
IV.
Neal hatte ein geräumiges Zimmer und doch hielt er es nicht für
nötig, es in sinnvolle Bereiche einzuteilen. Bett und Schreibtisch
waren in eine Seite gedrängt, gegenüber stand ein großer
Kleiderschrank. Auf dem Boden lagen CDs, Kleidungsstücke. Und
wo sich noch Platz befand, standen Sofa und ein kleiner
Beistelltisch. An den Wänden hingen Poster von David Bowie und
James Dean.
Als es an seiner Zimmertür klopfte, saß er gerade auf dem Boden
und übte ein paar Gitarrengriffe. Dazu sang er seine eigenst
komponierten Liedertexte. Die Tür öffnete sich, und Dirk trat
herein. „Warst du das, der eben gesungen hat?“
„Nein, das war eine Platte.“
„Hey, lüg‘ doch nicht. Du hast gesungen ... Das war echt klasse!“
Dirk war begeistert. Er nahm auf einem der Stühle Platz. Heute
war er komplett in hellblauem Jeans gekleidet.
Neal legte die Gitarre beiseite. „Wie kommst du in mein
Zimmer?“
„Deine Schwester hat mich reingelassen. Süß, die Kleine.“
Neal nickte. „Ja, sie ist ein Engel ... Und? Was willst du?“, fragte
er neugierig nach.
„Ich dachte, wir könnten noch etwas unternehmen. Hast du Lust?“
Neal überlegte und runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt ... es ist
schon spät. Morgen schreibe ich eine Geschichtsklausur, und
meine Eltern sind auch gar nicht da ...“
„Das ist doch super!“ Dirks Gesicht strahlte.
„Ich muss sie fragen, ob ich überhaupt noch weg kann. Meine
Schwester soll nicht allein zuhause sein“, erklärte Neal mit
Nachdruck.
„Deine Schwester ist doch alt genug“, beschwichtigte Dirk. Er
schien äußerst unternehmungslustig.
„Sie ist erst acht...“
„Also, in deinem Alter musste ich mich nicht mehr abmelden.“ Es
klang provozierend.
Neal stand auf und nickte. „Du hast recht. Lass uns noch etwas
rausgehen...“
Wenig später saßen sie in Dirks Auto und fuhren durch die leeren
Straßen. Es war schon sehr dunkel. Nur hier und da waren ein paar
einsame Gestalten unterwegs.
„Also, dein Gesang vorhin, der hat mich wirklich beeindruckt“,
begann Dirk wieder. „Nimmst du Gesangsunterricht? Deine
Stimme ist so klar.“
„Nein, ich nehme keine Stunden ... Ich spiele Gitarre!“
„Du solltest aber mehr singen ─ vielleicht wird aus dir mal was“,
sagte Dirk. „Ein zweiter Elvis!“
Neal lachte laut auf bei dem Gedanken an den übergewichtigen
Sänger. Er selbst war doch das krasse Gegenteil. „Nein, danke.“
„Nimm Gesangsstunden, echt! Du wirst es nicht bereuen“, sagte
Dirk eindringlich.
„Meine Musiklehrerin faselt auch immer so was. Aber das ist doch
Quatsch! Lass uns das Thema wechseln ... Wo sind wir
eigentlich?“ Neal sah aufmerksam aus dem Autofenster.
„Goethestraße. - Mann, hier gibt es Villen, was? Hier möchte ich
auch wohnen!“
„Hier wohnt Cecile irgendwo.“
„Das Mädel aus deiner Klasse? Die, mit der du rumgeknutscht
hast?“, erkundigte sich Dirk.
Neal nickte.
„Welche Hausnummer?“
„Keine Ahnung“, sagte Neal. Er zuckte mit den Schultern.
Mit quietschenden Reifen hielt Dirk an. „Das werden wir gleich
wissen. - Wie ist ihr Nachname?“
„Hoffmann.“
Dirk stieg aus dem Wagen, lief zur anderen Straßenseite und
verschwand in einer Telefonzelle. Wenig später kam er mit einem
Lächeln im Gesicht zurück.
„Nummer zehn, das muss hier gleich sein.“ Er setzte sich wieder
hinter das Steuer und fuhr ein paar Meter vor.
„Was hast du
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