- Liebeszeiten
den Namen Bacchus?«, fragte sie Thomas, als sie sich im Restaurant gerade hingesetzt hatten.
Er lächelte: »Nun, was soll ich sagen? Lass mich dir eine kleine Geschichte erzählen. Von Göttern, Männern, Frauen, der Liebe und dem Wein.«
Er setzte an: »Der Name kommt dir so bekannt vor, da er bei den Römern als Gott des Weines bezeichnet wird. Sein ursprünglicher Name ist »Liber pater« und man kann ihn ebenfalls mit dem griechischen Gott Dionysos vergleichen. Bacchus erwählte seine Braut unter den sterblichen Menschen, der Tochter des kretischen Königs Minos – der mit dem Minotauren – die Geschichte kennst du bestimmt, oder?«
Jane nickte und hörte gespannt weiter zu.
Thomas fuhr fort: »Diese Tochter hieß Ariadna im lateinischen und wird im italienischen Arianna genannt. Sie hat sich erst unglücklich in Theseus verliebt, dem sie mit ihrem Wollfaden aus dem Labyrinth heraus geholfen hat und ist dann später Bacchus Ehefrau geworden. Sie wurde in Kreta als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt und er wird bis zum heutigen Tage als Gott des Weines und Rausches bezeichnet.«
Jane hatte ihm neugierig und aufmerksam gelauscht. Die alten Dramen der Antike, sie hatte Geschichte schon immer faszinierend gefunden und lächelte ihn dankbar an.
»Der Ariadnefaden. Ich erinnere mich. Ich wusste nur nicht, dass sie dann die Ehefrau eines anderen wurde. Ich dachte immer, sie hätte Theseus geliebt.«
Thomas grinste.
»Bekannt ist, dass sie auf der Insel von Naxos, alleine und einsam schlafend aufwachte und Bacchus sie dort vorfand und sich in sie verliebte. Theseus hat sie nie mehr wiedergesehen.«
»Oh, wie tragisch.«
Jane seufzte.
Sie nahmen beide die Speisekarten auf und wählten hausgemachte Ravioli und Tiramisu als Nachtisch. Thomas lies sich die Weinkarte geben und suchte einen italienischen; leichten Rotwein, mit wenig Alkohol aus. Man konnte diesen auch für den Nachtisch nehmen, da er ebenfalls trocken war. Etwas Süßes im Glas wäre der geschmackliche Übergau gewesen, aber hier konnte er richtig glänzen mit seinem Wissen – und er verstand sein Handwerk.
Der Nachmittag verlief sehr entspannt. Sie unterhielten sich über Gott und die Welt und fanden kaum ein Ende. Nachdem sie einen kleinen Espressini getrunken hatten, bezahlten sie die Rechnung und machten sich auf den Heimweg.
Sie spazierten den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
Wieder in ihrer Wohnung angekommen, klingelte Jane's Handy. Sie schaute auf das Display. Alex. Sie konnte ihm ja nicht immer aus dem Weg gehen. Sie nahm das Gespräch an und ging ins Schlafzimmer.
Thomas verstand und ließ ihr den Freiraum. Jane kam nach einigen Minuten zurück und schaute ihn an.
»Alex möchte sich mit mir treffen, um zu besprechen wie das mit der Abrechnung ist. Macht es dir was aus?«
Er zog die Augenbraue hoch.
»Du fragst mich nicht ernsthaft, ob es mir etwas ausmacht, dass du dich alleine mit Alex triffst? Nach allem, was ich von ihm mitbekommen habe und was du mir in den letzten Wochen erzählt hast? Ich möchte einfach nicht, dass er dir wieder wehtut, dass du dich wegen ihm schlecht fühlst.«
Sie ging zu ihm und nahm ihn in den Arm.
»Versteh mich nicht falsch, Jane.«
Thomas schob sie von sich weg und nahm ihre Hände.
»Es ist nicht verkehrt, wenn ich in der Nähe bin. Nur für den Fall. Ich hab ein ungutes Gefühl und du weißt genau, was ich damit meine.«
Jane schaute ihn ernst an. Er hatte recht, es wäre kein Fehler, wenn er in Reichweite war. Sie hoffte allerdings, dass das nicht nötig sein würde.
»Okay, du hast recht.«
Erwiderte sie und lehnte sich an ihn.
6
Jane hatte keine Lust sich mit Alex zu treffen, aber sie hatte es ihm ja versprochen. Irgendwie redete sie sich auch ein, dass sie es ihm in gewisser Art und Weise schuldig sei. Er hatte ja auch eine neue Freundin und könnte mit ihr jetzt auch endlich alleine in der Wohnung leben, ohne peinliche Treffen, Streitereien oder Absprachen.
Thomas hatte sie begleitet und wartete in einem Teil des Biergartens, von wo er einen Blick auf Jane und Alex hatte, jedoch unbemerkt von ihrem Ex-Freund saß. Jane hatte darauf bestanden sich in der Öffentlichkeit mit Alex zu treffen und war schon eine viertel Stunde früher am verabredeten Zeitpunkt dort.
Irgendwann traf dieser dann auch ein und setzte sich ihr gegenüber. Jane begrüßte ihn.
»Hallo Alex.«
Sein Gesicht war hart und etwas lag in seinen Augen, was sie nie zuvor da gesehen hatte. Er musterte
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