Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
vor?“, fragte Neal verunsichert.
Der Wagen kam zum Stillstand. „Da ist es. Und oben brennt sogar
Licht! Was für ein Zufall.“
Dirk drehte sich um und griff nach einem Fernglas, das auf dem
Rücksitz lag, dann sah er Neal auffordernd an.
„Was ist? Kommst du nicht mit?“
Neal folgte Dirk in die Dunkelheit hinaus. Nun standen beide vor
dem großen Haus der Hoffmanns und sahen es an. Dann schlichen
sie in den Garten, bis sie vor einem riesigen Baum standen.
„Nun müssen wir nur noch da hoch“, sagte Dirk. Er hängte sich
das Fernglas um den Hals. „Los, hilf mir mal!“
Neal nickte und verschränkte seine Hände ineinander, damit Dirk
hineinsteigen konnte, um an den ersten Ast zu gelangen. Wenig
später hangelte sich Dirk weiter hoch, bis er fast in der Mitte des
Baumes angekommen war. Dann nahm er sein Fernglas und sah
hindurch.
„Wer sagt’s denn“, freute er sich, „genau zur richtigen Zeit. Neal,
komm schnell hoch.“
„Wie soll ich denn hochkommen?“, rief Neal zurück. Suchend sah
er sich um. Er erblickte eine graue Mülltonne und benutzte diese
als Kletterhilfe. Dann hangelte er sich ebenfalls von Ast zu Ast,
bis er dicht neben Dirk in der Baumkrone Platz fand.
„Was ist?“, fragte er neugierig.
Mit schelmischem Grinsen hielt Dirk ihm das Fernglas hin.
„Sieh selbst.“
Zaghaft nahm Neal das Fernglas entgegen und sah hindurch,
fixierte das hell beleuchtete Zimmer in der ersten Etage. Er
schaute genau in das Schlafzimmer von Cecile. Vor Überraschung
klappte ihm die Kinnlade hinunter.
Seine Klassenkameradin stand vor ihrer Kommode und kämmte
ihr langes, dunkelbraunes Haar. Dann legte sie die Bürste weg und
begann, sich auszuziehen.
„Sie zieht sich aus“, zischte Neal. Er drückte das Fernglas fest an
seine Augen. „Wahnsinn!“
„Zeig mal! Ich will auch sehen.“ Dirk entriss ihm das Fernglas.
Er grinste. „Wenn die wüsste, dass wir hier rumspannen.“
„Lass mich auch noch mal sehen“, bettelte Neal und nahm das
Fernglas wieder entgegen. „Oh, nein, sie zieht ein Nachthemd an
... schade, schade ...“
Das Licht ging aus, und Neal senkte das Fernglas.
„Vorstellung zu Ende.“ Dirk seufzte. „Hat sich aber doch gelohnt,
oder?“
Neal nickte eifrig. „Echt klasse diese Idee.“ Er lachte leise. „Wir
sind bestimmt die ersten Kerle, die Cecile nackt gesehen haben.
Mensch, wenn die das rausbekommt.“
„Dann hättest du sie in der Hand. Aber - du willst ja nichts von ihr,
oder?“, erkundigte sich Dirk.
Neal schüttelte den Kopf.
„Okay, ich denke, hier ist heute Abend nichts mehr zu holen.“
Dirk sah nach unten auf die Erde. Langsam hangelte er sich von
Ast zu Ast nach unten, kletterte auf die Mülltonne und sprang das
letzte Stück herunter.
Neal folgte. Als er die Füße jedoch ausstreckte, um auf die
Mülltonne zu gelangen, rutschte er ab und fiel mit einem
Aufschrei herunter. Die Mülltonne kippte um. Neal landete auf
dem Rasen.
„Was machst du denn da?“ Dirk klang erschrocken. „Hast du dich
verletzt?“
Neal hob sachte den Kopf und sah sich verwundert um. „Nein,
alles okay.“
„Wirklich? Das sah gefährlich aus!“
„Nein, hab’ mich nur erschrocken“, beruhigte ihn Neal. Dirk half
ihm aufzustehen.
„Hast du Schmerzen?“
„Nein. Ich sagte doch: alles in Ordnung!“, versicherte Neal, dabei
klopfte er sich die dreckige Hose ab.
Dirk atmete auf. „Nicht auszudenken, wenn du dir meinetwegen
ein Bein gebrochen hättest. War auch eine blöde Idee, dort auf den
Baum zu klettern ...“
„Ich fand die Idee gut, wirklich“, entgegnete Neal. „Ist doch meine
Schuld, wenn ich zu dämlich bin, um auf die Mülltonne zu
steigen.“
„Na ja, ist ja noch mal gut gegangen ... Aber auf den Schreck muss
ich erst mal was trinken“, sagte Dirk. Er fasste Neal am Arm.
„Komm, wir fahren in eine Kneipe.“
Kurze Zeit später saßen beide in einer Bar. Sie hatten sich einen
Tisch in der dunkelsten Ecke ausgesucht. Dort konnten sie
ungestört miteinander reden.
„Du merkst echt nichts von dem Sturz?“, vergewisserte sich Dirk
erneut.
„Kein Stück! Du musst nicht ständig nachfragen.“
„Ich mache mir halt Sorgen. Das waren fast zwei Meter, die du
gefallen bist.“
Dirk klang wirklich besorgt. Sein sonst so selbstsicherer
Gesichtsausdruck zeigte deutliche Bedenken. Dies erstaunte Neal
immer mehr.
„Du machst dir echt Gedanken, was?“
„Ja, natürlich.“ Dirk senkte den Kopf, als müsse es ihm
unangenehm sein.
„Ich
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