Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
längere Haare, sah irgendwie alternativ
aus. Neal konnte sich nicht wirklich erinnern, von ihm ernsthaft
gehänselt worden zu sein. Und dennoch stimmte ihn der plötzliche
Wandel nachdenklich. „Warum bin ich auf einmal so wichtig?“
Und tatsächlich wand sich Richard nun ein bisschen. „Ich habe
dich schon länger im Auge, als Gitarristen. Du hast bestimmt gute
Ideen aus England.“
„Ich weiß echt nicht, ob ich das Angebot ernst nehmen kann.“
„Der Bus kommt“, rief Francesca nun dazwischen.
„Ich muss los!“ Neal sah Richard kühl an.
„Mittwoch um vier proben wir, hier in der Schule. Kommst du?“
fragte der, als Neal einstieg.
„Mal sehen.“
Die Bustüren schlossen sich.
VI .
Am Nachmittag klingelte das Telefon bei den Andersons. Es war
Dirk, der Neal sprechen wollte. Stephanie Anderson brachte den
Apparat hoch in Neals Zimmer.
„War eine blöde Aktion heute in der Schule, nicht wahr?“ Dirk
klang angespannt.
„Mehr als blöd. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich weiß echt
nicht, was meine Mitschüler gegen mich haben.“
„Ich denke mal, es ist nur, weil du anders bist“, sagte Dirk. „Ich
bin sicher, das wird sich noch ändern.“
„Warum meinst du das?“, fragte Neal verwundert. Er presste den
Hörer fest an sein Ohr, aus Angst, er könne etwas überhören.
„Ist nur so ein Gefühl.“
Neal ließ sich zurück auf sein Bett fallen. „Na, wenn du das sagst.
Ich glaube es nicht so ganz. Obwohl mich heute Richard gefragt
hat, ob ich in seiner Band mitmachen möchte ...“
„Siehst du! Das ist doch schon ein Anfang.“ Dirk klang erfreut.
„Ich weiß nicht“, zweifelte Neal. „Ich traue denen nicht. Kevin ist
auch in der Band - und der ist immer gegen mich. Warum sollte er
sich so plötzlich geändert haben?“
„Ich sage doch, die werden dir nichts mehr tun. Da bin ich mir
sicher.“
„Ich glaube, die stellen mir eine Falle. Wenn ich da hingehe,
werden sie wieder irgendeine Scheiße machen.“
„Du kannst dich doch wehren.“ Dirks Stimme klang fast
vorwurfsvoll.
„Aber nicht gegen vier Leute“, entgegnete Neal düster. In seiner
Fantasie stellte er sich vor, wie die ganze Klasse auf ihn
losprügelte. Ein Schauer fuhr seinen Rücken entlang.
„Es wird schon nichts passieren.“
„Sie könnten mich zusammenschlagen, oder meine Gitarre aus
dem Fenster werfen ... Und keiner würde es mitkriegen.“ Neal
seufzte.
„Du traust denen wirklich nicht, was?“ stellte Dirk fest. „Was
wäre denn, wenn ich mitkomme?“
Neal zögerte. „Das würdest du machen?“
„Warum nicht?“
Es regnete ausnahmsweise mal nicht, als Dirk ihn am Mittwoch
abholte.
Kevin und Richard und die beiden anderen Jungen waren schon
anwesend, als die Tür sich öffnete und Neal eintrat. Auf dem
Rücken trug er eine schwarze Gitarrentasche. Hinter ihm betrat
Dirk den Übungsraum.
„Neal kommt“, flüsterte Kevin. „Scheiße, er hat Dirk
mitgebracht!“ Aufgeregt wandte er sich an seine Freunde. „Seid
bloß nett zu ihm, okay? Keine blöden Sprüche oder so, bitte.“
Nervös spielte er an den Seiten seiner roten Fender Gitarre herum.
Dann riss er sich zusammen und ging auf Neal und Dirk zu.
„Schön, dass du kommen konntest.“ Er gab Neal die Hand. „Hallo
Dirk. Was für eine Überraschung.“
Der Schülersprecher musterte ihn kühl. „Ich wollte mir das Ganze
mal ansehen. Tut einfach so, als wäre ich nicht hier ...“ Er setzte
sich lässig auf einen der Tische, die an der Wand standen und zog
seine Beine an den Körper.
„Hier ist dein Verstärker, Neal.“ Kevin deutete auf einen großen,
schwarzen Kasten. „Du kannst dich gern schon anschließen. Soll
ich dir helfen?“
Neal runzelte die Stirn, überrascht, dass Kevin so freundlich war.
„Nein, das kann ich alleine.“
„Was spielst du denn so?“
„Alles mögliche“, antwortete Neal. „Beatles, Cat Stevens, Bowie
... The Clash natürlich.“
„Super.“ Kevin klang begeistert. Die Nervosität in seiner Stimme
hatte ein wenig nachgelassen. „Spiel mal was vor.“
Neal sah unsicher zu Dirk hinüber, doch der zwinkerte ihm
beruhigend zu. Und so begann er zu spielen. Er hatte sich für
Ziggy Stardust von Bowie entschieden. Am Anfang klang alles
noch ein bisschen zittrig, aber nach den ersten Akkorden lief es
fast wie von selbst.
„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm“, sagte Dirk spöttisch,
als sie den Probenraum verließen und auf das Auto zusteuerten.
Neal packte seine Gitarre in
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