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Liebhaber der Finsternis

Liebhaber der Finsternis

Titel: Liebhaber der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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solchen Zelle verbracht. Oder war es so, dass sie von all dem nichts mitbekamen?
    Das war also die Vorratskammer, von der Corben gesprochen hatte. Wie dumm sie doch gewesen war. Sie hatte ihre Menschlichkeit wie ein altes Hemd weggeschenkt und sich zu einem Monster machen lassen. Wenn ihre Eltern noch am Leben wären, würden sie sich für sie schämen. Aus einem Augenwinkel heraus nahm sie eine Bewegung war. Es war das Mädchen, das sich weiter nach hinten in eine Ecke zu flüchten versuchte.
    „Mädchen, komm zu mir“, forderte Leah sie auf. Widerstrebend ging das Mädchen auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Wie heißt du?“
    „Eva.“
    „Komm mit, ich kann dich gebrauchen, du wirst meine persönliche Dienerin. Und wir haben einiges zu tun, damit das Dreckloch hier unten in Ordnung gebracht wird.“
    Leah wollte sich umdrehen und aus dem Kerker verschwinden, als sich jemand an ihren Beinen festklammerte und zu flehen begann.
    „Ich habe nichts verbrochen, bitte lass mich frei, ich werde niemandem erzählen, was ihr seid. Bitte, ich habe nichts getan.“ Der junge Mann weinte hemmungslos.
    Er war schmutzig und stank. Seine Haare waren verfilzt, fettig und ließen keinen Schluss mehr über die eigentliche Haarfarbe zu. Seine Gliedmaßen wirkten abgemagert oder er war von Natur aus dünn. Von seinem Körper hingen die kläglichen, fleckigen Überreste seiner Kleidung. Wer wusste, wie lange er nicht mehr geduscht hatte. Seine Tränen hinterließen Spuren in seinem dreckverschmierten Gesicht. Nur seine hellblauen Augen leuchteten wie zwei Sterne in tiefschwarzer Nacht. Sie sah das Flehen darin und es berührte sie tief. Plötzlich hatte sie Angst um ihn. Er war fast noch ein Kind. Oder aber er war älter als er wirkte. Vielleicht lag es an seiner Verzweiflung, die ihn verletzlich wirken ließ und ihr Herz anrührte. Warum waren alle außer diesen beiden gebannt? Wie konnte der Clan nur so grausam sein? Sie schüttelte ihn ab und verließ schnell mit dem Mädchen den Keller. Wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre, hätte sie ihn auch in den Dämmerzustand versetzt, so aber musste sie ihn zurücklassen und warten, bis einer der anderen sich seiner annahm. Sie fühlte sich zittrig und schwach, und ihre Fänge hatten sich verlängert. Erst dann spürte sie den Durst, der sich ihrer bemächtigt hatte. Sie musste dringend Nahrung aufnehmen. Schon beim Hinaufgehen rief sie nach Sam, der Sekunden später mit großen Augen vor ihr stand und sowohl Leah als auch ihr Mündel, das sich hinter ihrem Rücken versteckte, beäugte.
    „Miss … ich meine Leah, Sie wünschen?“
    „Ich möchte, dass sie etwas für mich organisieren. Aber vorher brauche ich unbedingt etwas zu essen, mir ist ganz schwindelig.“
    „Ich verstehe nicht ganz, Miss. Sie haben doch etwas zu Essen hinter dem Rücken. Ich kann sie für Sie reinigen und dann zu Ihnen hinaufbringen.“
    „Sam, das ist abscheulich, wie können Sie so etwas in ihrer Gegenwart auch nur erwähnen? Sie ist kein Essen, sie ist meine neue Dienerin, sie wird mir zur Hand gehen.“
    „Aber ich bin hier der Diener, ich kann Ihnen zur Hand gehen. Die da brauchen wir nicht.“ Sam rümpfte die Nase. „Außerdem stinkt sie.“
    „Richtig. Deshalb werde ich mit ihr jetzt ins Bad gehen und sie wird duschen. Aber genug geredet, bringen Sie mir bitte etwas zu essen ich werde es zu mir nehmen, wenn Eva sich frisch macht.“
    „Keine Angst, meine Kleine, es wird dir niemand etwas zuleide tun. Du stehst unter meiner Obhut.“
    Das Mädchen nickte, doch anscheinend glaubte sie ihr kein Wort, denn das Zittern der Knie hatte nicht nachgelassen. Leah fühlte sich wie ausgelaugt. Hatte sie sich in den letzten beiden Nächten zu viel zugemutet? Sie verstand es nicht, sie hatte immer regelmäßig Blut zu sich genommen und gut geruht. Genau genommen hatte sie wie eine Tote geschlafen.
    Als die zitternde Eva im Bad verschwunden war, ließ sie sich auf der Chaiselongue nieder und trank das dritte Glas Blut innerhalb einer Minute aus. Doch die Erholung und das Gefühl von Macht und Unsterblichkeit wollten sich einfach nicht einstellen. Konnten Vampire erkranken? Was, wenn eine der Blutkonserven nicht mehr gut war oder der Spender infiziert, würde sie dann auch krank? Oder war ihre Spezies immun gegen jegliche Erreger? Noch immer wusste sie viel zu wenig darüber.
    Im Bad ging die Dusche an. Das arme Ding, was musste sie durchgemacht haben. Irgendwie war sie froh, eine Frau um sich zu wissen.

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