Liebhaber der Finsternis
mit weißen Tüchern abgedeckt, die Fensterläden geschlossen und die Luft roch alt und abgestanden. Deshalb versuchte sie als Erstes, einen der Läden zu öffnen. Er klemmte und sie musste mehr Kraft aufwenden als vermutet, aber sie schaffte es und mit einem Quietschen schwang der Fensterladen auf. Sanftes Mondlicht fiel ins Zimmer und sie konnte nicht anders, als die kleinen Kristalle, die der Schein auf die Möbel zauberte, zu bewundern. Früher hatte sie geglaubt, es gäbe nichts Schöneres als Sonnenschein. Dem war nicht so. Schwungvoll zog sie das Tuch von einer Chaiselongue und setzte sich. Das Funkeln ließ sich nicht mit den Händen einfangen und sie fühlte sich bei diesem Spiel wie ein kleines Kind.
Als Cian das Schlafzimmer betrat, fiel sein Blick auf Kyle und auf das Bett. Schmunzelnd dachte er an den Moment, als Leah das Zimmer verlassen hatte. Kurzerhand hatte er Kyle zurück in sein Bett befördert und sich erneut mit ihm vergnügt. Kyls Schwanz und dessen Lust zu schmecken war nur der erste Teil seiner Genussreise, den Rest hatte er sich bei der zweiten Runde geholt. Wenn Corben ihn so gesehen hätte, hätte er seinen zweiten Wutanfall in dieser Nacht gehabt. Es war eine innere Genugtuung, die ihn bei diesem Gedanken überkam. Es gab viele Vampire, die keinen Unterschied machten, mit wem sie es trieben, aber Corben war ein Verfechter einer veralteten Weltanschauung. Ihn damit zu brüskieren war wie ein zusätzlicher Höhepunkt. Und er würde nicht damit aufhören, beiden Geschlechtern zu frönen, Abwechslung inspirierte ihn und half ihm, die Unendlichkeit besser zu ertragen. Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Er hatte nur einmal dieses tiefe Gefühl gespürt und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es jemals eine Wiederholung gab. Jetzt erst stellte er fest, dass Leah nicht anwesend war. Im nächsten Moment hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er nicht darüber nachgedacht hatte, wie Leah reagieren würde, wenn sie Kyle nackt vorfand. Wahrscheinlich war sie noch nicht zurückgekommen. Da sie nicht hier war, konnte sie nur bei seinem Bruder sein. Er konnte sich vorstellen, wie er sie zu beeinflussen versuchte. Es war zu offensichtlich, dass er sie vergötterte. Der arme Idiot. Wüsste er, wie übel er ihm mitgespielt hatte … Aber er ließ sich nicht von Corben ins Handwerk pfuschen. Die Lektion, die er ihm zuteilwerden ließe, würde ihn ein für alle Mal heilen. Die ewige Bevormundung ging ihm mächtig auf den Geist. Eigentlich konnte es ihm egal sein, denn ausreichend Spaß hatte er in dieser Nacht schon zur Genüge gehabt, aber hier ging es ums Prinzip. Leah gehörte jetzt zu ihm und Corben sollte seine schmutzigen Finger von ihr lassen. Diese Regeln hatte sein Bruder aufgestellt, nun sollte er selbst von seiner bitteren Medizin kosten. Also gut, zuerst würde er Kyle zu den anderen runterbringen, und sich danach um Corben kümmern.
Er warf Kyle wie einen Sack Mehl über die Schulter und stapfte die Treppe hinunter. Als er am Esszimmer vorbeikam, ging die Tür auf und Corben stand ihm gegenüber.
„Du bringst ihn jetzt erst runter? Du bist geschmacklos. Lässt deine Gefährtin die ganze Nacht mit einem fremden Mann allein. Was sagt sie dazu, oder ist es ihr egal? Oder ist sie am Ende genau so verdorben wie du?“
„Das wirst du doch sehr gut wissen, schließlich war sie ja die ganze Nacht mit dir zusammen. Habt ihr euch gut amüsiert? Und hat sie es dir ordentlich besorgt? Also halt mir keine Predigt“, giftete er und machte Anstalten, in den Keller zu gehen.
Corben hielt ihn zurück. „Was willst du damit sagen? Wo ist sie?“
„Was soll die dumme Frage? Sie ist doch bei dir.“
„Sie ist nicht bei mir. Verdammt, wo warst du? Draußen geht in ein paar Minuten die Sonne auf und du weißt nicht, wo deine Gefährtin ist? Ich dachte nicht, dass ich das mal sagen würde, aber ich schäme mich, dass du mein Bruder bist. Ich hoffe, die Nacht war es wert, dass du sie allein gelassen hast. Sollte ihr etwas zugestoßen sein, wirst du die Konsequenzen tragen und sei gewiss, ich werde mir eine passende Strafe einfallen lassen.“ Gefährlich dicht kam er ihm nahe. „Und wenn du noch einmal so mit mir redest, wirst du es bereuen. Bring ihn nach unten, ich werde die anderen zusammentrommeln. Vielleicht haben wir noch eine Chance, sie rechtzeitig zu finden.“
Leck mich, dachte Cian. Als sein Bruder außer Reichweite war, brachte er sein Päckchen in den Keller.
Es dauerte
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